Oberliga

Mit Ansage – trotz Widerständen: Süderelbe feiert ersten (Kanter-)Sieg im Jahr 2024!

26. März 2024, 12:48 Uhr

Hattrick-Schütze Erolind Krasniqi schreit seine Freude und Erleichterung lautstark heraus. Archivfoto: noveski.com

„Wir gewinnen jetzt bei Alsterbrüder!“, versprach Stefan Arlt seinen Mannen im Teamkreis nach dem siebten sieglosen Liga-Spiel in Folge gegen den Niendorfer TSV (0:0). „Es ist natürlich eine Gefühlssache“, entgegnete der Cheftrainer des FC Süderlebe auf Nachfrage. „Auf der anderen Seite bin ich jeden Tag mit der Mannschaft auf dem Platz und weiß, wie fleißig die Jungs trainieren. Und mit Ausnahme des Heimspiels gegen HR war die Leistung immer gut bis sehr gut. Wir hatten viel Dampf und Tempo im Spiel, uns fehlte einfach immer so ein bisschen das Spielglück. Letztendlich kann man das zwar auch so ein Stück weit erzwingen, trotzdem haben wir immer viel investiert. Ich sehe das ja anhand der Statistiken. Deswegen war ich mir ziemlich sicher: Wenn wir so weitermachen wie in den letzten Spielen, alle gesund sind und bleiben – und das sah in der letzten Woche nach dem Spiel so aus, daher auch der Optimismus auf dem etwas größeren Platz –, dass wir dann einfach bessere Möglichkeiten kriegen, um dann wirklich auch mal zuzuschlagen.“

Eine Einschätzung, die sich bewahrheitet hat. „Da gehört natürlich auch immer ein bisschen Glück dazu, aber das war alles andere als unverdient. Ganz im Gegenteil. Wir waren die klar bessere Mannschaft“, konstatierte Arlt nach dem 7:3-Kantersieg am Walter-Wächter-Platz. „Das hat sich die Mannschaft verdient, weil sie in den letzten Wochen unfassbar gearbeitet und eine tolle Moral gezeigt hat. Deshalb war das für uns eine Frage der Zeit. Alles andere hätte das komplett ad absurdum geführt.“ Nach der Partie beim FCA verriet Arlt, dass man dem Team „eine klare Marschrichtung mit auf den Weg gegeben“ habe, die da lautete: „Möglichst in den ersten zehn Minuten in Führung zu gehen.“ Gesagt, getan. Erolind Krasniqi eröffnete das Tor-Spektakel (9.).

"Kiesbargler" schaffen "Lockräume" und stechen zu

Süderelbe-Coach Stefan Arlt kündigte den Sieg bereits im Vorfeld an - und behielt recht. Dementsprechend groß war die Freude - auch über den Sieg der "Zweiten". Archivfoto: noveski.com

„Wir sind davon ausgegangen, dass wir den Dampf der letzten Wochen auch heute auf die Platte bringen werden. Der Platz ist etwas länger und auch mindestens zwei Meter breiter als am Kiesbarg. Das heißt: Es gibt Raum – insbesondere für unsere schnellen Spieler, aber auch für unser Passspiel“, war Arlt überzeugt – und gab seinen Jungs mit auf den Weg: „Wenn wir das gut nutzen, im Pressingverhalten gut sind und eine gute Vorwärtsbewegung sowie eine gute Antizipation haben, dann werden wir viele Bälle erobern.“ Man habe das Zentrum massiv zugestellt und sei auf den Außenpositionen bewusst in Unterzahl gegangen, „um da Lockräume zu schaffen. Da sollten unsere Außenspieler zugreifen. Über solche Aktionen wollten wir die vorhandene Tiefe und die Breite nutzen, um dann mit Geschwindigkeit vors Tor zu kommen. Das ist uns auch relativ gut gelungen.“

"Wir sind unserem Plan treu geblieben"

Die ersten Möglichkeiten blieben noch ungenutzt, doch dann schlug Krasniqi, wie bereits erwähnt, zu. „Der weitere Teil des Plans war: Wenn wir es schaffen, in Führung zu gehen, dass wir dann möglichst den Schwung mitnehmen und gleich ein zweites Tor nachlegen, um Ruhe in das Spiel zu bekommen.“ Aber: „Dann lief wieder alles komplett gegen uns!“ Erst kassierten die „Kiesbargler“ nach „einer kompletten Unachtsamkeit unserer Kette bei einem Freistoß, wo wir einfach nicht sauber rausrücken“, den Ausgleich. Lennart Duve hatte keine Mühe mehr – 1:1 (15.). Und unmittelbar darauf musste Marius Wilms, der blank auf das gegnerische Gehäuse zueilte, sich dann aber wohl eine Zerrung zuzog und den Spurt abbrechen musste, vom Platz (16.).

