„Das war nicht der HSV!“ – Karaaslan schießt Rothosen ab!

Eichede triumphiert bei enttäuschender Kunert-Elf

07. August 2016, 19:03 Uhr

Mustafa Karaaslan (l.) bejubelt seinen Doppelpack, der dem SV Eichede die Punkte zwei, drei und vier beschert. Foto: noveski.com

Es war zwar erst der zweite Spieltag, aber beim Hamburger SV II ging es nach der schwachen Vorstellung gegen Aufsteiger SV Eichede und der zweiten Schlappe im zweiten Spiel schon richtig rund: Torhüter Tom Mickel stapfte nach Schlusspfiff wutentbrannt in die Kabine und machte seinem Unmut lautstark Luft. „Ich mache keinen Hehl daraus, dass ich sehr enttäuscht bin – sowohl vom Ergebnis als auch von unserem Auftreten in der zweiten Halbzeit“, fasste U21-Coach Dirk Kunert das Ganze ernüchtert zusammen. Nach einer guten halben Stunde und verdienter 1:0-Führung ging bei den „Rothöschen“ rein gar nichts mehr zusammen. „Wir haben aus unerklärlichen Gründen überhaupt keinen Zugriff mehr aufs Spiel bekommen“, so Kunert.

Geschlagen! Eichede-Keeper Julian Barkmann ist beim 0:1 machtlos. Foto: noveski.com

Dass die U21 des HSV am Ende mit gänzlich leeren Händen dastehen würde, war in der ersten halben Stunde überhaupt nicht absehbar. Denn Eichede stand zu weit von den Leuten weg, war hinten unheimlich offen. Bestes Beispiel war die Führung der Hausherren, als zuerst Young-Jae Seo über seine linke Seite machen konnte, was er wollte – und schließlich Adel Daouri bediente. Dieser hatte im Zentrum ebenfalls alle Freiheiten, stoppte die Kugel und vollendete aus 22 Metern punktgenau ins linke untere Eck – 1:0 (16.)! Wenige Augenblicke darauf hätte Daouri um ein Haar gleich das zweite Tor folgen lassen, wenn Eichede-Fänger Julian Barkmann nicht auf dem Posten gewesen wäre (18.). In der Folge diktierte der HSV das Geschehen, konnte sich aber keine nennenswerten Möglichkeiten mehr herausspielen. Man ließ die Konsequenz komplett vermissen und holte den „Neuling“ zurück ins Spiel. Der starke Pawel Lysiak scheiterte allerdings aus halbrechter Position an Mickel (36.).

Beim Kampf um den Ball: Eichedes Lysiak (r.) gegen "Rothose" Leon Deichmann (M.). Foto: noveski.com

In der Pause reagierte Gäste-Coach Jörn Großkopf mit einem Doppelwechsel: Hamed Mokhlis und Eudel Silva Monteiro ersetzten Evgenij Bieche und Sebastién Mankumbani. Ein Tausch, der sich sofort bezahlt machte! Doch nicht nur die „Neuen“, sondern auch die Akteure, die im ersten Durchgang keinen Stich sahen, waren nun nicht mehr zu halten. Marc Oldag mit einer maßgeschneiderten Flanke von links direkt auf den Kopf des völlig alleingelassenen Mustafa Karaaslan, der sich streckte und aus fünf Metern per Aufsetzer einnickte – 1:1 (55.)! Eine „Hamburger“ Kombination – denn sowohl Oldag (Lohbrügge, Schwarzenbek, Oststeinbek, SCVM) als auch Karaaslan (Condor, Süderelbe, Buxtehude) haben eine langjährige Vergangenheit in der Hansestadt.

Bei seinem Ausgleichstreffer schraubt sich Mustafa Karaaslan (M.) in die Luft und nickt im Rückwärtsfallen ein. Foto: noveski.com

Die „Rothosen“ liefen der Musik nur noch hinterher, schauten zu und ließen das Schicksal über sich ergehen. Nachdem das Außennetz einem zweiten Karaaslan-Treffer noch im Weg stand (59.), kamen die 487 Zuschauer an der Hagenbeckstraße voll auf ihre Kosten: Eudel Silva Monteiro mit einer butterweichen Hereingabe aus dem rechten Halbfeld auf Höhe des linken Sechzehnerecks, wo sich Oldag quer in die Luft legte und per Seitfallzieher ins lange Eck einschweißte (67.). Ein sensationelles Tor! „Wir spielen ja schon etwas länger zusammen. Einstudiert war’s nicht, aber wenn man ein bisschen Spielintelligenz hat, dann antizipiert man so eine Situation“, erklärte der Kunstschütze anschließend. Seine „Bravehearts“ hatten indes noch lange nicht genug. Lysiak schickte Karaaslan steil – und dieser vollendete in typischer Torjäger-Manier aus zwölf Metern halblinker Position mit einem satten Linksschuss ins rechte untere Toreck (84.)! Das hochverdiente 3:1, dem die Kunert-Schützlinge nur noch den Anschlusstreffer durch Törles Knöll, der nach einem Brand-Freistoß zur Stelle war, entgegenzusetzen hatten (87.)!

Karaaslans zweiter Streich. Oliver Oschkenat (r.) kommt zu spät. Foto: noveski.com

„Doppelpacker“ Karaaslan konnte sein Glück kaum fassen: „Besser kann ein Tag nicht laufen! In der ersten Halbzeit war das nicht mein Spiel, auch als Mannschaft waren wir nicht so griffig. In der Pause haben wir uns nochmal gepusht und wussten, dass hier noch was geht und wir das Spiel auch noch drehen können. Jeder wollte den Sieg!“ Für den 21-Jährigen, der in den vergangenen Jahren in der Oberliga Hamburg seine Qualitäten mehrfach unter Beweis stellte, waren es die ersten Tore in der vierthöchsten Spielklasse. „Ich wusste und hatte dieses Gefühl in mir, dass ich heute auf jeden Fall treffen werde. Der Trainer hat mir vor dem Spiel schon gesagt, dass ich heute mein Tor machen werde und dass der Knoten platzen wird. Natürlich ist es was Besonderes, das ich meine ersten beiden Regionalliga-Tore gegen solch einen Gegner erzielt habe. Darauf habe ich jetzt zwei Jahre hingearbeitet.“ Sein Trainer freute sich über die Leistung und sagte: „Wir haben uns für 60, 65 richtig gute Minuten belohnt!“ Kunert bilanzierte unterdessen: „Wir sind gut ins Spiel gekommen, waren dann aber nicht mehr zielstrebig genug, haben zu unsauber gespielt und sind viel zu oft ins Abseits gelaufen. Das war nicht der HSV.“ Zu Mickels „Wutausbruch“ konstatierte er abschließend: „Wir müssen das emotional richtig bewerten. Letztlich hat er genau das gesagt, was ich auch gesagt hätte.“

Der komplette LIVE-Ticker zum Spiel: