Werden Deichmann und Pini Norderstedter?

Coach Seeliger gibt Einblick in die Kaderplanung und Ziele

02. Mai 2016, 15:49 Uhr

In der Hinrunde belegte die Eintracht aus Norderstedt einen starken fünften Platz, erzielte – bis auf das 0:5 gegen den VfL Wolfsburg am 2. Spieltag – äußerst achtbare Ergebnisse und zumindest im Umfeld träumte man schon von mehr. In der Rückrunde konnte die Seeliger-Elf jedoch nicht mehr an diese Leistung anknüpfen und holte lediglich 14 Punkte aus 14 Spielen. Vor allem ein 1:3 gegen Abstiegskandidat Hannover II oder wenig später ein 0:4 im Derby gegen die U23 des FC St. Pauli ließ den Eindruck erwecken, dass die Spieler sich ein wenig hängen lassen würden und die Luft raus sei.

Eintracht-Coach Thomas Seeliger über die Kaderplanung und Ziele in der kommenden Saison. Foto: noveski.com

„Das sehe ich nicht so“, hält Trainer Thomas Seeliger direkt dagegen und fügt an: „Ich tue es nicht damit ab, dass vielleicht die Einstellung nicht passt, sondern damit, dass man die Ausfälle nicht ersetzen konnte, so wie man es gerne gemacht hätte.“ Beim Betrachten der Saison waren es laut Seeliger „die Nackenschläge, in Form von Verletzungen“, die das Team immer wieder zurückwarfen. „Vor allem in den schlechten Phasen vor Weihnachten und auch jetzt haben wir mit dem Personal zu kämpfen“, so der Coach, der als Beispiel die muskulären Probleme von Lüneburg und Zekijri sowie die langfristigen Ausfälle von Kunath und Nadler anfügt: „Wir sind eben nicht so stark besetzt, um solche Spieler zu ersetzen und haben keine 25 Mann auf diesem hohem Niveau, um weiter in der Erfolgsspur zu bleiben, in der wir noch in der Hinrunde waren.“

Außerdem müsse man laut dem 49-Jährigen „immer den Anspruch und die Realität gegenüberstellen“, weswegen der Norderstedt-Coach auch „im Laufe der Saison auf die Euphoriebremse trat“, vor allem, weil „die Liga sehr ausgeglichen ist und wir nicht die Überfliegermannschaft sind, bei der es gar nicht geht, dass man Spiele verliert“. Diese Ausgeglichenheit der Liga wurde in den letzten Wochen beispielsweise auch beim Remis zwischen Weiche Flensburg und dem Lüneburger SK sowie beim Unentschieden zwischen Schlusslicht Schilksee und Hildesheim deutlich.

Oldenburg, LSK, Goslar - bleibt EN in der oberen Tabellenhälfte?

Nun stehen noch drei Spiele auf dem Zettel der Eintracht, bei denen die Gegner laut Seeliger aber „allesamt unter Zugzwang stehen“ und man deshalb „von Spiel zu Spiel schaut“. Einem Gastspiel beim Titelaspiranten in Oldenburg folgt wenig später das letzte Heimspiel gegen den LSK, um eine Woche später zum abstiegsbedrohten Goslarer SC zu reisen. „Das sind alles Spiele, die hart umkämpft sein werden. Da wollen wir gegenhalten und das bestmögliche Ergebnis erzielen“, schaut Seeliger auf die kommenden Wochen voraus.

Außerdem wagt der Übungsleiter mit uns einen Blick in die Zukunft und spricht über mögliche Zu- und Abgänge: „Wir sind in der Planung sehr weit fortgeschritten, haben aber noch nicht alle Weichen so stellen können, wie wir es gerne hätten.“ Man sei „zwar sehr zufrieden“, aber es gäbe bisher auch noch „viele Fragezeichen, was die Planung anbetrifft“. Man wisse beispielsweise nicht, wie ein Linus Meyer zurückkommt, der sich zwar wieder im Mannschaftstraining befinde, jedoch immer wieder mit einem gereizten und geschwollenen Knie zu kämpfen hat. Und auch die Rückkehr von Haris Kevac oder Hamajak Bojadgian stehe bisher weiter in den Sternen.

Bald nicht mehr im Trikot der Eintracht: Torwart Ole Springer. Foto: noveski.com

Ein Abgang steht bei den Garstedtern aber schon jetzt fest: Torwart Ole Springer wird den Regionalligisten am Ende der Saison definitiv verlassen! „Ole sucht eine neue Herausforderung und möchte die Nummer eins sein, was bei uns aufgrund der Ausgeglichenheit auf dieser Position nicht der Fall war.“ Womöglich wird es auch weitere Abgänge an der Ochsenzoller Straße geben. So nennt Seeliger beispielsweise Namen wie Marco Schultz, der mit Oberliga-Meister Tus Dassendorf anbandelt, und Pablo Kunter.