Nichtsdestotrotz: „Wir sind unserem Plan treu geblieben, hatten jede Menge Durchbrüche und Umschaltsituationen.“ Die logische Konsequenz: Der starke Krasniqi (16., 38.) und Can Kömürcü (39.) erhöhten noch vor der Pause auf 4:1 für die Gäste! Doch dann das: „Der Schiedsrichter hat unserem Torwart beim Kopfballspiel außerhalb des Strafraums mit Rot bestraft. Für mein Dafürhalten war das andersrum, weil er den Ellbogen des gegnerischen Stürmers komplett ins Gesicht bekommt. Die Kinnlade – alles hat geblutet“, berichtete Arlt – und fügte an: „Ich dachte erst, dass das aber eine harte Entscheidung für den Stürmer ist. Und auf einmal bekommt Pavel zur Überraschung die Rote Karte.“

Süderelbe in Unterzahl - und trotzdem mit drei Toren

Jorge Camacho machte mit einem Doppelschlag - in Unterzahl - kurz vor Ultimo nicht nur alles klar, sondern sorgte für den 7:3-Kantersieg seines FCS. Archivfoto: noveski.com

Pavel Vaigichev wurde also des Feldes verwiesen (44.) und die Alsterbrüder führten den fälligen Freistoß clever aus. Der noch kalte Jurek Stoeck ließ den Ball prallen. „Drei Mann rücken nach, wir schlafen ein zweites Mal“, haderte Arlt – und musste noch vor dem Pausentee das 2:4 durch Emilio Schiano hinnehmen (45. +1). „Ich habe der Mannschaft in der Halbzeit gesagt, dass es vielleicht gar nicht so verkehrt ist und die Tatsache, dass die Rote Karte mit Sicherheit nicht gerechtfertigt ist, aber das ja immer eine Entscheidungssache des Schiedsrichters ist, eventuell dafür sorgt, dass wir jetzt aufmerksamer verteidigen, weil wir in Unterzahl sind. Unsere Räume für Konter werden wir bekommen, weil wir genügend schnelle Leute zur Verfügung hatten.“ Und genau so hat sich das dann auch entwickelt.

Süderelbe stand etwas tiefer, Alsterbrüder hatte viel den Ball. Aber die Gäste hatten „unfassbar viele Konterchancen“ zu verzeichnen. Fast schon logisch: Das 5:2 durch Rouven Treu (67.). Aber keine 60 Sekunden später verkürzte Tim Algner (68.), „weil wir hinten wieder nicht aufpassen“. Per Doppelschlag stellte der für Wilms eingewechselte Jorge Camacho – wohlgemerkt in numerischer Unterzahl – den 7:3-Endstand her (88., 89.)! „Es wäre mit Sicherheit nicht übertrieben, wenn wir zehn Tore geschossen hätten! Wir waren noch mindestens vier- oder fünfmal komplett frei vor dem Tor“, konstatierte Arlt. „Dennoch sind wir natürlich super zufrieden, dass wir unser erstes Pflichtspiel im neuen Jahr gewonnen haben“, fiel auch eine gewisse Last von ihm und seinen Schützlingen ab.

Arlt freut sich für gesamten Staff - und über die "Zweite"

Ein ungewohntes Gefühl für den FC Süderelbe im Pflichtspieljahr 2024: Nach sieben sieglosen Spielen feierte die Arlt-Equipe endlich den ersten "Dreier". Archivfoto: noveski.com

„Das war die Marschrichtung: Ganz egal, wie wir spielen müssen, was wir heute machen müssen, und wie das Spiel läuft. Ich hatte die Mannschaft auch vorgewarnt, dass es vielleicht mal eine zweifelhafte Entscheidung gegen uns geben kann. Das liegt alles in der Natur der Sache nach den letzten Wochen, aber: Dass wir uns von nichts aus der Bahn werfen lassen dürfen und den Dreier mitnehmen müssen.“ Dementsprechend gut war die Laune auf der Heimfahrt, „was wir dieses Jahr noch gar nicht kannten“, erwiderte Arlt mit einem Augenzwinkern. „Entsprechend ist die Freude bei allen Beteiligten riesengroß. Es freut mich auch für unseren ganzen Staff. Alle sind so unfassbar fleißig, geben alles, bereiten alles so toll vor - und wir konnten bisher noch nichts zurückgeben. Jetzt sind alle glücklich.“

Abgerundet wurde der perfekte Sonntagnachmittag vom Sieg der Zweiten Mannschaft, die damit die Tabellenführung in der Bezirksliga Süd übernahm und den haushohen Favoriten vom Klub Kosova sowie Dersimspor hinter sich gelassen hat. „Das ist für uns genauso wichtig“, strahlte Arlt nach einem „rundum gelungenen Spieltag“.

Autor: Dennis Kormanjos