„Wir brauchen noch mehr positive Geilheit“

Kapitän Sebastian Clausen spricht über den bisherigen BU-Saisonverlauf

26. Oktober 2016, 17:22 Uhr

Geht es nach Sebastian Clausen, dann kann BU nach oben schauen: "Wir haben die die Qualität für die Top Fünf." Foto: noveski.com

Der Name des Traditionsclubs hat nach wie vor einen großen Klang, doch die aktuelle sportliche Situation beim HSV Barmbek-Uhlenhorst reißt derzeit kaum einen vom Hocker. Die Mannschaft von Trainer Frank Pieper-von Valtier steht im Moment auf dem achten Platz. Quasi im grauen Niemandsland. Im Gespräch mit den FussiFreunde betreibt Kapitän Sebastian Clausen Ursachenforschung und erzählt, wie es sich anfühlt, in der Tabelle jenseits von Gut und Böse zu stehen. Zudem verrät der Abwehrmann, wo seiner Meinung nach der Weg von BU noch hinführen sollte.

Es waren wohl nicht gerade die besten Tage und Nächte, die Sebastian Clausen seit dem vergangenen Wochenende hinter sich gebracht hat. Am zurückliegenden Sonntag unterlag der 29-Jährige mit seinen Mannschaftskollegen vom HSV Barmbek-Uhlenhorst vor eigenem Publikum auf dem Kunstrasen an der Dieselstraße gegen den SV Rugenbergen mit 0:2. Nach acht Spielen ohne Niederlage die erste Pleite – und das ausgerechnet gegen ein Team aus dem Tabellenkeller.

„Keiner hat Lust, im Mittelmaß rumzuspielen“

Mittelmaß macht keinen Spaß, findet Sebastian Clausen. Foto: noveski.com

„Der Frust sitzt schon tief“, bekennt Clausen, meint damit aber nicht nur den dreifachen Punktverlust gegen Rugenbergen: „Im Moment ist es die ganze Situation bei uns allgemein eher frustrierend. Wir haben viele Punkte liegen gelassen, die wir in der vergangenen Saison noch geholt hätten.“ Warum dies so ist? Da bleibt der Kapitän der Barmbeker eine konkrete Antwort erst einmal schuldig. „Wenn wir das wüssten, dann würden wir es ja sofort abstellen“, sagt Clausen, begibt sich dann aber doch auf die Suche nach den Ursachen oder aber zumindest den Faktoren.

„Wir haben viele neue Spieler dazu bekommen, von denen einige erst relativ spät kamen“, erklärt der 29-Jährige, „diese Jungs haben daher natürlich nicht die gesamte Vorbereitung bei uns mitmachen können.“ Dementsprechend wachse die Mannschaft jetzt erst „nach und nach zusammen. Wir haben das eine oder andere Mal nicht gewonnen, weil es nicht komplett gestimmt hat.“ Und noch etwas hat Clausen erkannt: „Wir brauchen noch mehr positive Geilheit. Die fehlt uns noch.“

Apropos geil: Ein Attribut, mit dem wohl nur die Wenigsten die Spielweise des HSV Barmbek-Uhlenhorst unter Coach Frank Pieper-von Valtier beschreiben. Defensive ist, um es auf einen einfachen Nenner herunterzubrechen, unter dem 44-jährigen Trainer Trumpf. 21 Gegentreffer lesen sich ja noch ganz nett, aber nur 25 erzielte Tore – ist das nicht etwas zu wenig? Verlagert sich BU zu sehr auf die Defensive? Ist der Fußball der Barmbeker vielleicht sogar destruktiv, wie Kritiker schimpfen?

„Für Außenstehende mag die Spielweise nicht attraktiv sein – aber sie hat uns weit gebracht“

Die Erfolge der Vorjahre haben die Ansprüche an BU steigen lassen, ist sich Sebastian Clausen sicher. Foto: noveski.com

„Nein, wir spielen nicht zu defensiv“, wiegelt Clausen ab und erklärt die genannten Zahlen im Bezug auf die erzielten Treffer vielmehr wie folgt: „Wir brauchen einfach zu viele Möglichkeiten für ein Tor. Im vergangenen Jahr haben wir die erste Chance meist reingemacht. Uns fehlt im Moment einfach die Kaltschnäuzigkeit.“ Klar ließe sich nicht wegdiskutieren, dass man behaupten könne, die BU-Leistungen seien bisher „vielleicht zu wenig“, aber: „Von der individuellen Klasse her gehören wir unter die Top Fünf. Das sollte auch unser Anspruch sein. Keiner hat Lust, im Mittelmaß rumzuspielen.“

Genau da aber steht der HSV Barmbek-Uhlenhorst derzeit. Logisch, dass das wenig Spaß macht. Aber, nächster Versuch: Wie ist das mit der Spielphilosophie des Trainers? Bringt es wirklich Spaß, als das defensivste Team der Liga verschrieen zu sein? „Für Außenstehende mag die Spielweise nicht attraktiv sein“, verhehlt Clausen nicht, gibt jedoch zu bedenken: „Wenn man Erfolg hat, macht es Spaß. Diese Spielweise hat uns weit gebracht.“ Wenn man „das Spiel umstellen will, muss man sich auch weiterentwickeln. Wir sind befinden uns genau in diesem Prozess, uns weiterzuentwickeln.“

Inmitten dieses Prozesses von einer Krise zu sprechen, sei weit hergeholt, befindet Clausen: „Natürlich hätten wir gerne mehr Spiele gewonnen, aber die Niederlage gegen Rugenbergen war die erste seit acht Spielen. Das darf man auch nicht außen vor lassen.“ Dennoch: Gold ist das bisherige BU-Abschneiden beileibe nicht. Resultiert das Krisengerede also etwa eher daraus, dass infolge des zweiten Platzes aus der Vorsaison und des ODDSET-Pokalsiegs 2015 die Ansprüche, die von außen an das Team gestellt werden, gestiegen sind?

„Wir haben die Qualität für die Top Fünf“

„Ein gewisser Anspruch herrscht, das ist richtig“, ist dieser Gedankengang auch Clausen nicht gänzlich fremd, „aber wir wussten, dass es schwierig werden würde, in dieser Saison erneut um Platz eins oder zwei mitspielen zu können. Dafür hat zum Beispiel Cordi zu stark aufgerüstet und Dassendorf ist so stark geblieben.“ Dennoch hält der BU-Kapitän an seiner Zielsetzung, das Team müsse den Anspruch haben, unter den Top Fünf zu landen, fest. „Die Plätze eins bis drei zu erreichen, wird sehr, sehr schwer. Aber Platz vier bis sechs ist in Reichweite. Das sollte drin sein. Wir haben die Qualität für die Top Fünf. Das haben wir in den Spielen gegen Vicky, Altona oder Dassendorf bewiesen“, konstatiert Clausen. Aber: „Es gab eben auch Spiele wie das gegen Süderelbe, wo wir es nicht gezeigt haben...“

Jan Knötzsch