Nach 1:3 – Dassendorf springt Pokal-Aus von der Schippe!

SVNA-Coach Ferentinos sieht „grandiose Leistung"

09. August 2016, 23:37 Uhr

Sven Möller (r.) und seine TuS Dassendorf bissen sich an Elyas Ebadi (l.) und dem SVNA die Zähne aus. Foto: noveski.com

Nachdem die TuS Dassendorf ihr Offensiv-Vakuum mit den Verpflichtungen von Onur Akdogan (Eintracht Norderstedt) und Ian-Prescott Claus (SV Eichede) vorerst gestopft hat – auch wenn Letztgenannter verletzungsbedingt wohl noch zwei Monate ausfallen wird –, tat sich im Pokalduell beim SV Nettelnburg-Allermöhe plötzlich ein ganz anderes Problem auf: nachdem sich Seyhmus Atug beim Oberliga-Eröffnungsspiel nicht von seiner allerbesten Seite präsentierte und künftig wohl nicht mehr dem Kader angehören wird, fehlten mit Marcel Stadel (Hochzeitsreise) sowie Joe Warmbier (Kapselverletzung im Abschlusstraining) zwei weitere Innenverteidiger.

Also musste das Trainergespann Martens/Hoffmann improvisieren. Amando Aust – rückte aus dem defensiven Mittelfeld-Zentrum zurück in die Kette – und André Ladendorf bildeten das neue Abwehr-Bollwerk. „Für mich ist das ganz und gar nicht ungewohnt, da ich bei meinen vorigen Vereinen auch schon häufiger hinten drin gespielt habe“, verriet Ladendorf. Von einem Bollwerk konnte über weite Strecken nicht die Rede sein! „Ich wusste, dass sie im Spielaufbau vermeintlich Probleme haben werden. Dass wir aber so viel Platz haben würden, hat sich im Laufe der ersten Viertelstunde ergeben, als auf einmal jeder unserer Angriffe gefährlich wurde, was in der Regel gegen solch einen Gegner ja nicht der Fall ist. Deshalb haben wir in der Halbzeit nochmal gesagt, dass wir genau diesen Platz suchen müssen“, erklärteSVNA-Coach Andreas Ferentinos. Und tatsächlich: etwas mehr als eine halbe Stunde war vorüber, als Dassendorf-Keeper Christian Gruhne bereits dreimal hinter sich greifen musste! Der selbst erklärte Traum vom Pokalfinale drohte aus Sicht der „Wendelwegler“ wie eine Seifenblase zu zerplatzen.

SVNA nimmt Dassendorf-Hintermannschaft auseinander

Das frühe 1:0 für den Underdog durch den stark aufspielenden Muizz Saqib (M.). Foto: noveski.com

Es dauerte nicht einmal 240 Sekunden, bis ein einziger Pass von Paul Karge aus der eigenen Hälfte ausreichte, um die gesamte Defensive zu überlisten. Der bärenstarke Muizz Saqib war auf und davon, schob clever ein! Dassendorf diktierte das Geschehen, war die spielbestimmende Mannschaft und kam durch Sven Möller zum Ausgleich, als dieser einen Querpass von Mark Brudler aus 17 Metern wuchtig und zentral im Hausherren-Kasten einschlagen ließ (13.)! Doch dann: die Defensive der Gäste bekam überhaupt keinen Zugriff – Saqib bediente diesmal Philip Siegmund, der mit dem Rücken zum Tor den Ball annahm und eigentlich kaum eine Möglichkeit hatte, das Spielgerät im TuS-Tor unterzubringen. Doch der „Blondschopf“ drehte sich um seinen Gegenspieler, ließ Brudler alt aussehen und schoss ein – 2:1 (23.)! Keine fünf Minuten darauf trat Marcel Jeremias nach einem weiteren Steilpass erneut freistehend in Aktion, legte uneigennützig quer und ermöglichte Edon Durguti das 3:1 (32.)! Dem Oberliga-Champion drohten die Fälle davon zu schwimmen, das nächste „Pokal-Kunstrasen-Desaster“ unter der Woche – dies aber bei einem wirklich starken Gegner. „Ich muss nach meiner langen Verletzungspause erstmal wieder richtig reinkommen. Man merkt da schon noch ein bisschen die Unsicherheit“, gestand Ladendorf, der auch anfügte: „Es ist zwar eine ganz neue Innenverteidigung, die aber trotzdem eingespielt sein muss. Wir sind ja gestandene Spieler.“

