„Ich gebe alles, was mein kleiner Körper hergibt“

Altengammes Stürmer Philip Alpen im Porträt

06. Oktober 2016, 11:30 Uhr

Sechs Treffer, vier Vorlagen: Für Philip Alpen läuft es in dieser Saison bisher richtig rund. Foto: noveski.com

Wer die Torschützen des SV Altengamme aus den vergangenen Spielzeiten durchgeht, der findet dort zumeist Namen wie Philipp Heitmann oder Kristof Heitmann, vielleicht noch den einen oder anderen Kicker. In dieser Saison aber hat sich ein ganz anderer Akteur in den Vordergrund gespielt: Philip Alpen. Sechs Treffer und vier Vorlagen gelangen dem 19-Jährigen bisher. Doch wer ist dieser Youngster eigentlich? Wie tickt er? Die FussiFreunde stellen Altengammes „Alpenexpress“ mit Zug zum Tor vor.

Wenn man es genau nimmt, dann müssten sich Altengammes Trainer Daniel Andrade-Granados und die Fußballer vom Gammer Weg bei Sascha Göttmann bedanken, dem 32-jährigen Routinier, der noch in der vergangenen Saison selbst im Kader des SVA stand. Denn „irgendwann in der letzten Saison, als bei mir nicht so viel lief, hat mich Sascha zur Seite genommen und mir gesagt, ich solle mir mal ansehen, wie sich Philipp oder Kristof Heitmann vorm Tor verhalten“, verrät Philip Alpen.

„ich stelle den Erfolg des Teams über meinen eigenen “

Altengammer Urgewächs: Philip Alpen (re.) spielt seit der Jugend für den Club vom Gammer Weg. Foto: noveski.com/Bode

Gesagt, getan. Und Alpen hat wohl ziemlich genau hingeschaut. Der junge Mann, der von sich selbstkritisch behauptet, dass „ich zu viele unnütze Wege mache“, ist in der Spielzeit 2016/2017 bisher der beste Torschütze des SVA. Auch wenn er sagt: „Man liegt schon nicht falsch, wenn man sagt, dass ich noch mehr Treffer hätte machen können oder müssen.“

Genau das sieht auch Daniel Andrade-Granados so. „Er erarbeitet sich sehr viele Chancen, aber formulieren wir es mal so: Alpi muss im Zuge seines Älterwerdens daran arbeiten, seine Qoute zu verbessern“, erklärt der Altengammer Coach, der dennoch aber ein Loblied auf seinen Angreifer singt: „Ich bin sehr froh, dass wir ihn bei uns haben. Philip ist ein Altengammer Urgewächs, ein Mannschaftsspieler. Er bleibt stets auf dem Boden.“

Genau so ist es. „Für mich kommt das alles ziemlich überraschend. Ich bin nicht der, der nur vor der Bude rumsteht und so viele Tore machen will wie es geht. Ich will der Mannschaft so viel helfen, wie es geht“, bleibt Alpen ganz bescheiden, „ich stelle den Erfolg des Teams über meinen eigenen. Mir geht es darum, dass wir als Mannschaft erfolgreich sind. Außerdem liegt mir der Verein am Herzen.“ 

„Ich fühle mich mega wohl beim SV Altengamme“

Wenn er nicht selbst auf dem Platz steht, begeistert sich Philip Alpen (li., hier gegen Dersims Rafat Waseq) für Borussia Mönchengladbach und studiert im ersten Semester. Foto: noveski.com/Bode

Kein Wunder. Schließlich spielte Alpen bisher nie für einen anderen Club als den vom Gammer Weg, kümmert sich nebenbei auch noch um das „Deich-Echo“, die Stadionzeitung des SV Altengamme. „Ich fühle mich mega wohl hier“, erklärt er. Und er erhält Rückendeckung. „Ich habe erst in der Jugend des SVA gespielt, dann in der Bezirksliga und nach dem Aufstieg dann in der Landesliga Hansa. Das ist ein riesiger Schritt. Ich bin Daniel Andrade-Granados und seinem Co-Trainer Daniel Grosse dankbar, dass sie auf mich setzen und mir immer wieder Chancen geben. Auch als ich in der letzten Saison einen Durchhänger hatte“, berichtet Alpen.

Das nötige Vertrauen auf der einen, ein Wohlfühlklima auf der anderen Seite – sind das allein die Erfolgsfaktoren, die die derzeit sechs Treffer und vier Torvorlagen des Borussia Mönchengladbach-Fans („Ich war zuletzt mit Christian Fließ aus unserer Zweiten Mannschaft beim Champions League-Spiel gegen Barcelona. Das war ein Mega-Erlebnis und sich unser Trainer mit seinen spanischen Wurzeln mehr über den Spielausgang gefreut haben dürfte als ich“) begünstigen? „Ich glaube, ich habe im Moment einen Lauf und muss manchmal einfach nur noch den Fuß hinhalten“, konstatiert „Alpi“. 

Absprung in die Oberliga? „Das ist noch viel zu weit weg, um sich darüber Gedanken zu machen“

Konkurrent und Kollege: „Wir pushen uns und ich schaue mir auch Einiges bei ihm ab“, sagt Philip Alpen (re.) über Linus Graf. Foto: noveski.com/Bode

Und: „Ich profitiere davon, dass wir im Kader vier Stürmer haben.“ Klar: Konkurrenz belebt das Geschäft. „Wir pushen uns gegenseitig“, verdeutlich Alpen, doch das ist nicht alles: „Genau wie von Philipp Heitmann gucke mir auch von Linus Graf, der zuletzt gegen Sasel ein riesiges Spiel gemacht hat, oder aber von Philipp Ahrens Dinge ab, die sie besser machen als ich.“ Dabei hat doch auch Alpen selbst einige Stärken. „Ich mache immer weiter. Über 90 Minuten. Ich gebe alles, was mein kleiner Körper hergibt“, lacht der 1,76 Meter große Stürmer, der bei sich selbst aufgrund der Größe „natürlich einige Schwächen im Kopfballspiel“ ausgemacht hat. 

Dass sie ihren „Alpenexpress“ in naher Zukunft verlieren könnten, wenn es für ihn weiterhin so gut wie bisher läuft – das müssen sie am Gammer Weg zunächst nicht befürchten. „Natürlich möchte man als Fußballer so hoch wie möglich spielen. Aber momentan ist das noch viel zu weit weg, um sich darüber Gedanken zu machen“, erklärt der Student (Mathe und Sport auf Lehramt im ersten Semester), „ich spiele gerade einmal mein zweites Herrenjahr und muss Konstanz im meine Leistungen reinbringen. Ich weiß, in welchen Dingen ich mich noch steigern muss und setze mich nicht unter Druck.“ Und wenn er wieder einmal Rat oder Motivation braucht, dann dürfte sich Sascha Göttmann als Antreiber für Altengammes Alpenexpress sicher gerne zur Verfügung stellen...

Jan Knötzsch