„Eine Ansage an die ganze Liga. Cordi ist da!“

Primus dreht Spiel gegen AFC und spricht offen von Meisterschaft

02. Oktober 2016, 20:39 Uhr

Lennart Müllers Jubellauf nach dem Siegtreffer kannte keine Grenzen mehr. Foto: KBS-Picture.de

Nachdem sich Lennart Müller im August 2015 nahezu das komplette Knie zerschoss, einen Kreuzband- sowie Meniskusriss zuzog, wurde der „Blondschopf“ in den Vorwochen behutsam – mit einigen Kurzeinsätzen – an die Mannschaft Concordia herangeführt. Im „Oberliga-Kracher“ gegen Verfolger Altona 93 stand der Neuzugang – kam aus der zweiten Mannschaft von Hannover 96 – in der Startelf des Spitzenreiters. Auch, weil der zuletzt herausragende Bazier Sharifi vermutlich lange ausfallen wird. Der kongeniale Sturmpartner von Benjamin Bambur zog sich unter der Woche vermutlich einen Ermüdungsbruch im Fuß zu – ein MRT zu Beginn der Woche soll endgültigen Aufschluss über die Schwere der Verletzung geben.

Nick Brisevac (2. v. r.) stemmte sich gegen die Niederlage. Foto: KBS-Picture.de

Doch zurück zu Müller: in seinem erst zweiten Liga-Spiel von Beginn an sollte der 23-Jährige schlussendlich den Unterschied ausmachen – und seine Concorden zum nächsten Erfolg führen! „Ich bin einfach nur dankbar, dass ich wieder gesund bin. Wenn man so eine Verletzung hinter sich hat, dann weiß man das erst so richtig zu schätzen“, sagte der gefragteste Gesprächspartner nach dem Spiel, in dem es lange Zeit danach aussah, als würde Cordi zum zweiten Mal in Folge als Verlierer vom Platz schleichen. Denn der erste Durchgang gehörte dem AFC. „Wir haben unsere Aufgabe nicht so gut gemacht. Wir standen zu weit weg von den Gegenspielern und haben die Zweikämpfe nicht angenommen“, befand Trainer „Aki“ Cholevas. Die Folge: Nick Brisevac und Pablo Kunter kombinierten sich gleich doppelt über rechts den Ball hin und her. Letztgenannter verwertete schließlich aus halbrechter Position ins lange Eck – 0:1 (21.)!

Cordis herausgezauberter Ausgleich, Yilmaz' famose Antwort

Maurizio d'Urso (l.) und der später am Auge verletzt ausgewechselte Pablo Kunter. Foto: KBS-Picture.de

Concordia wirkte nicht so bissig, nicht so zielstrebig wie in den vorangegangenen Heimspielen. Doch da war ja noch ein gewisser Lennart Müller! Keine sechs Zeigerumdrehungen nach dem Rückstand zeigten die Hausherren das, was sie derzeit so stark macht: blitzschnell lief das Leder durch die eigenen Reihen über Finn Peters und Jan Kämpfer, der per Hacke auf dem linken Flügel in den Lauf von Bambur weiterleitete. Dessen Hereingabe in den Rücken der Abwehr beförderte Müller aus 14 Metern ins Glück – 1:1 (27.)! Doch Altona schlug zurück – und das in traumhafter Art und Weise: zwar blieb Brisevac zunächst hängen, doch Peters‘ missglückte Abwehraktion landete bei Abdullah Yilmaz, der den Ball aus 25 Metern zentraler Position mit der rechten Innenseite millimetergenau in den linken Giebel platzierte. Da passte kein Blatt Papier mehr zwischen Lattenkreuz und Spielgerät (37.)! Mit etwas mehr Glück hätte man die Führung noch vor dem Pausenpfiff ausbauen können, als Cordi-Fänger Briant Alberti einen Brisevac-Eckball unterlief – aber Sven Waldschmidt nicht mehr genügend Druck hinter seinen Kopfball bekam (45.).

