„Bärig“ trifft bitter: SVNA dreht 0:2 bei Paloma zum 3:2-Sieg
Umstrittener Elfmeter bringt die Entscheidung
Unverhofft kommt oft: Die Spieler des SV Nettelnburg-Allermöhe bejubeln ihren 3:2-Erfolg beim USC Paloma. Foto: noveskicom/Küch
Zur Pause des Spiels zwischen dem USC Paloma und dem SV Nettenburg-Allermöhe hätten wohl nur die wenigsten der Zuschauer an der Brucknerstraße noch den berühmten Pfifferling auf einen Erfolg der Gäste gesetzt. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt: Am Ende triumphierte tatsächlich die Elf von SVNA-Trainer Andreas Ferentinos. Dessen Gegenüber Steffen Harms hegte jedoch Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Elfmeters, der zum letzten, entscheidenden Treffer führte.
In der Woche vor dem Auswärtsauftritt des SVNA beim USC Paloma dürfte sich Andreas Ferentions in dem einen oder anderen Moment nicht unbedingt wie der Trainer einer Fußball-Mannschaft, sondern wie die Aufsichtsperson in einem großen Lazarett vorgekommen sein. Eine Hiobsbotschaft nach der anderen ereilte den Coach des Aufsteigers.
Gäste reisen mit dem allerletzten Aufgebot an
Im Zweikampf: Palomas Philipp Seib (re.) duelliert sich mit Philip Siegmund um den Ball. Foto: noveski.com/Küch
Tom-Philipp Müller – nicht dabei. Marcel Jeremias – nicht dabei. Flemming Milke – nicht dabei. Oliver Franz – richtig: nicht dabei. Als ob dies alles schon nicht genug gewesen wäre, musste Ferentinos zu allem Überfluss am Ende auch noch Masehullah Satari ersetzen. „Wir haben am Donnerstag letztlich mit zehn Feldspielern trainiert und Fünf gegen Fünf mit zwei Torhütern spielen lassen“, verriet der 49-Jährige, dass die Vorbereitung auf den Kick an der Brucknerstraße alles andere als zufriedenstellend verlief.
Entsprechend lautete die Marschroute der Gäste. „Wir sind mit der Hoffnung auf viel Glück hier hergefahren“, verriet Ferentinos – und genau das hatten die Gäste letztlich auch. Doch dazu später mehr. Fakt ist: Mit dem 3:1-Sieg schob sich der SVNA wieder auf den ersten Platz der Tabelle. „Unheimlich ist mir das Ganze nicht“, gab Ferentinos nach dem Spiel mit einem Lächeln angesichts Erfolgsserie des Aufsteigers zu Protokoll.
Bein bringt Paloma per Doppelpack in Führung
Gleich schlägt es ein: Dustin Siegmund (Nummer 9) markiert das 1:2 aus Sicht des SVNA. Foto: noveski.com/Küch
Dabei war dem Übungsleiter der Gäste das Lachen in der ersten Halbzeit des Spiels zunächst recht schnell vergangen. Fehler um Fehler produzierte seine Equipe in der Defensive und in der Vorwärtsbewegung und lud die „Tauben“ nahezu zu Torerfolgen ein. Die allerdings sagten nur ganze zwei Mal „Danke“: Zunächst in der 20. Minute, als Jannik Dreyer in den Rücken der Abwehr spielte und Tom Bein fand. Und dann in der 35. Minute, als ein Eckstoß von Matteo Evers auf dem Kopf von Bein landete, der das Spielgerät über die Linie schädelte. Die anderen Chancen? Nun, die ließ Paloma verstreichen – egal, ob es nun Olgun Kurnaz (24.), Evers (23., 28., 39.) oder Leotrim Istrefi (35.) waren.
