„Will nicht unzufrieden sein, war aber schon mal zufriedener!“

HSV III macht seine Hausaufgaben ohne Glanz – Lurup kann "jeden schlagen"

29. Oktober 2016, 00:58 Uhr

Lurups Sangar Mangal (l.) vereitelte einige Angriffe. Hier gegen Emre Yasar. Foto: noveski.com/Küch

7:0 gewonnen, das vortägliche Ergebnis des Spitzenreiters um ein Tor getoppt – und doch: irgendwie war es nicht das, was sich Felix Karch im Vorfeld von seiner Mannschaft gewünscht hatte. „Es wäre etwas überheblich, wenn ich nach einem 7:0-Sieg verärgert wäre – zumal ich direkt nach Spielen eigentlich generell immer eher unzufrieden bin. Aber es gab schon Spiele, nach denen ich deutlich zufriedener war“, sagte er im Anschluss an die gut 89 Minuten, nach denen Referee Björn Krüger (SV Börnsen) die Partie gegen das abgeschlagene Schlusslicht SV Lurup beendete.

Ungehindert schießt Mladen Tunjic (m.) zum 2:0 ein. Foto: noveski.com/Küch

Zwar ließ der Hamburger SV III von Anfang an überhaupt keine Zweifel darüber aufkommen, wer den Platz als Sieger verlassen wird. Nichtsdestotrotz wirkte das Auftreten über weite Strecken zu behäbig und lethargisch – während sich die „Güler-Schüler“, die lediglich einen Feldspieler auf der Bank hatten und erst eine Viertelstunde vor Anpfiff zum Warmmachen aus der Kabine kamen, nach Leibeskräften wehrten und sogar zu einigen Möglichkeiten kamen. Eine Viertelstunde vor Schluss hatten die Mannen von der Flurstraße ihren neuen Übungsleiter sogar so weit, dass sich dieser sehr weit aus dem Fenster lehnte: „Seht Ihr, und das machen wir mit dem HSV. Wir können jeden Gegner schlagen!“, rief er seinem Team lautstark aufs Feld. Ein wenig zu viel des Guten – schließlich machten die „Rothosen“ ohne großen Aufwand nur 180 Sekunden später das halbe Dutzend voll. Torschütze? Natürlich Mladen Tunjic! Der Angreifer, der sich von der allerersten Minute an der Gegenwehr der massiven Luruper Defensive gegenübersah, vollendete einen Angriff nach Traumpass von Hannes Steckel und scharfer Hereingabe von Emre Yasar (78.)!

„Der Gegner wollte gar keinen Fußball spielen“

Angesprochen auf die Motivation vor einem solchen Spiel, gab der Torjäger, der nun schon bei 20 (!) Saisontreffern steht, hinterher zu Protokoll: „Für mich war das nicht so schwer, denn ich bin eigentlich in jedem Spiel motiviert und gehe immer mit derselben Einstellung rein. Und eigentlich kann das auch nicht schwer sein, denn wir haben unsere Ziele und wollen immer gewinnen.“ Allerdings war das nicht jedem Akteur der „Rothosen“ an diesem Abend anzumerken. „Das Spiel an sich war nicht so einfach, da der Gegner eigentlich gar keinen Fußball spielen wollte, sondern schon ab der zweiten Minute die Bälle nur noch weggeschlagen und viel auf Zeit gespielt hat“, fügte Tunjic an. Vor allem der Mann zwischen den Pfosten der Luruper, Rückkehrer Darko Lejic, spielte all seine Erfahrung aus und holte bei jedem Abschlag viel Zeit von der Uhr.

Die Tore fallen – doch Karch „platzt fast die Halsschlagader“

Trotz sieben Toren: Viel zu jubeln gab es für die "Rothosen" nicht. Foto: noveski.com/Küch

Nach der Blitz-Führung der Hausherren durch Emre Yasar, der nach Steckels Pass, Hinrichsens Flanke und Ostermann Kopfballverlängerung mit den Haarspitzen am zweiten Pfosten einschob (2.), war lange Zeit unheimlich viel Leerlauf in der Partie. Das Schiedsrichter-Gespann ahndete nahezu jeden Angriff aufgrund vermeintlicher Abseitsstellungen, was vor allem in der 15. Spielminute schlichtweg nicht der Fall sein konnte, als Lurups mit Abstand bester Mann, Sangar Mangal, einen langen Huf von Hinrichsen unterschätze, Tunjic von hinten durchstartete und einschoss. Als die Gäste begannen, sich aus der Umklammerung zu befreien und ihrerseits in Person von Baran Gökalp (27.) und Zakaria Doubli zu zaghaften Ansätzen einer Möglichkeit kamen, „platzte“ Karch „fast die Halsschlagader“, wie er unmissverständlich deutlich machte. Doch sein „Stürmerstar“ verhinderte dies mit dem Treffer zum 2:0, als Nikola Zeba – wartet weiter auf sein erstes Saisontor – einen Yasar-Freistoß per Kopf herrlich für den Schützen servierte (30.)!

Auch Joker Onur Subay durfte sich unmittelbar nach seiner Einwechslung in die Schützenliste eintragen. Foto: noveski.com/Küch

Nach 45 Minuten hieß es 4:0 für den HSV III, da Lurups Christian Adu Gyamfi eine Sulejmani-Hereingabe in die eigenen Maschen jagte (37.), und Timo Trefzger eine wunderbare Hackenablage von Tunjic aus 15 Metern mit der linken Innenseite flach ins Eck schoss (43.). Der zweite Abschnitt plätscherte vor sich hin, weil die Karch-Elf scheinbar nicht mehr wollte, die Gäste aber ein ums andere Mal aufmuckten. Gökalp zielte aus halbrechter Position nur ganz knapp am langen Eck vorbei (62.), ehe Mangal einen Trapp-Freistoß nur hauchdünn verfehlte (87.). Nach einer kurz ausgeführten Steckel-Ecke erzielte der sträflich allein gelassene Veli Sulejmani aus 18 Metern das 5:0 (65.). Tunjic machte, wie eingangs erwähnt, die Sechs voll, ehe der gerade einmal 50 Sekunden auf dem Platz befindliche Onur Subay eine Hinrichsen-Hereingabe ins kurze Eck beförderte (82.). Ein deutlicher Triumph gegen die „Liga-Schießbude“, aber kein berauschender Auftritt.

„Der Eigensinn in vielen Situationen ärgert mich tierisch“

Anschließend durfte sich Subay (r.) die Glückwünsche von Mladen Tunjic abholen. Foto: noveski.com/Küch

„Natürlich hätten wir es noch besser herausspielen können, aber so ist das manchmal. Es klappt eben nicht alles“, konstatierte Tunjic im Anschluss. Trotz einiger ausgelassener Großchancen – oftmals auch vom reaktivierten Lejic vereitelt – ließ man auch im Defensivverbund viel zu viel anbrennen. „Was mich tierisch stört, ist der Eigensinn in vielen Situationen. Da wird es unter der Woche klare Ansagen und viele Gespräche geben. Denn das ist nicht das, was wir wollen und was wir als Trainerteam vorleben“, fand Karch klare Worte. „So geht es nicht!“ Dem Gegner zollte er hingegen Respekt: „Sie haben in den letzten anderthalb Jahren weit über 300 Tore kassiert und treten trotzdem immer wieder an. Da gibt und gab es in der Vergangenheit auch andere Beispiele.“

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