Ein „Bussi“ für den Matchwinner

Briant Alberti (M.) rettet vor dem einschussbereiten Chris Pfeifer (r.). Foto: KBS-Picture.de

Nach Wiederanpfiff tasteten sich beide Teams vor 753 Zuschauern erst einmal ab, ehe Chris Pfeifer aus Alberti zueilte und diesen umkurven wollte. Doch der Schlussmann blieb Sieger (63.). Kurz darauf: Maurizio d’Urso sah auf links Kämpfer, der noch einige Meter machte und aus vollem Lauf heraus auf den ersten Pfosten flankte, wo Bambur im Stile eines absoluten Torjägers ins kurze Eck vollendete (65.)! Es entwickelte sich ein offener Schlagabtausch, in dem der Primus allerdings immer mehr die Oberhand gewann. Erst rettete Novotny stark gegen Bambur (76.), dann hatte der „Goalgetter“ das 3:2 auf dem Schlappen, bugsierte die Pille nach einem langen Huf von Georgios Cholevas und Kopfballverlängerung von Müller aus kürzester Distanz allerdings übers Gebälk (81.). Sollte es etwa bei der Punkteteilung bleiben? Mitnichten! Wieder war es G. Cholevas, der mit seinem weiten Ball aus der eigenen Hälfte die weit aufgerückte AFC-Defensive komplett aushebelte. Müller lief allein auf Tobias Grubba zu und spitzelte mit der rechten Fußspitze gegen die Laufrichtung des herauseilenden Torhüters ins lange Eck ein. Was folgte war überschwänglicher Jubel beim Siegtorschützen, der sich das Trikot vom Leib riss und sich sogar ein „Bussi“ seines Liga-Managers beim Jubellauf abholte (84.)!

„Wir wollen den Titel!“

Die eingewechselten Alex Mucunski (l.) und Braima Baldé im Duell. Foto: KBS-Picture.de

„Das war das Topspiel schlechthin in der Oberliga und wir wussten alle, wie eminent wichtig es ist. Man hat bei jedem der Jungs die Anspannung gemerkt. Das war kein normales Spiel, nicht zu vergleichen mit den bisherigen Partien – auch von der Intensität her. Am Ende so zu gewinnen, ist schon eine Ansage an die ganze Liga. Cordi ist da!“, sprudelte es aus dem Doppel-Knipser heraus. „Altona hat auch Ambitionen und wir können nicht jedes Spiel 5:0 gewinnen. Heute war es ein reiner Erfolg der Mannschaft! Diese Spiele sind entscheidend, da musst du da sein. Selbst nach einem Rückstand glaube ich immer dran, weil wir individuell so stark sind. Dass mir der Siegtreffer gelingt, ist natürlich das i-Tüpfelchen.“ 2:2-Schütze Bambur gab zu Protokoll: „Wahrscheinlich sind das die zwei stärksten Mannschaften dieser Liga. Es war ein sehr umkämpftes Spiel. Nichtsdestotrotz denke ich, dass wir aufgrund der zweiten Halbzeit als verdienter Sieger vom Platz gegangen sind. Auch nach dem Rückstand hatte ich überhaupt keine Zweifel, weil ich weiß, was wir können und welche Stärke in der Truppe steckt.“AFC-Coach Berkan Algan konnte der Partie offenbar nicht viel abgewinnen. Sein Statement: „Glückwunsch an Concordia. Die haben drei Tore geschossen und wir nur zwei. Vielen Dank!“ Auf Nachfrage befand Algan schließlich: „Wir müssen 5:1 führen! Es ist sehr ärgerlich, wie wir die drei Punkte hergeschenkt haben.“ Sein Gegenüber hob hingegen die Moral seiner Elf hervor: „Wir haben eine so großartige und intelligente Mannschaft, die wieder bewiesen hat, wie zielorientiert sie ist, und dass sie nie aufgibt. Das ist der Grund, warum wir Tabellenführer sind!“ Die abschließenden Worte gebühren jedoch dem Matchwinner, der die Ziele klar formulierte: „Wir wollen den Titel!“

Die letzten Augenblicke bis zum Abpfiff im Video


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