„Einziges Hindernis war das Abschneiden unserer Profis“

St. Pauli V-Coach Köpke im Gespräch

26. Januar 2016, 10:19 Uhr

Die Erfolgstruppe des FC St. Pauli V. Foto: www.ralphbaiker.com

In der Liga ist der FC St. Pauli V ärgster Verfolger des VfL 93 – im Holsten-Pokal steht die neu gegründete Equipe um „Headcoach“ Christian Köpke im Viertelfinale: Schon jetzt kann man von einer erfolgreichen Saison der „Kiezkicker“ sprechen. Doch nun, wo man noch überall voll im Rennen ist, soll auch etwas Zählbares dabei herumspringen. Wir haben mit dem Übungsleiter der „Erfolgstruppe“ über das Projekt, Verbindungen zur dritten Mannschaft, das Hoffen auf die Profis, die Konkurrenz sowie Ziele und Aussichten gesprochen.

FussiFreunde: Ihr spielt eine tolle Saison und sorgt nicht zuletzt im Holsten-Pokal für mächtig Furore. Erkläre uns mal in Kurzform, wie dieses „Projekt“ FC St. Pauli V zustande kam?

Köpke: „Am Ende der letzten Saison gab es bei uns im Verein die Möglichkeit, ein weiteres Team für den Ligabereich zu melden. Hinzu kommen in der nächsten Spielzeit der Wegfall der Leistungsklassen und die Neugestaltung der Kreisklassen. Mit diesen beiden Argumenten bin ich an mein damaliges Team, die Siebte Herren, mit denen wir in den Unteren Herren gespielt haben, herangetreten. Wir haben uns dann relativ schnell dazu entschieden, diese Chance zu nutzen. Einziges Hindernis war das Abschneiden unserer Profi-Mannschaft in der zweiten Bundesliga. Wären sie abgestiegen, hätten wir aufgrund der Regularien nicht den Sprung in die Kreisklasse machen können. Das war schon eine kuriose Situation. Der direkte Klassenerhalt wurde dann auch erst denkbar knapp am letzten Spieltag gesichert. Und ich glaube, das lag zum großen Teil daran, dass wir die Jungs noch mehr als sonst nach vorn geschrienen haben. Aber damit war für uns der Weg in die Kreisklasse frei.“

FussiFreunde: Du warst ja auch längere Zeit als Co-Trainer an der Seite von Horst Fröhlich und hast nun einige Spieler aus der damaligen Zeit im aktuellen Kader der Fünften. Wie kam es dazu?

Köpke: „Insgesamt war ich nun über fünf Jahre Co-Trainer bei der Dritten unter Horst Fröhlich. Zeitgleich habe ich die Siebte Herren als Trainer betreut. Unter anderem deshalb gab es zwischen beiden Mannschaften natürlich auch immer wieder Berührungspunkte. So haben wir uns zum Beispiel gegenseitig ausgeholfen und das Training zusammengelegt, wenn mal Not am Mann war. Einige Spieler der Dritten hatten dann am Ende der letzten Saison für sich entschieden, diese Mannschaft zu verlassen. Nach einigen Gesprächen war jedoch klar, dass wir diese Spieler im Verein halten konnten, indem sie sich der Fünften Herren anschließen. Das war für das jetzige Team natürlich ein riesen Glücksfall. Denn das bedeutete, dass wir mit einer Mannschaft an den Start gehen konnten, die sich bereits kannte, zusammengespielt hat und befreundet war. Somit konnten wir einige Schwierigkeiten, die es am Anfang einer neuen Saison – in einer neuen Liga, mit neuen Spielern – üblicherweise geben würde, aus dem Weg gehen.“

FussiFreunde: In der Liga liefert ihr euch ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem VfL 93. Was macht die so stark und wo siehst Du eventuell euern Vorteil, um am Ende den Kampf zu euren Gunsten zu entscheiden?

