„Wo Klemme ist, ist oben!“

„So etwas gab es in 60 Jahren SC Condor nicht!“

31. Mai 2016, 15:24 Uhr

Ihm sind die Spuren deutlich anzusehen: Heiko Klemme wurde nach dem Erfolg über Vicky II und dem damit verbundenen Aufstieg von seinen Jungs erst einmal frisch "geduscht".

In seiner sechsjährigen Amtszeit beim VfL Pinneberg II führte er die Mannschaft von der Kreis- bis in die Landesliga und hielt sie dort mit äußerst bescheidenen Mitteln in zwei aufeinanderfolgenden Spielzeiten. Im Sommer des vergangenen Jahres suchte Heiko Klemme eine neue sportliche Herausforderung beim SC Condor II, krempelte eine „graue Maus“ komplett auf links und schaffte mit der „Raubvögel-Reserve“ den Aufstieg in die sechshöchste Spielklasse. Für Klemme war es als Trainer der dritte Aufstieg in den letzten fünf Jahren! „Ein Kumpel von mir hat mal spaßeshalber gesagt: Wo Klemme ist, ist oben“, scherzt der Sympathieträger, der in der kommenden Spielzeit mit Eintracht Lokstedt in der Bezirksliga Nord oben angreifen möchte.

Sven Lund wechselte vor der Saison vom SC Sperber zum SC Condor II und war einer der wenigen Zugänge, die sich bereits einen Namen machten. Foto: noveski.com

Acht Jahre lang dümpelte die Zweitvertretung des SC Condor in der Bezirksliga zwischen Platz 13 und sieben herum – das Image der „grauen Maus“ passte wie die Faust aufs Auge. Doch damit ist spätestens seit dieser Saison Schluss! Bis zum Schluss boten die Farmsener dem SC Victoria II Paroli und das, obwohl bei der Hoheluft-„Zwoten“ im Laufe der Saison mit Spielern wie Kevin Zschimmer (6 Tore), Sepehr Nikroo (5), Sergej Schulz (4), Jan-Ove Edeling (3), Len Aike Strömer (2), Gary Voorbraak (2) oder auch Dennis Thiessen (1) immer wieder zahlreiche Mannen aus der Liga aushalfen. Mehr noch. Condor hielt dem Druck nicht nur stand, sondern besiegte Vicky II im direkten Vergleich beide Male und beendete die Runde nur aufgrund des schlechteren Torverhältnisses auf Platz zwei. „Eine Genugtuung sind für mich die 61 Punkte, womit wir punktgleich mit dem Meister sind. Denn wir haben es in dieser Saison ein einziges Mal gemacht, dass wir Ligaspieler dabei hatten – bei Vicky herrscht da scheinbar eine andere Luft oder so – und dieses Spiel haben wir verloren. Daraufhin haben wir es nie wieder gemacht! Es lag jetzt nicht unbedingt daran, dass wir verloren haben, denn die Liga hatte auch unglaubliche Verletzungssorgen, aber nichtsdestotrotz merkt man, dass in diesen elf Monaten aus dieser Mannschaft eine ‚Mörder-Einheit‘ geworden ist, die einfach Gas gibt und zusammenhält“, so Klemme.

„Für mich war klar: Mit harter Arbeit steige ich in dieser Liga auf“

Die Sektdusche gleicht schon fast einem Attentat.