„Machen wir das 4:2, wird es interessant“

Doch der „Neu-Innenverteidiger“ hauchte seinem Team wieder Leben ein – auch wenn er zuvor an den Gegentoren nicht ganz unbeteiligt war. Der Linksfuß schlenzte einen 22-Meter-Freistoß herrlich über die Mauer hinweg halbhoch ins rechte Eck – nur noch 2:3 (33.)! der zweite Abschnitt begann mit einem „Hundertprozenter“ für Möller (48.), den dieser jedoch nicht in ein Tor ummünzen konnte, ehe die Nettelnburger schon fast den Deckel hätten draufmachen können: Nägele vertändelte im Mittelfeld den Ball, woraufhin der Konter des SVNA rollte – und wie! Der eingewechselte, weil arbeitsbedingt erst um 18:30 Uhr erschienene, Masehullah Satari und Farhad Ali im Zusammenspiel. Erstgenannter per Hacke auf seinen Mitspieler, der wiederum mit dem Steilpass für die Großchance sorgte. Satari war durch, probierte es per Lop und hatte Pech, das sein Versuch am Querbalken landete (57.). Es wäre das 4:2 gewesen! „Machen wir das Tor, dann müssen sie nochmal richtig Gas geben. Dann wäre es sehr interessant gewesen, zu sehen, wie sie es dann lösen“, so Ferentinos.

Stattdessen fiel genau im Gegenzug der Ausgleich durch Akdogan, der nach einer missglückten Abwehr in Folge einer Kurczynski-Hereingabe von rechts keinerlei Mühe mehr hatte und seinen ersten Treffer im neuen Dress erzielte (58.)! Nun schien das Spiel die erwartete Wendung zu nehmen – doch der Hansa-Landesligist gab nach wie vor nicht klein bei. Jeremias verzog nach Gruhnes „Kopfball-Patzer“ nur knapp (61.). Dann allerdings reagierte SVNA-Torsteher Winkmann gleich zweimal stark gegen Ladendorf, der innerhalb von wenigen Augenblicken mit seinen Kopfbällen am Fänger scheiterte (69., 70.). Einen hatte Dassendorf aber noch auf Lager: Marcel von Walsleben-Schied. Der Ex-Bundesliga-Profi betrat nach einer Stunde das Grün am Henriette-Harz-Ring und sorgte eine Viertelstunde später für das erlösende 4:3, als Milkes versuchte Rettungsaktion nach hinten losging und Akdogan auf halblinks den ehemaligen Rostocker in Szene setzte. Dieser vollendete staubtrocken ins kurze Eck (75.) – aus 1:3 mach 4:3! Den Schlussakkord setzte Kurczynski – nach Möllers Traumpass und Thomas‘ Querpass, der von Milke abgefälscht und von Winkmann zunächst noch entschärft wurde – per Abstauber (83.)!

„Grandios, wie die Jungs das gelöst haben“

Den Freistoß von André Ladendorf zum zwischenzeitlichen 2:3 aus TuS-Sicht konnte Oliver Winkmann nicht mehr aus dem Eck kratzen. Foto: noveski.com

Am Ende überwog beim Favoriten eher die Erleichterung als die Freude über den Viertrunden-Einzug. Ladendorf: „Mit dem Spiel können wir überhaupt nicht zufrieden sein! Dass wir so zurückgekommen sind, ist positiv zu bewerten. Aber über unsere Defensivleistung ist noch zu sprechen.“ Unterschätzt habe man den SVNA nicht, wie der 27-Jährige im Anschluss betonte: „Ganz und gar nicht. Die Trainer haben uns gut eingestellt und den Gegner sehr stark geredet. Es waren einfach individuelle Fehler und drei Chancen aus denen drei Tore resultierten. Wir hätten in der ersten Halbzeit auch noch ein, zwei mehr machen müssen. Aber machst du sie vorne nicht, kriegst du sie halt hinten rein.“ Mit seiner „neuen“ Rolle hat er sich indes schon angefreundet: „Wenn wir Pokalsieger werden, ist es mir egal, wo ich spiele. Wir hole den Titel zusammen!“, lautete die abschließende Kampfansage. Nettelnburg-Coach Ferentinos urteilte: „Die Enttäuschung ist überhaupt nicht groß. Man hätte ja nie gedacht, dass wir das Spiel 80, 85 Minuten offen halten können. Bei dem, was hier heute aufgelaufen ist, bin ich maximal überrascht. Denn es haben verdammt viele Leute gefehlt und wir hatten nur zwei Mann auf der Bank. Grandios, wie die Jungs das gelöst und immer wieder gesehen haben, dass deren Innenverteidigung große Probleme hat.“ Bereits im Vorfeld der Saison testeten beide Teams gegeneinander – damals siegte die Martens/Hoffmann-Equipe mit 4:1. „Wir konnten die Spieler besser drauf vorbereiten, aber in dem Spiel haben gegen uns auch andere Jungs hinten drin gespielt. Ich weiß nicht, was der Grund dafür war, dass sie heute nicht dabei waren, aber es kam uns ein bisschen entgegen.“

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