Cordis erste Pleite: Türkiye tüte(r)t den Spitzenreiter ein

Tüter trifft bei 2:0-Sieg doppelt – Hinten räumen Braun und Barlak ab

25. September 2016, 19:59 Uhr

Nach dem Schlusspfiff bejubelten Spieler und Offizielle des FC Türkiye den Sieg über den Tabellenführer. Foto: Knötzsch

Sie sind also doch schlagbar: Nach acht Siegen aus acht Spielen verlor Oberliga-Spitzenreiter Concordia im Auswärtsspiel beim FC Tükiye erstmals. Dank des doppelten Torschützen Tolga Tüter, eines überragenden Tobias Braun zwischen den Pfosten und einem Mekan Barlak in Höchstform behielt der FC Türkiye mit 2:0 die Oberhand. Daran konnten auch insgesamt drei Platzverweise und der frühe Verweis von Trainer Erhan Albayrak von der Seitenlinie nichts ändern.

Onur Tüysüz hatte sogar noch Zeit für einen kurzen Plausch. Der Stürmer des FC Türkiye stand an der Außenlinie zur Einwechslung bereit un kam und kam nicht ins Spiel, weil Referee Paul Jennerjahn und seine Assistenten den Wechselwunsch der Hausherren in der hektischen Schlussphase immer wieder übersahen. „Wir müssen nur noch hinten dicht machen. Tobi hat uns ja jetzt zum Glück schon oft genug den Arsch gerettet“, sagte Tüysüz noch während seiner Wartezeit und meinte damit Keeper Tobias Braun. Doch dazu später mehr.

Albayrak: „Bei uns müsste jeder die Note eins bekommen“

Zweikampf im MIttelfeld: Mekan Barlak (li.) und Theodoros Ganitis behaken sich. Foto: Knötzsch

Kaum hatte Tüysüz dies gesagt, galt sein Blick wieder dem Spielfeld, auf das er an diesem Nachmittag doch auch so gerne noch wollte. Doch dazu kam es weiterhin nicht. Zumindest nicht regulär. Auf einmal jedoch stand Tüysüz auf dem Feld – und mit ihm alle, die gerade noch auf der Ersatzbank gesessen hatten. Jubelnd lagen sie sich in den Armen: die Spieler des FCT, ihre Co-Trainer Max Weiß und Benjamin Hübbe – und allen voran Tolga Tüter. Der hatte soeben den Sieg endgültig eingetütet, als er Furkan Aydins überlegten Querpass im Sechzehner im Netz versenkt und mit dem 2:0 für die Entscheidung und die erste Niederlage von Ligaprimus Concordia in dieser Saison gesorgt hatte. 

Dass Vorlagengeber Aydin anschließend noch bevor Tüysüz in der sage und schreibe siebten (!) Minute der Nachspielzeit für Tüter ins Spiel kam, die Gelb-Rote Karte sah, weil er – bereits mit Gelb verwarnt – Cordi-Keeper Briant Alberti foulte, war nur noch Chronistenpflicht. Türkiye jubelte und war obenauf, Cordi erstmals geschlagen. 

Dabei hatte der Nachmittag für den späteren Sieger wenig erfreulich begonnen. In den ersten 20 Minuten des Spiels war wenig bis gar nichts passiert, doch dann schickte sich Bazier Sharifi an, in Richtung Türkiye-Strafraum zu starten. Marcel Dieckmeyer klammerte und hing am Cordi-Angreifer, den er schließlich als letzter Mann zu Fall brachte. Referee Paul Jennerjahn blieb nichts anderes übrig, als den Innenverteidiger mit der Roten Karte vorzeitig zum Duschen zu schicken. Fortan hatte Jennerjahn Türkiye gegen sich. Erst recht, als er den bereits zwei Mal ermahnten Coach Erhan Albayrak nur zwei Minuten später nach einem erneuten lautstarken Ausbruch des Innenraums verwies.