Köpke: „Unsere Vorteile sehe ich zum Einen darin, das wir durch die Pokalerfolge und der bisherigen Spiele in der Liga mit einem gesunden Selbstbewusstsein in die kommenden Aufgaben gehen. Denn auch wenn wir im Viertelfinale des Holsten-Pokals stehen, sehe ich die Wertigkeit der Liga weitaus höher. In der Kreisklasse 7 haben wir einige sehr starke Teams – zu denen nicht nur der VfL 93 gehört. Paloma III, Grün-Weiss Eimsbüttel II, BU III – die meiner Meinung nach auch mehr Potenzial haben, als die jetzige Platzierung hergibt –, UH Adler III und so weiter. Diese Mannschaften machen die Liga zu einer sehr, sehr guten. Viele der Teams würden schon jetzt in Ligen, oberhalb der Kreisklasse, bestehen können. Außerdem denke ich, dass wir mit unserem Zusammenhalt im Team ein sehr großes Gewicht in die Waagschale werfen können. Viele Spieler kennen sich nun bereits seit Jahren auf und neben dem Platz. Viele wohnen auf St Pauli und in der Umgebung. EInige besitzen eine Dauerkarte und stehen zusammen im Stadion. Viele Spieler teilen dieselben Interessen und verbringen so auch ihre Freizeit außerhalb des Fußballs miteinander. Natürlich hat der VfL 93 eine sehr starke Mannschaft, die konstant richtig ‚Power‘ auf den Platz bringt. Der knapp verpasste Aufstieg im letzten Jahr, das Stadion am Borgweg, das Trainergespann, die Spieler sowie der Vorteil, gleich drei Teams zu haben, die in ihren Ligen um den Aufstieg spielen, sorgen natürlich dafür, dass dieses Team der absolute Favorit der Liga ist. Wir wissen, dass es sehr schwer wird, nicht nur die drei Punkte aufzuholen, sondern auch die 17 Tore Unterschied. Unmöglich ist dies aber nicht…“

FussiFreunde: Im Viertelfinale des „Holsten-Pokals“ wartet nun Meiendorf II auf euch. Was für ein Spiel erwartest Du?

Köpke: „Ich denke, dass wir auch in diesem Spiel alles, was wir haben, auf den Platz bringen müssen. Denn Meiendorf wird seine Hausaufgaben ebenso erledigen, wie wir das tun. Sie spielen auch in ihrer Liga eine sehr starke Runde und haben noch einige Nachholspiele, teilweise gegen direkte Konkurrenten. Da kann es sehr schnell in beide Richtungen gehen. Und ob es dann ein Vorteil ist, dass sie bereits eine Woche vor uns in ein Pflichtspiel gehen, wird sich wohl erst nach den Partien zeigen. Nichtsdestotrotz erwarte ich ein sehr enges Spiel. Mehr will ich zu diesem Zeitpunkt aber auch noch nicht dazu sagen.“

FussiFreunde: Titelkampf in der Liga, Viertelfinale im Holsten-Pokal: Wie setzt ihr da eure Prioritäten und welchen Titel würdest Du favorisieren?

Köpke: „Sollten wir am Ende den Aufstieg in die Kreisliga geschafft haben, sind wir mit dem Erreichen des Viertelfinals sehr zufrieden. Andersherum wäre dies sicherlich etwas anders. Natürlich wäre der Pokalsieg ein absolutes Highlight, aber nach dem bisherigen Verlauf wäre der Titel in der Liga um einiges schöner. Auch wenn wir mit Toren in der letzten Minute, einem Elfmeterschießen und dem Sieg gegen einen vermeidlich Großen viel ‚Pokalfeeling‘ dabei hatten, ist es im Pokal auch immer von der Tagesform abhängig. Das ist in der Liga ganz anders. Aber wir werden versuchen, es dem VfL 93, Meiendorf II und allen anderen Gegnern so schwer wie möglich zu machen, gegen uns zu bestehen.“