Die Reise des Klaus Klock – Zwischen Bernabeu und Wilhelmsburg

„Der FC Türkiye ist wie eine Familie“

30. September 2015, 07:27 Uhr

Hat sowohl als Aktiver wie auch als Verantwortlicher eine ganze Menge erlebt und viel zu erzählen: Türkiye-Manager Klaus Klock. "Müssen mit aller Macht versuchen, die Klasse zu halten." Foto: noveski.com

„Für mich gab es als Kind nichts anderes als den Fußball.“ Seit mittlerweile acht Jahren leitet Klaus Klock gemeinsam mit Dogan Inam und Ismail Uysal die Geschicke beim FC Türkiye. Doch vor seiner ehrenamtlichen Funktionärstätigkeit sorgte „Klocki“ auf dem grünen Rasen für Furore, schaffte es in diverse DFB-Jugend-Auswahlmannschaften und sogar bis in die zweite Bundesliga. Weshalb er sich noch heute darüber ärgert, ein Jobangebot als Gärtner abgelehnt zu haben, erzählt er uns im ausführlichen Gespräch. Ein Blick in die aktive Karriere, aber auch hinter die Kulissen des Profigeschäfts, bis hin zu seiner verantwortungsvollen Aufgabe beim Oberliga-Aufsteiger aus Wilhelmsburg. „Dass wir es nach einigen Anläufen in die höchste Spielklasse Hamburgs geschafft haben, bedeutet mir sehr viel. Jetzt sind wir in der Region angekommen, wo ich mich wohlfühle.“

Die Geschichte des Klaus Klock beginnt im Alter von dreieinhalb Jahren. „Ich selbst kann mich da gar nicht mehr dran erinnern, aber bei jeder Familienfeier kommt diese Story immer wieder hoch.“ Mit seinem ersten Jugendklub Viktoria Wilhelmsburg reiste Klock zum SC Sperber. „Mein damaliger Trainer hat mich ein- und später wieder ausgewechselt. Da bin ich einfach weggelaufen und habe geheult. Meine Mutter musste mich irgendwo auf der Straße wieder einfangen.“ Schon als kleiner Steppke hatte Klock nur den Fußball im Kopf. „In den Sommerferien haben wir morgens um 9 Uhr angefangen und sind am Abend um 19 Uhr nach Hause. Wir standen jeden Tag zehn Stunden auf dem Platz.“ An seiner Seite: Ex-St. Pauli-Profi Dirk Zander. „Wir sind zusammen aufgewachsen, haben die gesamte Kindheit und viele Urlaube miteinander verbracht. Seinen Eltern gehörte damals das Klubheim von Viktoria Wilhelmsburg und Dirks Mutter Renate hat uns jeden Tag Essen gekocht.“ Rückblickend die „geilste Zeit“, wie er meint.

Klock lehnt Job als Gärtner beim HSV ab

Sein fußballerisches Talent blieb auch den Spähern aus dem Profibereich nicht verborgen. „Als ich im jüngeren B-Junioren-Jahrgang war, saß Jochen Meinke schon bei mir zu Hause und wollte mich zum HSV holen. Es gab wohl auch ein Angebot von Werder Bremen, mich ins dortige Internat zu holen, wovon ich bis zum Ende meiner Profi-Laufbahn gar nichts wusste. Meine Eltern hatten Angst, da ich noch sehr jung war.“ Mit 16 Jahren kickten Zander und Klock bereits in der damaligen vierten Liga, der Oberliga Nord, für Viktoria Wilhelmsburg. „Ich habe bereits Verbandsliga gespielt, bevor ich zum HSV in die A-Jugend gegangen bin. All das wäre heute undenkbar.“ Mit 74 Auswahlpartien war Klock, der im 64er- und 65er-Jahrgang nahezu alle Spiele absolvierte, lange Zeit sogar Rekord-Verbandspieler. „Es war schon zu erkennen, dass ich ein bisschen kicken konnte“, sagt er heute mit aller Bescheidenheit. Der große Ehrgeiz machte ihm aber auch schon mal einen Strich durch die Rechnung. Als „saudumm“ bezeichnet er eine verpasste Chance, der er noch heute ein Stück weit hinterher trauert. „Als ich in der Jugend des HSV gespielt habe, durfte ich einige Male unter Ernst Happel bei den Profis mit trainieren und in der Nachwuchsrunde 1981/1982 mitspielen. Eines Tages bot man mir ein Vertrag über 5.000 Mark an – allerdings als Gärtner. Man muss wissen, dass ein Profiverein zur damaligen Zeit nur eine bestimmte Anzahl an Profis melden durfte. Ich war so doof und habe gesagt: Ein Klaus Klock ist Fußballer und kein Gärtner. Daraufhin bin ich für 400 Mark zu Viktoria Wilhelmsburg zurück gegangen“, so der heute 49-Jährige, der mit ironischem Unterton anfügt: „Das war die schlaueste Entscheidung meines Lebens.“

„Konnte mich zwischen mehreren Klubs entscheiden“

Nach einem kurzen Intermezzo beim Hummelsbütteler SV zog er gemeinsam mit dem ehemaligen Bundesligaakteur des VfL Bochum, Holger Aden, weiter zum SC Concordia. Dort erhielt Klock die Einladung zu einem Probetraining bei Alemannia Aachen. „Wir haben in einem Testspiel gegen einen Landesligisten 9:1 gewonnen – ich habe sieben Tore gemacht! Das war für mich der Sprung in den Profibereich.“ Die Angebote ließen nicht lange auf sich warten. „Ich konnte zwischen Cercle Brügge, Genk und Aachen entscheiden. Meine damalige Frau wollte nicht ins Ausland, weshalb die Wahl auf die Alemannia fiel.“ Der Trainer, der Klock an den „Tivoli“ lotste, Diethelm Ferner, wurde jedoch recht schnell entlassen, woraufhin Peter Neururer dessen Nachfolger wurde. „Ich muss ganz ehrlich sagen, dass Peter wohl mein prägendster Trainer war. Ein echter Mann, vor dem ich eine Menge Respekt habe.“ Neururer war auch die Person, die Klock zum nächsten Schritt verhalf. „Ich hatte nicht das Durchhaltevermögen, war froh, im Profibereich angekommen zu sein. In der Hinrunde war ich in Aachen absoluter Stammspieler, als ich in der Rückserie nicht mehr regelmäßig gespielt habe, wollte ich gleich meinen Vertrag auflösen.“ So kam es dann auch. Der Drei-Jahres-Kontrakt wurde aufgelöst und das nächste Abenteuer hieß Rot-Weiß Oberhausen. Ein Kapitel, das unter keinem guten Stern stand. „Ich kam an und plötzlich wurde dem Verein die Lizenz entzogen.“ Es folgte in der Spielzeit 88/89 ein einjähriges Gastspiel beim Zweitligisten Union Solingen, wo Klock in 28 von 38 Saisonspielen zum Einsatz kam, schlussendlich aber mit dem Verein in die Drittklassigkeit abstieg. Daraufhin ließ er seine Karriere in der dritthöchsten Spielklasse bei Eintracht Norderstedt und Altona 93 ausklingen.

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