„Der absolute Wahnsinn, was sich hier abgespielt hat!“

3721 Zuschauer sehen AFC-Remis gegen Eichede

02. Juni 2016, 10:36 Uhr

Altonas Hannes Niemeyer (l.) und Felix Brügmann (r.) nehmen Eichede-Akteur Nikita Bojarinow in die Mangel. Foto: KBS-Picture.de

Einen sportlichen Sieger gab es am Ende der 90 Minuten zwar nicht – dafür behielt der Altonaer Fussball-Club im anschließenden Elfmeterschießen, das zum Tragen kommen würde, sollte nach allen drei Partien jedes Team in der Aufstiegsrunde zur Regionalliga Punkt- und Torgleichheit herrschen, die Oberhand. Ein wahrhaftiger Gewinner waren jedoch die Zuschauer, die in Massen auf die Adolf-Jäger-Kampfbahn stürmten. Unglaubliche 3721 Schaulustige wollten sich das Aufeinandertreffen zwischen dem AFC und dem SV Eichede nicht entgehen lassen! Gäste-Coach Oliver Zapel: „Der absolute Wahnsinn, was sich hier abgespielt hat! Das ist mehr als Regionalliga!“ Dem entgegnete Berkan Algan: „Wir wissen, dass dieser Verein etwas hat, was ihn einmalig macht!“

Altonas angeschlagener Mittelfeldrenner Chris Pfeifer (l.) im Luftkampf mit Nico Fischer. Foto: KBS-Picture.de

In der ersten halben Stunde bekamen die zahlreichen Besucher ein von der Taktik geprägtes Spiel, ohne Höhepunkte in den jeweiligen Strafräumen zu sehen. „Man hat beiden Teams den gegenseitigen Respekt voreinander angemerkt“, befand auch Zapel. Doch dann feuerte Nick Brisevac nach herrlicher Vorarbeit von Ronny Buchholz das erste Geschoss auf das Gehäuse des Schleswig-Holstein-Meisters ab (33.). Jener Brisevac, den es nach dem bitteren Pokal-Final-Knockout gegen Regionalligist Eintracht Norderstedt (1:4 nach Verlängerung) gesundheitlich arg erwischte: „Ich habe am Sonntag schon die leichten Nachwehen des Spiels gespürt und lag am Montag mit Fieber im Bett. Aber ich wollte unbedingt spielen“, verriet der „Edel-Techniker“ und absolute Leistungsträger im Anschluss an das Duell. Mit dem Pausenpfiff kamen auch die Stormarner zu ihrer ersten guten Gelegenheit: Zunächst warf sich AFC-Innenverteidiger Cody Shields in einen 15-Meter-Schuss von Hamed Moklis und blockte diesen, ehe Keeper Joshua du Preez den anschließenden Kopfball des ehemaligen Wentorfers Arnold Lechler, der vor allem durch seine unzähligen Abseitsstellungen auffiel, sicher abfing (45.).

Angeschlagener Brisevac nutzt Eichede-Aussetzer

Nach dem Wechsel legten beide Mannschaften ihre Scheuklappen ab – wenngleich Altona nun anfing, den Gegner unter Druck zu setzen. Nachdem Felix Brügmann eine Kranich-Hereingabe noch haarscharf am kurzen Pfosten vorbei setzte (48.), verhalf Eichede – durch einen kapitalen Lapsus in der Hintermannschaft – den Hausherren zur Führung: Ausgerechnet Nick Brisevac war auf und davon, schlug noch einen Haken und schoss staubtrocken aus zwölf Metern halblinker Position ins kurze Eck ein (51.)! Riesengroßer Jubel beim AFC, Coach Berkan Algan und dem riesengroßen Anhang! Nun war 93 klar am Drücker, drängte auf das 2:0 – doch weder Brisevac, der von Lipke in Szene gesetzt wurde, aber von zwei Gegenspielern leicht bedrängt wurde, so dass er aus guter Position nicht mehr genügend Druck hinter den Ball bekam (56.), noch Benjamin Lipke, der nach einem vorzüglichen Spielzug über Brisevac und Laurel Aug, dessen butterweiche Hereingabe Kranich passieren ließ, völlig freistehend etwas zu überrascht schien und das kurze Eck knapp verfehlte (60.), konnten das Resultat verdoppeln.