Frühe Rote Karte für die Hausherren – Am Ende müssen insgesamt drei Türkiye-Spieler runter

Sieger im Luftduell: Cordis Alexandar Mucunski (re.) überspringt beim Kopfball seinen Widersacher. Foto: Knötzsch

Albayrak verschwand irgendwo unter den Zuschauern – und sah von dort einen FC Türkiye, der munter nach vorne spielte: Sascha de la Cuestas sehenswertes Solo an drei Gegnern vorbei (26.) und Prince Dzigbedes Pfostenschuss (35.) standen in Unterzahl zwei Cordi-Gelegenheiten durch Benjamin Bambur (45.) und Alexandar Mucunski (45.+1), die beide jeweils an Braun scheiterten, gegenüber. 

Im zweiten Durchgang waren gerade einmal sechs Minuten gespielt, als sich Prince Dzigbede mit seinem beherzten Einsatz gegen Finn Peters zum „König“ machte, Cordis Außenverteidiger austanzte, dann Tüter bediente und  so dessen Treffer zum 1:0 einleitete (51.). Schon zuvor hatte Braun auf der anderen Seite mit dem Oberschenkel gegen Mucunski pariert (46.). Und dieser „Teufelskerl“ zwischen den Pfosten der Hausherren sollte in der Folgezeit über sich hinauswachsen. 

Wer immer es auch versuchte: Am Ende hieß der Sieger Tobias Braun. Egal, ob gegen Sharifi und Theodoros Ganitis (53.), Bambur (77., 80.) oder Yannick Siemsen (80.). Dass Kevin Zschimmer (86.) und Sharifi (88.) aus aussichtsreicher Position zudem über das Tor schossen, passte zum gebrauchten Nachmittag des Spitzenreiters, der am Ende gegen drei Mann weniger auf dem Platz stand: Nach Dieckmeyer und noch vor Aydin hatte Referee Jennerjahn auch Serhat Yapici (Gelb-Rot) nach 85. Minuten des Feldes verwiesen. Doch das war spätestens nach dem finalen zweiten Treffer von Tolga Tüter noch noch Nebensache.

Cholevas: „Wir haben keinen guten Fußball gespielt“

Vier Mann auf engstem Raum: Alexander Mucunski (vo.) hat den Ball am Fuß, Mekan Barlak (li.), Sascha de la Cuesta (hi.) und Theodoros Ganitis beobachten die Szene. Foto: Knötzsch

Obwohl: nicht ganz. „Der Schiedsrichter muss in einigen Situationen, so wie zum Beispiel bei der frühen Roten Karte, mehr Fingerspitzengefühl zeigen“, forderte Türkiye-Trainer Erhan Albayrak nach dem Abpfiff, „das Gespann hat uns mit kleinen Nadelstichen in seinen Entscheidungen immer wieder provoziert.“ Natürlich, so Albayrak, habe sein Team „an der Grenze der Aggressivität agiert. Für uns war das ein besonderes Spiel: Wir haben gegen die beste Amateur-Mannschaft Hamburgs gespielt.“ Und das so gut, dass Albayrak nicht nur Keeper Braun („Eine Weltklasse-Leistung“), Doppeltorschütze Tüter und den bärenstarken Mekan Barlak hervorhob, sondern konstatierte: „Vom Torwart bis zum Stürmer müsste heute bei uns jeder die Note eins bekommen!“ 

Und sein Widerpart „Aki“ Cholevas? Der suchte nach der Partie lange das Gespräch mit seinem gesperrten Spieler Lennart Müller, ehe er dann im Gespräch mit der Presse feststellte: „Das ist die Konsequenz einer schlechten Woche für uns. Wir hatten viele Verletzte und Angeschlagene, waren im Training teilweise nur zwölf Mann.“ Eine Ausrede aber solle das nicht sein, so Cholevas: „Wir haben einfach keinen guten Fußball gespielt. Und: Wenn du in einem Spiel zehn hundertprozentige Chancen nicht nutzt, gewinnst du auch nicht. Wir müssen aber auch die Kirche im Dorf lassen: Wir haben im neunten Spiel zum ersten Mal verloren. Wir haben aber dennoch die Qualität, im oberen Drittel zu stehen, da wollen wir hin. Aber wir haben keinen großen Druck, nur weil wir jetzt das erste Mal verloren haben.“

Jan Knötzsch