„Leider haben wir nur zwei Chancen genutzt. Aber selbst das sollte eigentlich reichen, um Sicherheit zu kriegen“, urteilte USC-Trainer Steffen Harms nach der Begegnung. Reichte es aber nicht. „Am Ende der ersten Halbzeit waren wir zu sorglos. Vielleicht, weil vorher alles zu einfach aufgegangen war“, so Harms. So fing sich Paloma den Anschlusstreffer durch Dustin Siegmund, dem es gelang, nach 42 Minuten im zweiten Versuch USC-Schlussmann Frederick Lorenzen zu überwinden. Und Harms schwante da bereits Böses: „Uns war klar, dass in der zweiten Hälfte noch mehr vom SVNA kommen würde.“
Für Harms war das klar, für seine Spieler offenbar aber nicht so sehr. Die nämlich ließen sich nach dem guten ersten Durchgang (Harms: „Wir hatten viel Ballbesitz und ein gutes Pass-Spiel“) letzten Endes den Schneid abkaufen. „Vielleicht hat der Druck meine Spieler zu sehr überrascht“, fahndete Harms nach Gründen. Bis zur 71. Minute hielt sich der USC immerhin weiter schadlos, weil auf beiden Seiten die wirklich zwingenden Torraumszezen spärlich gesät waren. Dann allerdigns klatschte ein Freistoß von Dominik Schindler an den Pfosten, die „Tauben“ schafften es nicht, den Ball aus der gefährlichen Zone zu schlagen und stattdessen gelang dem gerade einmal 17-Jährigen Maurice Wenk nach Zuspiel von Farhad Ali mit seinem ersten Landesliga-Treffer der Ausgleich für den SVNA.
Harms: „Beim Elfmeter hab ich eine andere Meinung als Vollmers“
Zu früh gefreut: Hier bejubeln die Palomaten noch einen der beiden Treffer von Tom Bein, am Ende standen sie mit leeren Händen da. Foto: noveski.com/Küch
Die Hausherren hatten kaum Zeit, sich von diesem Rückschlag zu erholen, da gab es bereits den nächsten: Keeper Lorenzen warf sich nur vier Minuten später in der Absicht zu klären Schindler entgegen. Dessen Schuss ging drüber – und der SVNA-Angreifer fiel zu Boden. Schiri „Drago“ Vollmers wertete Lorenzens Attacke als Foulspiel und deutete auf den Elfmeterpunkt.
„Ein seltsamer Pfiff, ich hab' da eine etwas andere Meinung als Vollmers“, sagte Harms später in seiner Analyse, „der Schiri hat zugegeben, dass unser Torwart den Ball spielt, aber mit der offenen Sohle reingeht. Daher der Elfmeter...“ Dustin Siegmund waren die verschiedenen Meinungen egal: Er verwandelte abgeklärt zum 3:2 für den SVNA, das bis zum Ende bestand hatte, weil Keeper Grade in der 93, Minte an der Strafraumgrenze bei Evers' Schuss im richtigen Moment die Hand ausfuhr.
Ferentinos: „Hatten nach der Pause mehr Zugriff in den Zweikämpfen“
Volle Konzentration auf den Ball: Rohat Armagan (Mi.) sieht sich hier Palomas Maxym Marx (li.) gegenüber, der auf ihn zustürmt. Foto: noveski.com/Küch
„Das ist nach dem 1:4 gegen Bergedorf das zweite Spiel in Folge, das schwer zu verarbeiten ist“, stellte Harms nach der bitteren Niederlage fest, während Ferentinos eingestand: „Das mit dem Glück hat sich bewahrheitet, weil in den ersten 25 Minuten nur Paloma gespielt hat. Daher hat der USC auch verdient mit 2:0 geführt.“ Nach dem Seitenwechsel habe seine Mannschaft dann „mehr Zugriff in den Zweikämpfen“ gehabt, attestierte Ferentinos seinen Schützlingen, „wir haben es dann geschafft, einige gefährliche Angriffe zu fahren und den Dreier zu holen, was nach einem 0:2-Rückstand natürlich bärig für uns ist.“
„Egal, wer fehlt, wir kriegen immer eine ordentliche Elf auf den Platz, die zusammenhält. Da ist es auch egal, wenn wir mal 0:2 zurückliegen", freute sich derweil mit Torhüter Alexander Grade einer der SVNA-Matchwinner über den Erfolg, der ihn jedoch beileibe nicht abheben lässt. „Wir müssen nicht unbedingt aufsteigen. Wir haben uns vor der Saison andere Ziele gesetzt. Natürlich ist es eine tolle Sache, dass wir soweit oben stehen." So ganz ohne Blick Richtung Oberliga, das musste Grade gestehen, geht es aber selbst beim SVNA nicht zu: Wenn man Erster ist, dann denkt man da schonmal kurz drüber nach...“
Jan Knötzsch