Nach 426 Tagen zurück: Klammer-Comeback bahnt sich an!

Condors Mittelfeldakteur spricht über seinen Leidensweg

27. Oktober 2016, 14:06 Uhr

Auch vor gut zwei Wochen gegen den AFC stand Cassian Klammer nach langer Leidenszeit im Kader des SC Condor. Foto: noveski.com

Den 12. August 2015 wird Cassian Klammer für immer in Erinnerung behalten – und das nicht nur, weil es der Tag seines 24. Geburtstages war, sondern vor allem deshalb, weil er sich an jenem Abend im Pokalspiel seines SC Condor beim TSV Sasel (2:1 n. V.) schwer verletzte. Nach einem Zusammenprall mit Ex-Condor-Keeper Todd Tuffour zog sich Klammer einen Kreuzband- sowie Außenbandriss zu – auch ein Muskel in der Kniekehle war hinüber. „Ich habe sofort gemerkt, dass etwas kaputt ist, da der Unterschenkel gar nicht mehr richtig fixiert war“, verrät uns der 26-Jährige knapp 15 Monate später.

Ganze 426 Tage sind ins Land gegangen, bis der äußerst sympathische Mittelfeldakteur der Farmsener am 11. Oktober sein lang ersehntes Comeback feierte. Im Testspiel gegen den USC Paloma (1:2) durfte Klammer endlich wieder Wettkampfpraxis sammeln. „Für mich war von Anfang an klar, dass ich mich zurückkämpfen werde“, verrät er uns nun. Knapp anderthalb Wochen zuvor stand der ehemalige Leistungsträger des Klub Kosova auch in der Liga beim 1:0-Heimerfolg über den VfL Pinneberg erstmalig wieder im Aufgebot der „Raubvögel“. Zum Einsatz kam er zwar nicht, doch sein Trainer Christian Woike sang auf der anschließenden Pressekonferenz ein regelrechtes Lobeslied auf seinen Schützling. „Ich habe selten einen Spieler erlebt, der sich so sehr in die Mannschaft einbringt und alles für sie hat, obwohl er ihr auf dem Platz nicht helfen kann. Cassian ist menschlich ein absoluter Gewinn!“ Schon damals, nach Bekanntwerden der bitteren Diagnose, war Woike tief geknickt – schließlich war Klammer als die zentrale Figur im Spiel des SCC vorgesehen. „Natürlich war es anfangs extrem bitter, da ich eine sehr gute Vorbereitung gespielt habe – und das, nachdem ich in der Saison davor tendenziell eher Ergänzungsspieler war“, so Klammer.

Aus Mittelfeldspieler Klammer wird Athletiktrainer Klammer

Möchte seinem Team auch auf dem Platz wieder eine wichtige Stütze sein: Cassian Klammer. Foto: noveski.com

„Ich bin bis dahin glücklicherweise von schlimmeren Verletzungen verschont geblieben. Deshalb habe ich es auch als ein gewisses Berufsrisiko aufgefasst. Natürlich war es eine sehr unglückliche Situation und für den Kopf schwer“, gesteht der „Blondschopf“, der seinen Blick trotzdem stets nach vorne richtete. „Klar gibt es während des Genesungsprozesses immer wieder bittere Phasen und Tiefen, aber ich habe nicht zurückgeschaut, sondern habe mich über jeden kleinen Fortschritt gefreut. Irgendwann kommt dann der Punkt, an dem du nur noch positiv nach vorne schaust.“ Während sich andere Spieler ganz auf ihren Weg zurück fokussieren, hat sich Klammer jedoch voll in die Mannschaft eingebracht. „Ich bin Sportstudent und bringe deshalb viel Know-How in Sachen Athletiktraining mit.“ Also half er zweimal in der Woche in diesem Bereich aus. „Ich brauche einfach das Mannschaftsgefühl und habe dann halt an anderen Stellen geholfen. Ich war schließlich froh, wenn ich was zu tun hatte“, erklärt er mit einem Augenzwinkern. „Es war mir enorm wichtig, den Kontakt zur Mannschaft in dieser Zeit zu halten.“

„Möchte nur Zweite spielen, wenn ich der Mannschaft auch helfen kann“

Vor zwei Jahren noch Kontrahenten, heute Teamkollegen: Gökhan Iscan (vo.) und Cassian Klammer. Foto: KBS-Picture.de

