Reise in die Vergangenheit – Björn Nadler gegen die „alte Heimat“

„Für jeden Fußballer ist es das Nonplusultra, das Spiel überhaupt!“

26. Mai 2016, 08:24 Uhr

Im Derby gegen die U23 des HSV erzielte Björn Nadler Anfang März das goldene Tor zum 1:0-Erfolg seiner Eintracht. Foto: KBS-Picture.de

Nicht wenige Kenner der Szene prognostizierten Björn Nadler den ganz großen Durchbruch. Seine fußballerische Klasse ist unbestritten und hätte den Mittelfeldakteur von Eintracht Norderstedt ohne jede Frage in den Profi-Bereich hieven können – wenn da nicht die unzähligen gesundheitlichen Rückschläge gewesen wären. Auch deshalb betont der „Edel-Techniker“: „Im Nachhinein ist das eine ‚Hätte, wäre, wenn-Geschichte‘. Ich trauer dem nicht groß hinterher. Es gibt zwar viele Leute, die mir gesagt haben, dass ich es hätte schaffen können. Aber man weiß nie, wie es gekommen wäre. Ich bin mit dem, wie es ist, zufrieden. Und in die Regionalliga kommt man ja auch nicht einfach so.“ Doch die Verletzungsseuche ereilte ihn auch vor dem großen Pokalfinale...

Björn Nadler (l.) und Teamkollege Steven Lindener im Jubelrausch. Foto: KBS-Picture.de

Für Björn Nadler wird der 28. Mai 2016 zu einem ganz besonderen Tag. Der 29-Jährige, der einen knappen Monat später die 30 voll macht, trifft mit seiner Eintracht im Pokalfinale auf Altona 93 – seinen Ex-Klub. Zwischen 2007 und 2009 kickte Nadler zwei Jahre lang in der damaligen Oberliga Nord sowie Regionalliga Nord für den AFC. „Eigentlich habe ich die Zeit sehr positiv in Erinnerung. Wir hatten eine ‚Mega-Mannschaft‘ und mit Torsten Fröhling einen super Trainer, mit dem ich mich sehr gut verstanden habe. Leider war die Zeit – wie ein Großteil meiner Laufbahn – von Verletzungen geprägt.“ Die ewigen Nackenschläge hätten den einen oder anderen Akteur sicher zum Ende der Laufbahn gezwungen, nicht aber Nadler. „Ich hatte immer wieder Probleme mit meinem Sprunggelenk – ob nun links oder rechts – und mit den Bändern. Wenn man verletzt und selbstständig ist, dann überlegt man schon mal und macht sich Gedanken, wie und ob es weitergeht. Aber ich bin Sportler durch und durch, mache auch viel für meinen Körper. Der Gedanke war zwar da, wurde aber relativ schnell wieder verworfen“, gesteht der ehemalige Jugendspieler des TuS Alstertal und HSV. Und weiter: „Natürlich wäre ich gerne Profi geworden, so ist es nicht. Wer möchte sein Hobby nicht gerne zum Beruf machen?“

„Haben einen richtigen Hammer vor der Brust“

Björn Nadler (M.) nimmt das Lübecker Duo Maurice Maletzki (l.) und Jan-Andre Sievers aufs Korn. Foto: KBS-Picture.de

Nichtsdestotrotz blickt er auf „einige Highlights“, wie er selbst sagt, zurück: Im Jahr 2006 spielte Nadler – damals beim SV Henstedt-Rhen aktiv – mit einer U21-Auswahl Schleswig-Holsteins in einem Freundschaftskick gegen den FC Bayern (0:5) und Stars wie Roy Makaay oder Mehmet Scholl. Auch die Teilnahmen am Hallenmasters in Kiel mit Henstedt vor über 10.000 Zuschauern seien „etwas ganz Besonderes“ gewesen. Nun soll sich der 28. Mai dort einreihen, wenn Nadler mit Regionalligist Norderstedt auf „Oberliga-Zuschauer-Krösus“ Altona 93 trifft. „Wenn ich ganz ehrlich bin, hat man sich intern schon dieses Finale gewünscht. Denn Altona hat ja auch einen großen ‚Background‘, was die Fans betrifft. Ich persönlich denke, dass es qualitativ ein sehr hochwertiges Finale werden kann und glaube, dass wir da einen echten Hammer vor der Brust haben“, ist der Respekt groß. „Wenn wir einen richtig guten Tag haben, dann sind unsere Chancen sehr gut. Aber in meinen Augen ist Altona ein Gegner auf Augenhöhe.“

Nadler droht mit doppeltem Muskelfaserriss auszufallen

Auch das Jubeln muss gelernt sein... Foto: KBS-Picture.de

Die Vorfreude auf das Duell mit seiner ehemaligen sportlichen Heimat ist „schon jetzt riesengroß. Ich bereite mich akribisch darauf vor.“ Denn: „Für jeden Fußballer ist es das Nonplusultra, das Spiel überhaupt!“ Allerdings könnte ihm dieses Nonplusultra durch die Lappen gehen: Denn Nadler musste im vorletzten Saisonspiel gegen den LSK nach nicht einmal einer halben Stunde raus. Die bittere Diagnose: „Ich habe mir gleich zwei Muskelfaserrisse zugezogen und werde einige Wochen pausieren müssen. " Ein Einsatz im großen Showdown an der Hoheluft scheint also mehr als nur unwahrscheinlich. Der nächste bittere Rückschlag für den so begnadeten Kicker! Dabei hätte es bereits ein kleiner Vorgeschmack auf die kommende Saison werden können. Da Altona 93 Anfang Juni an der Aufstiegsrunde zur Regionalliga teilnehmen wird, besteht derzeit die Möglichkeit, dass beide Teams künftig Liga-Kontrahenten sein werden. „Die Fans dafür haben sie in jedem Fall. Ich weiß allerdings nicht, wie die Strukturen sind. Aber die scheinen sich ja auch verändert zu haben, sonst hätte man nicht gemeldet. Wenn sie aufstiegen und im ersten Jahr die Klasse halten, dann kann so etwas immer wachsen. Das sieht man ja auch bei uns.“ Im dritten Regio-Jahr haben sich die Garstedter nicht nur in der vierthöchsten Spielklasse etabliert, sondern mischten über weite Strecken sogar im oberen Drittel mit – bis das Verletzungspech Einzug hielt. „Das Minimalziel ist letztlich immer der Klassenerhalt. Aber natürlich hat man auch eigene Ziele und wünsche. Ein vierter Platz ist immer besser als ein siebter. Man will sich stets verbessern und ich weiß, dass wir in der Mannschaft absolut die Mentalität dazu haben, uns immer bis ans Limit zu pushen.“

Eine gute Tugend, um in der Zukunft eventuell auch mal höhere Ziele in Angriff zu nehmen. „Der Verein plant für die Regionalliga – aber wer weiß, vielleicht entsteht hier auch mehr“, kann sich Nadler durchaus vorstellen, dass der Entwicklungsprozess des Vereins nicht in der Regionalliga endet. Und wie sieht es mit seiner eigenen Zukunft als Fußballer aus? „Ich habe mir da keine Deadline gesetzt. Solange der Körper mitmacht und der Fußball mit meiner Selbstständigkeit zu vereinen ist, mache ich weiter. Ich denke, dass zwei bis drei Jahre auf jeden Fall noch in mir stecken.“