Dabei waren die Anfänge am Berner Heerweg denkbar schwer. „Das alles Entscheidende ist ja, wie es hier schon losging. Elf Spieler aus dem alten Kader sind geblieben und vor dem Trainingsauftakt am 28.6.2015 habe ich einen Spieler jemals spielen sehen und das war Sven Lund, weil wir mit Pinneberg immer gegen Sperber gespielt haben. Aber ansonsten kannte ich hier niemanden und angucken konnte ich mir Condor II auch nie, da wir mit Pinneberg II immer zeitgleich gespielt haben.“ Trotzdem machte „Pfundskerl“ Klemme aus seinen Ambitionen nie einen Hehl: „Wir haben vom ersten Tag an davon gesprochen, dass wir aufsteigen wollen. Wer mich kennt, der weiß, dass ich da keinen Quatsch erzähle. Für mich war klar: Mit harter Arbeit steige ich in dieser Liga auf.“ Und er sollte Recht behalten. „Diese Saison ist einfach unfassbar“, kann auch Klemme sein Glück kaum fassen. „Wir haben 25 Gegentore in 30 Spielen kassiert. So viele Tore haben fast schon einzelne Spieler bei Vicky in der Oberliga gemacht. Fakt ist ganz einfach, dass ich es relativ schnell hinbekommen habe, dass die Jungs an sich glauben und Bock auf das Training haben. Denn dreimal in der Woche kannten sie vorher gar nicht. Hinzu kommt, dass ich das ganze Projekt als eine große Familie aufgezogen und auch die Spielerfrauen mit involviert habe.“ So berichtet Klemme von einer netten Anekdote: „Anfangs habe ich für die Spielerfrauen immer eine Flasche ‚Hugo‘ mitgebracht, später brachten sie welche mit. Wir haben gemeinsam mit der Liga-Mannschaft sehr viel investiert. Deshalb ist es schön, dass es mit einem Happyend zu Ende geht!“

„Knotenspiel Walddörfer“ – Schiri nimmt auf Klemme-Intervention Rot zurück

Dass jenes Unterfangen letztlich von Erfolg gekrönt war, lag nicht zuletzt am Enthusiasmus, den Mannschaft und Funktionsteam in die Sache hineingebrachte haben. „Ich glaube, dass meine Ausstrahlung und meine 150 bis 180 Prozent, die ich da Woche für Woche und Tag für Tag reinhaue – da ist der ‚richtige Job‘ eher lästig –, mir im Endeffekt Recht geben.“ Denn ein Durmarsch war es beileibe nicht, da auch die Konkurrenz nicht schlief. „Es ist Fakt, dass die Liga dieses Jahr sehr ausgeglichen war. Es gab kein Poppenbüttel oder HSV III, sondern Mannschaften wie Glashütte – ich freue mich sehr darauf, dass man sich kommende Saison wiedersieht – die 15 Spieltage lang ganz oben stehen und am Ende Vierter werden. Man konnte sich auf nichts verlassen oder ausruhen. Ich habe meinen Jungs immer gesagt, dass eine Saison 30 Spiele hat.“ Auch Rückschläge mussten verkraftet werden. So kamen die Farmsener beispielsweise gegen die Absteiger SCALA II und DuWo 08 nicht über eine Nullnummer hinaus. „Alle waren enttäuscht, geknickt und fertig mit der Welt waren. Aber was haben die Jungs dann gemacht? Die letzten sechs Spiele alle gewonnen!“ Rückblickend erklärt Klemme, dass die Begegnung beim Walddörfer SV – sechs Spieltage vor Schluss – „unser Knotenspiel“ war und führt aus: „Da liegen wir nach vier Minuten 0:1 hinten. In der neunten Minute gibt es Rot für Walddörfer und in der 55. Minute eine weitere Rote Karte. Das war alles beim Stand von 1:0 für den WSV, als ich interveniert habe, dass die zweite Rote keine war und den Schiedsrichter gebeten habe, dass er diese bitte zurücknimmt. Daraufhin fragte er unseren Spieler Oliver Streich, der ihm sagte: ‚Da war nix‘, woraufhin ich ihn ein weiteres Mal gebeten habe, die Karte rückgängig zu machen. Das hat er getan, wovor ich großen Respekt habe! Dieses Spiel gewinnen wir am Ende durch zwei Tore in der 83. und 88. Minute mit 2:1. Das war das erste dieser sechs Spiele und wir sind in einen richtigen Lauf gekommen.“

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