Allerdings gibt es auch schon einen Neuzugang zu vermelden, auch wenn es sich mit Fynn Rathjen vom SC Condor (U19) um einen „Perspektivspieler“ handle, wie Seeliger sagt, bei dem „man Potenzial erkennen konnte“, allerdings „schauen muss, wie dieser sich entwickelt“. 

Zurück an alte Wirkungsstätte? Yannick Deichmann steht im Kontakt mit der Eintracht. Foto: noveski.com

Bei anderen Spieler, „die man gerne noch dazu holen möchte, sei es noch nicht soweit, darüber zu sprechen“. Man wolle den Kader jedoch mit mindestens „zwei, drei Spieler auffüllen“, da „die anderen Regionalligisten auch nicht schlafen würden und sich punktuell verstärken“. Laut Seeliger müsse man ebenso „neue Reizpunkte“ schaffen, wodurch man „die Liga halten möchte“. Dabei könnten womöglich auch die Namen Yannick Deichmann (St. Pauli II) und Erdogan Pini (SV Meppen) eine große Rolle spielen. Auf explizite Nachfrage zu Deichmann spricht Seeliger von einem „guten Jungen“ und „einem guten Fußballer“, bei dem man bereits „das Interesse signalisiert hat“ und diesen „sehr gerne in den eigenen Reihen“ hätte. Gut möglich also, dass der 21-jährige Mittelfeldakteur, der in seiner Jugend auch für den BVB und HSV kickte, zur Eintracht wechselt.

Früher noch bei den Kiezkicker jetzt beim SV Meppen: Erdogan Pini. Foto: noveski.com

Auch zu Pini, der in zurückliegenden Zeiten bereits das EN-Dress trug, ließ Seeliger wenig später einige Worte folgen: „Auch Erdogan ist ein sehr interessanter Spieler. Sollte er zurück nach Hamburg kommen, ist er immer ein Thema.“ Bei dem mazedonischen Offensivspieler hatte die Eintracht bereits im letzten Jahr angeklopft, verlor das Werben allerdings gegen den Ligakonkurrenten aus Meppen. Nun also der erneute Versuch, den torgefährlichen Stürmer, der in der bisherigen Saison acht Mal traf, an die Ochsenzoller Straße zu locken. Nach unseren Informationen hat sich Pini, der zuvor vier Jahre für die Kiez-Reserve spielte, aber noch nicht final entschieden. Für die Norderstedter seien laut Thomas Seeliger vor allem die Spieler der U23-Mannschaften vom HSV und St. Pauli interessant, da diese Akteure „sehr gut ausgebildet sind“ und ein „Klientel darstellen, dass prädestiniert für den FC“ sei.

„Norderstedt ist Plambeck, Norderstedt hat Kohle - da wehre ich mich gegen!"

Was die Ziele und Erwartungen für die neue Saison betrifft, lässt Seeliger lieber die „Kirche im Dorf, konzentriert sich auf das Wesentliche“ und gibt den „Nichtabstieg“ als Vorgabe aus: „Natürlich möchte man immer das beste Ergebnis erzielen, aber wir sind immer gut gefahren damit“, so der Übungsleiter, der anfügt: „Man sieht es auch jetzt wieder. Wenn man nach hinten schaut ist es richtig eng und hätten wir diese Top-Hinrunde nicht gespielt, dann würde man ganz schnell selbst unten drin stehen.“ Als „magische Grenze“ für die neue Saison sieht er erneut die 40 Punkte, möchte diese so schnell wie möglich erreichen und danach gerne „neue Ziele setzen“. Vielmehr ärgert sich Seeliger immer wieder über Leute, die denken „Norderstedt ist Plambeck, Norderstedt hat Kohle. Da wehre ich mich gegen!“, so der Übungsleiter, der anschließend Zahlen sprechen lässt („Wir haben nur einen Etat von knapp 300.000 Euro“) und diesbezüglich eine Tabelle aufstellt, bei der man „wahrscheinlich auf einem Abstiegsrang“ wäre. „Genau aus diesem Punkt“ und aufgrund der Ausfälle, „wodurch es eng werden kann, Spiele zu gewinnen“, spricht Seeliger vom Klassenerhalt. Abschließend fügt der langjährige Eintracht-Coach allerdings auch an: „Wenn wir noch zwei, drei Spieler dazu kriegen, die die Qualität eines Deichmann oder Pini haben, dann werden wir ganz sicher nicht absteigen.“

Autor: Daniel Meyer