Osdorfs „Zehn-Zentimeter-Fehlschuss“ – Strömer „unstoppable“!
Ebbers kommt – und macht den Unterschied
Nach seiner Oberschenkelzerrung reichte es immerhin für 23 Minuten - und zum vorentscheidenden 2:1 für seinen SC Victoria: Tormaschine Marius Ebbers (r.) is back! Foto: noveski.com
Der zwischenzeitliche 1:1-Ausgleich von Len Strömer (r.), der nach Links-Hereingabe freistehend einschiebt. Foto: noveski.com
„Torben (Krause, Anm. d. Red.) hat es im Kreis eben so schön gesagt: Wir haben in dieser Liga sechs Spiele in Folge nicht verloren, die letzten drei sogar gewonnen. Auch heute haben wir 80 Minuten lang richtig gut gespielt und müssen eigentlich den Deckel drauf machen, in dem wir das 2:1 machen. Stattdessen ist es wie so oft: du machst die Dinger vorne nicht rein, fängst sie dann hinten und stehst wieder mit leeren Händen da“, stellte Piet Wiehle ernüchternd fest. Seine Truppe hatte den „großen“ SC Victoria am Rande einer Niederlage. Insbesondere die erste Halbzeit war für den neutralen Besucher ein regelrechtes Volksfest. Es ging hin und her, rauf und runter, eine Torchance reihte sich an die nächste. Ein Auszug: allein Osdorfs Dauerknipser der letzten Wochen, Jeremy Wachter, tauchte zweimal freistehend vor Medaiyese auf. Beim ersten Mal entschärfte der 19-Jährige mit einem unglaublichen Fußreflex (21.), im zweiten Anlauf verfehlte Wachter das lange Eck um Zentimeter (29.). „Da hat Victor seine Stärke im Eins-gegen-Eins mal wieder unter Beweis gestellt“, freute sich sein Trainer Jasko Bajramovic.
Strömers (vorerst) letztes Spektakel
Auf der anderen zog ein anderer Akteur in seinem vorerst letzten Spiel für Vicky noch einmal ganz groß auf, ehe ihn sein Trainer in der 88. Spielminute vom Platz holte und Len Aike Strömer darauf entgegnete: „Bis März!“ Denn der 25-Jährige geht ab Mittwoch kommender Woche auf Weltreise, demonstrierte vorher aber noch einmal, wie sehr er seinem Team in dieser Zeit fehlen wird. Wurde es vor dem Osdorfer Tor gefährlich, war immer wieder Strömer daran beteiligt. Erst bediente er Sergej Schulz, der in Hencke seinen Meister fand (4.). Dann war er von Osdorfs indisponierten Innenverteidiger Sven Müller nur durch ein Foulspiel zu bremsen. Elfmeter! Doch mit einem schier unfassbaren Reflex parierte Torwart-„Oldie“ Hencke gegen den alles andere als schwach getretenen Strafstoß von Schulz und kratzte den Strahl mit der linken Hand aus dem oberen Eck (9.)!
Weiter ging die „Strömer-Show“. Sein Distanzschuss wurde abermals von Hencke entschärft (14.). Schließlich fand er mit seiner Hereingabe von der linken Grundlinie Vincent Boock, der das Leder an die Latte donnerte (20.). Zentimeter fehlten hingegen bei Strömers 16-Meter-Schuss (36.). Da passte es wie die Faust aufs Auge, dass eben jener Len Aike Strömer die Pille zwischenzeitlich auch zum Ausgleich in die Maschen beförderte: nachdem der starke Germain Hounsiagama den TuS auf die Siegerstraße brachte, als er einen krause-Eckball am zweiten Pfosten stehend einnickte (7.), schlug Vicky zurück, weil man einen Einwurf schnell ausführte und Boock auf Höhe der Grundlinie gegen Müller in Ruhe flanken konnte. In der Mitte schloss Strömer ab (13.)!
„Wir haben nach der Pause an Tempo verloren“
„Es war ein offener Schlagabtausch, wobei man auch sagen muss, dass Osdorf drei ganz dicke Chancen hatte – auch wenn zwei davon Geschenke von uns waren. Das habe ich der Mannschaft in der Pause auch gesagt, dass die Zeit der Geschenke in der zweiten Halbzeit vorbei ist. Glücklicherweise hat Osdorf die Chancen nicht reingemacht. Aber das sind so Aktionen, die können ein Spiel in die andere Richtung lenken“, befand Bajramovic, dessen Elf ein wenig fahrig aus der Kabine kam. „Der Gegner hat einen Lauf, ist selbstbewusst aufgetreten. Das wussten wir. Wir haben in der zweiten Halbzeit ein wenig das Tempo verloren. Ich habe den Jungs in der Halbzeit gesagt, dass so ein Spiel nicht nach 45 Minuten, sondern auch in der 70. oder 80. Minute entschieden werden kann. Das haben sie etwas zu wörtlich genommen. Zwischendrin war ein wenig die Luft raus. Vielleicht waren wir uns auch sicher, dass wir noch einen machen – aber wir hatten lange nicht die Torchancen dazu.“
„Wir hätten gewinnen können“
Bis auf einen Abschluss von Dennis Bergmann, bei dem Hencke einmal mehr glänzend zur Stelle war (56.), hatte die Wiehle-Elf nun sogar etwas mehr vom Spiel – und die zwei erwähnten „Hundertprozenter“, die man allerdings nicht in einen Torerfolg ummünzen konnte. Stattdessen kam Marius Ebbers in der 67. Minute ins Spiel und war einige Augenblicke darauf gleich zur Stelle, als er von – wie sollte es auch anders sein – Strömer in Aktion gebracht wurde und eiskalt vollstreckte (79.)! „Ebbe hat in solchen Situationen natürlich die Ruhe, nicht einfach abzuschließen, sondern noch am Torwart vorbei zu gehen“, so sein Übungsleiter. Keine 180 Sekunden darauf machte der Gast den Sack zu: Mirco Bergmann wurde erneut von Müller viel zu spät attackiert und servierte das Spielgerät den im Zentrum einlaufenden Sergej Schulz, der per Direktabnahme vollendete (82.)! In einer etwas hektischen Schlussphase sah Osdorfs Kapitän Bennet Krause noch die Ampelkarte (84.). Spielentscheidend war dies aber nicht mehr. Sein Trainer bilanzierte: „Uns stimmt es absolut positiv, zu sehen, dass man 80 Minuten lang gegen so eine Mannschaft wie den SC Victoria zu diversen Torchancen kommt – selbst aus zehn Zentimetern –, aber wie am Anfang der Serie ein bisschen an sich selbst scheitert. Wir hätten heute gewinnen können, so stehen wir ohne Punkte da. Aber vielleicht ist Vicky auch nicht unser Maßstab. Die Grundstimmung ist nach wie vor positiv, trotz des kleinen Dämpfers. Aber davon geht die Welt nicht unter.“