In der letzten September-Woche erhielt Klammer endlich das „Spiel-Go“ vom Arzt, so dass er im Oktober wieder in den Wettkampf eingreifen konnte. „Im Testspiel gegen Paloma durfte ich 55 Minuten ran, was mich natürlich extrem gefreut hat. Man merkt schon, dass man lange raus war. Aber jede einzelne Trainingseinheit bringt mich weiter – ich war schließlich 15 Monate ganz raus. Aus diesem Grund bin ich einfach nur froh, wieder Fußball spielen zu dürfen.“ Dass Cassian Klammer nicht der „typische Fußballer“ ist, der nur an sich denkt und auf seine Vorteile aus ist, dürfte bereits klar geworden sein. Folgende Aussage unterstreicht die These noch einmal: „Jetzt möchte ich versuchen, mir über Kurzeinsätze ein wenig Spielpraxis zu holen. Sicher werde ich auch das eine oder andere Spiel für die Zweite machen. Dies aber nur, wenn ich auch wirklich fit bin und der Mannschaft mit meiner Anwesenheit helfen kann. Ich möchte keinem Spieler, der Woche für Woche im Training Vollgas gibt, seinen Platz im Team wegnehmen. Ich sehe es auch überhaupt nicht als Bestrafung an, in der Zweiten zu spielen. Im Gegenteil. Die Jungs spielen in der Landesliga – und ich bin ganz ehrlich: aktuell traue ich mir da auch noch keine 60, 70 Minuten zu. Auf dem Platz zu stehen und dann auch zu helfen, sind zwei verschiedene Paar Schuhe.“

Klammers Motto: „Behandle die Leute so, wie du selbst behandelt werden möchtest.“ Jene Loyalität weiß auch der der SC Condor zu schätzen. „Aus der Mannschaft und vom Verein habe ich sehr große Unterstützung erhalten!“ Angefangen damit, dass ihn Mannschaftskollegen anfangs zu den Ärzten fuhren, bis hin zur Reha, wo er die volle Rückendeckung und Unterstützung des Klubs erhielt. „Zudem haben mich die Vereins-Physios einmal in der Woche betreut. Natürlich gehört auch viel Eigenmotivation dazu – aber der Verein hat mir auch alles ermöglicht.“

„Bin begeistert von den Neuen“

Nach 15-monatiger Verletzungspause steht ein Comeback in der Liga kurz bevor. Foto: KBS-Picture.de

Während sich Klammer in kleinen Schritten zurückkämpft, läuft es bei seiner Mannschaft sportlich richtig rund. „Natürlich bin ich mit der bisherigen Ausbeute sehr zufrieden – auch wenn uns so ein wenig der Makel anhaftet, dass wir die Spitzenspiele nicht gewinnen können.“ Doch das soll sich schon bald ändern: Mit Buchholz, Dassendorf und BU warten nun nämlich drei richtige Kaliber auf die „Raubvögel“. Die Gründe für den derzeitigen dritten Tabellenplatz sieht Klammer auch in den Neuzugängen. „Wir haben uns extrem gut verstärkt. Ich bin wirklich begeistert von den Neuen. Sie haben sich super integriert, sind top Charaktere und passen voll in die Mannschaft.“ Hinzu kommen die Comeback-Qualitäten des Teams, die mittlerweile schon fast legendär sind. Letztes Beispiel: Am vergangenen Wochenende siegte der SCC trotz dreimaligem Rückstand noch mit 4:3 in Wedel – und das, obwohl die Leistung ausbaufähig war. „Ich glaube nicht, dass das Zufall ist. Wir glauben einfach immer an uns und besitzen die Qualität, in jedem Spiel unsere Tore zu machen. Das ist eine Eigenschaft, die uns auszeichnet.“ Schon sehr bald – spätestens in der Rückrunde – möchte der „Sechser“ auch wieder seinen Teil zum sportlichen Erfolg beitragen. „Ich beschäftige mich nur mit dem SC Condor, möchte wieder voll gesund, fit und ein fester Bestandteil der Mannschaft werden und schließlich wieder zu meinem alten Leistungsniveau zurückfinden!“ Bei diesem Ehrgeiz sollte Letzteres kein Problem werden. Bleibt ihm nur zu wünschen, dass auch die Gesundheit mitspielt und wir einen Cassian Klammer schon bald wieder auf dem Fußballplatz erleben können.