„Altona hat heute vier Tore geschossen, wir nur eins!“

Condor zeigt "zu wenig", um Altona zu gefährden

16. Oktober 2016, 17:11 Uhr

Nick Brisevac (l.) und Milaim Buzhala bejubeln den AFC-Sieg. Foto: noveski.com

Als Chris Pfeifer fünf Minuten vor Ultimo den Platz verließ, hätte man meinen können, dass sein Altonaer Fussball-Club einen völlig gebrauchten Sonntagvormittag erwischt hätte. Nur die mitgereisten Fans huldigten ihren Sechser lautstark – auch Manager Andreas Klobedanz begleitete Pfeifer mit einer herzlichen Umarmung in Richtung Bank. Und das völlig zu Recht – denn der 28-Jährige zeigte am Berner Heerweg eine richtig starke Vorstellung und war einer der Garanten für den überraschend deutlichen Erfolg seines AFC beim Tabellenzweiten!

Irgendwie stolpert Max Stolzenburg (l.) den Ball mit den Knien zur Führung über die Linie. Foto: noveski.com

Condors Übungsleiter Christian Woike bediente sich auf der anschließenden Pressekonferenz einer Spielanalyse eines „Trainervorbildes“, wie er sagte, und bilanzierte kurz und schmerzlos: „Altona hat heute vier Tore geschossen, wir nur eines.“ Aufmerksamen Beobachtern kamen dabei sofort die Worte von AFC-Coach Berkan Algan nach der 2:3-Pleite vor gut zwei Wochen bei Spitzenreiter Concordia in den Sinn, als er dem Spiel inhaltlich auch nicht viel mehr abgewinnen konnte. Die Spitze war kaum zu überhören, wenngleich Woike auf Nachfrage anfügte: „Das war von unserer Seite zu wenig –auch fußballerisch. In der ersten Halbzeit waren wir etwas schläfrig, hatten keine gute Staffelung und waren oftmals zu hektisch.“ 35 Minuten lang passierte vor 310 Schaulustigen so gut wie gar nichts. Insgesamt war das Spitzenspiel zwischen dem Tabellenzweiten und dem Rang-Vierten bis zu jenem Zeitpunkt sehr zerfahren, ehe Condors Keeper Sascha Kleinschmidt die Stimmung deutlich aufheiterte, als er einen Kopfball von Altonas Sven Waldschmidt in herausragender Manier aus dem Knick kratzte (35.).

Slapstick-Tor leitet Doppelschlag ein

Das 2:0 für die Gäste durch Chris Pfeifer (2. v. l.)! Max Anders wirft sich in den Schuss, kann den Einschlag aber nicht mehr verhindern. Foto: noveski.com

Von den Hausherren war bis dato – bis auf eine Martens-Hereingabe von der Grundlinie, die Grubba über den Balken wischte (29.) – nichts zu sehen. Stattdessen führte der AFC mit einem Doppelschlag vor der Pause eine Art Vorentscheidung herbei. Allerdings gingen dem Führungstreffer gleich zwei Aktionen voraus, die vom SCC moniert wurden: einerseits soll der Ball bereits die Auslinie überschritten haben, andererseits wähnten nicht nur Spieler und Offizielle der „Raubvögel“ Tor-Initiator Nick Brisevac auf dem linken Flügel im Abseits. Nach seiner flachen Hereingabe schoss Alexander Krohn äußerst unglücklich Max Stolzenburg an – von dort klatschte die Kugel an den linken Pfosten und wurde im zweiten Anlauf von Stolzenburgs Knien irgendwie in die Maschen gedrückt. Slapstick pur (38.)! Keine 120 Sekunden darauf flankte Milaim Buzhala von links. Der Ball landete rechts im Strafraum bei Braima Baldé, dessen Hereingabe zunächst noch von Isaak Hoeling im allerletzten Moment vor dem einschussbereiten Stolzenburg geklärt werden konnte – allerdings nur vor die Füße von Chris Pfeifer, der per Linksschuss unter die Latte vollstreckte (40.)!

Martens sorgt für kurzzeitige Hoffnung – AFC-Youngster stechen

Jannick Martens (r.) hauchte seinem Team wieder Leben ein - am Ende sollte es aber nicht reichen. Foto: noveski.com

Die Begegnung schien bereits ihren Sieger gefunden zu haben – zumal die Farmsener, wie von Woike bereits festgestellt, zu wenig ablieferten. Doch dann das: nachdem Kleinschmidt einen Brisevac-Freistoß glänzend parierte (48.), rutsche Jan Novotny ganz böse an einem Kamalow-Pass vorbei und ermöglichte Jannick Martens somit seinen neunten Saisontreffer und den Anschluss (54.)! Die Hoffnungen auf etwas Zählbares währten aber nur kurz. Zunächst verwies der phasenweise ohne klar erkennbare Linie leitende Schiedsrichter Kevin Rosin SCC-Trainer Woike aufgrund einer wahrhaftigen Lappalie von seiner Trainerbank (58.). Dann brachte Julian Künkel in einer Kontersituation Pfeifer zu Fall, woraufhin Brisevac den fälligen Strafstoß mit ein wenig Glück verwandelte, da Kleinschmidt am Ball dran war (63.)! Baldé, der freistehend am verwaisten Gehäuse vorbei schoss (70.), verpasste noch den vierten Treffer, den ein eingewechseltes Duo wenig später jedoch herbeiführte: ein katastrophaler Lüdemann-Fehlpass leitete den Gegenzug ein. Über Waldschmidt und Pfeifer kam der 19-jährige Finn Lukas Rettstadt auf dem rechten Flügel an den Ball. Seine Hereingabe verwertete der 18-jährige Jungspund Jakob Drinkuth zum 4:1 für den AFC (80.)!

Novotny sieht Rot

Diese Szene brachte das Fass zum Überlaufen: völlig unnötig ging Altonas Jan Novotny (l.) Lars Lüdemann im wahrsten Sinne an die Gurgel. Foto: noveski.com

In der Nachspielzeit kam es noch zu einer völlig unnützen Situation, als Lüdemann gegen Buzhala an der Außenlinie zu rustikal zu Werke ging. Daraufhin entstand eine Rudelbildung, in der sich Novotny – so unnötig wie ein Kropf – zu einer Tätlichkeit gegen den Condoraner hinreißen ließ, diesen am Hals packte und mit glatt Rot des Feldes verwiesen wurde (90. +1)! Auch die Szenen im Anschluss daran, als selbst Algan mit auf den Platz stürmte und von seinen Spielern zurückgehalten werden musste, waren mehr als nur unnötig! „Es war ein sehr umkämpftes Spiel gegen einen Gegner, der sehr körperbetont war. Am Ende sind wir froh, dass wir gewonnen und einen guten Ball gespielt haben“, befand Algan, der die Aufregung am Schluss wie folgt umschrieb: „Es war eine sehr unübersichtliche Situation, in der meine Mannschaft auf ein überhartes Einsteigen des Gegners reagiert hat. Da muss ich ‚Novo‘ in Schutz nehmen.“ Während Condor seine vierte Saison-Pleite gegen ein viertes Spitzenteam kassierte, hat der AFC nur eine der letzten zehn Spiele verloren.

Das ganze Spiel zum Nachlesen!