In gewohnt robuster Manier beim Kopfball: AFC-Verteidiger Ronny Buchholz. Foto: KBS-Picture.de

Stattdessen kam Eichede zum überraschenden Ausgleich: Der AFC fightete mit Mann und Maus, warf sich in jeden Schussversuch des Gegners hinein, war in Minute 74 aber geschlagen, als Torge Maltzahn präzise flankte und der kurz zuvor eingewechselte Evgenij Bieche mit Wucht zum 1:1 einnickte! „Ich freue mich sehr, dass eine kleine Umstellung derart gefruchtet hat, und vor allem für unseren Youngster Evgenij, denn es war sein erstes Tor im Herrenbereich“, war Zapel aus dem Häuschen. In der Schlussphase merkte man dem Algan-Ensemble den Kräfteverschleiß der letzten, überwiegend englischen, Wochen an. Auch die 120 Minuten im Pokalfinale gegen Norderstedt machten sich bemerkbar – während Eichede zwei Wochen Pause hatte. Dementsprechend war nochmal Zittern angesagt. Doch mit viel Leidenschaft schaukelte Altona das Remis über die Runden.

„Am besten, wir holen jetzt sechs Punkte und müssen nicht rechnen“

Der bittere Ausgleich aus Altona-Sicht: Buchholz (l.), Sachs (M.) und Lipke (r.) können nur zugucken, wie Jungspund Bieche (2. v. l.) einköpft. Foto: KBS-Picture.de

Einen Sieger – neben dem Amateurfußball – gab es schlussendlich aber doch noch zu bestaunen: im darauffolgenden Elfmeterschießen machten Nick Brisevac, Ronny Buchholz, Hannes Niemeyer – der Glück hatte, da SVE-Fänger Barkmann noch dran war –, Jakob Sachs sowie Felix Brügmann allesamt ihre Hausaufgaben. Genauso wie Schlussmann Joshua du Preez, der den Versuch von Nikita Bojarinow aus dem Eck kratzte! Die anschließende Kampfansage von „Fighter“ Brisevac: „Am besten, wir holen aus den nächsten beiden Spielen sechs Punkte, dann muss man gar nicht erst rechnen!“ Seine Einschätzung zum Gegner fiel wie folgt aus: „Eine sehr körperbetonte Mannschaft, das hat man auch beim Tor gesehen – das erzielen sie mit viel Wucht. Das, was sie können, machen sie gut.“ Eichede-Trainer Zapel bilanzierte: „Ich bin froh, dass wir ein tolles Spiel beider Mannschaften gesehen haben. Das 0:1 war aus unserer Sicht natürlich sehr kurios, da unser Anteil daran sehr groß ist. Danach hatten wir ein wenig Glück, dass Altona den Sack nicht zugemacht hat. Am Ende nehmen wir den Punkt gerne mit.“

„Ich bin wirklich megastolz auf die Jungs“

Berkan Algan ärgerte sich über den unnötigen Gegentreffer. Foto: KBS-Picture.de

Sein Gegenüber war hinterher sehr erleichtert: „Zunächst einmal freue ich mich unheimlich, dass die angeschlagenen Spieler auf dem Platz standen. Das hatte auch nichts mit Taktik oder so im Vorfeld zu tun, sondern hat uns die Tage über echt große Kopfschmerzen bereitet.“ Denn nicht nur Brisevac ging stark angeschlagen in die Begegnung, auch Chris Pfeifer war alles andere als fit. Nach dem Oddset-Pokal-Endspiel musste er aufgrund eines Nierenversagens ins Krankenhaus, weshalb sein Einsatz mehr als nur auf der Kippe stand. „Flügelflitzer“ Mustafa Hadid – gerade erst nach langer Verletzungspause genesen – wenige Minuten nach seiner Einwechslung gegen die Eintracht einen Kreuzbandriss zu und fehlte dem AFC ebenfalls. „Ich bin wirklich megastolz, dass die Jungs nach den harten letzten Wochen und dem 120-minütigen Pokalfight eine solche Leistung abgerufen haben. Das Spiel war absolut regionalligawürdig, hätte einen deutlichen Sieger aber nicht verdient gehabt“, so Algan, dessen abschließende Kampfansage lautet: „Wir wollen aufsteigen, dafür müssen wir alle Spiele gewinnen, um sicher zu gehen!“

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