Saseler Machtdemonstration: „Dafür bin ich hierher gewechselt!“
V/W im Hansa-Gipfeltreffen chancenlos – Acar: „Schlechtestes Spiel!"
"Ich hab's euch doch gesagt", schien Nico Zankl nach seinem Freistoßtreffer in Richtung Bank zu rufen. Foto: noveski.com
Konnte er auch sein: denn sein TSV Sasel rückte im Hansa-Gipfeltreffen gegen den – vor diesem Spieltag – ärgsten Verfolger aus Billstedt die Kräfteverhältnisse zurecht. „Ein hochverdienter Sieg! Wir haben Glück gehabt, dass wir keine richtige Klatsche bekommen haben“, fasste V/W-Co-Trainer Gökhan Acar die 90 Minuten am Parkweg sportlich-fair zusammen. Denn bis auf die erste Viertelstunde, als sein Team den Spitzenreiter mit frühem Pressing unter Druck setzte, spielte nur eine Mannschaft – und diese erarbeitete sich Chance um Chance. „Das tut mir langsam echt weh“, beklagte Zankl mal wieder das mangelhafte Verwerten dieser Möglichkeiten. Aber seine Schützlinge zeigten nach der 1:3-Pleite gegen den USC Paloma die erhoffte Reaktion – und wie: „Ich glaube, wir waren danach alle enttäuscht und wollten es heute wiedergutmachen. Am Anfang war es noch schwierig, weil sie uns früh gepresst haben. Aber nach einer Viertelstunde haben wir uns befreit und dann ging es los…“, so Neumann-Schirmbeck.
„Das Tor ist natürlich überragend!“
Der Jubel nach dem Schlusspfiff: Benedikt Neumann-Schirmbeck glänzte als Torschütze, Dauerläufer und Vorbereiter. Foto: noveski.com
Es entwickelte sich ein Dauerfeuer auf das Tor von Futsal-Nationalkeeper Yalcin Ceylani, der künftig in einer anderen Liga zu Hause ist – zumindest wenn es nach Zankl geht: „Wir treffen Pfosten, Latte und schießen Ceylani auch noch zum Champions-League-Torwart!“ Nach ersten Torannäherungen durch Lenny Kratzmann (6.), der nach langer Verletzungspause erstmals in der Startelf stand und eine bärenstarke Vorstellung ablieferte, sowie Nico Zankl (8.), feuerte letztgenannter nach verunglückter Topuzovic-Abwehr ein erstes Pfund aus der zweiten Reihe ab, das an die Latte donnerte (18.). Dann stellte Ceylani gleich zweimal seine Extraklasse unter Beweis: erst parierte er gegen den auf halbrechts freistehenden Daniel Lichy nicht nur, sondern hielt die Kugel auch noch fest (28.). Dann entschärfte er nach Warlichs tollem Solo gegen den völlig blank stehenden Nico Zankl herausragend (33.).
Wenige Augenblicke darauf war aber auch der Schlussmann der Billstedter machtlos, als Erdinc Örün einen Katastrophen-Pass im Mittelfeld spielte und der Gegenangriff wie ein D-Zug über die Gäste hinweg rollte. Im „One-Touch-Stil“ kombinierten sich Zankl, Kratzmann und „BNS“ durch die Hintermannschaft. Letzterer drückte die Kugel nach dem mustergültigen Querpass über die Linie – 1:0 (34.)! „Ein traumhaftes Tor, besser kann man das nicht spielen“, konstatierte auch der Schütze und fügte an: „Endlich mal so ein Tor, weshalb ich zu Sasel gekommen bin, wo ich den Ball nur noch ins halbleere Tor schießen muss.“ Auch sein Trainer frohlockte: „Das Tor machen wir natürlich überragend, aber da waren noch einige weitere Aktionen, die wir richtig hübsch spielen – und wirklich alle Jungs waren voll im Spiel drin.“
Julardzija vergibt einzige Billstedter Chance
Auch von zwei Mann - hier Tarek Pressel (li.) und Samed Topuzovic (re.) - ließ sich "BNS" nur schwer stoppen. Foto: noveski.com
Und es ging immer so weiter. Vorwärts-Wacker bekam keinerlei Zugriff mehr, schaute häufig nur noch zu, wie der nächste Abschluss in Richtung Ceylanis Kiste flog. „In den ersten zehn, 15 Minuten haben die versucht, uns gleich ganz vorne anzupressen. Aber wir haben uns vorgenommen, wenn sie das machen, spielen wir auch mal einen gezielten langen Ball, weil sie hinten enorm offen waren. Das haben wir auch richtig gut gemacht. Dass sie das vom Tempo her nicht lange durchhalten würden, war uns auch klar. Da wir sie hinten relativ schnell verwundet haben, hatten sie auch keinen Mut mehr, uns anzupressen“, meinte Zankl. Ob Neumann-Schirmbeck, der in leichter Rücklage den rechten Pfosten traf (48.), Kratzmann, der am Außennetz scheiterte (57.), oder gleich zweimal Nico Zankl, dessen von Okur abgefälschter Freistoß von Ceylani reflexartig pariert wurde (63.), ehe er nach Kratzmanns Hereingabe erneut in seinem Panthers-Teamkollegen seinen Meister fand (67.) – es waren Torchancen in Hülle und Fülle. Doch urplötzlich landete ein von Peter Iwosa durchgesteckter Ball bei Juro Julardzija, der jedoch aus acht Metern halbrechter Position am kurzen Eck vorbei zielte (59.). Die einzige wirklich nennenswerte Möglichkeit der Billstedter in 90 Minuten!
„Bin als Führungsspieler geholt worden – das wollte ich zeigen“
Als die Nachspielzeit anbrach, sorgte allein das Ergebnis für Spannung. Dann räumte Fatih Okur den auf halbrechts durchbrechenden Neumann-Schirmbeck regelrecht ab. Freistoß für den TSV aus rund 23 Metern Torentfernung. Während Timo Adomat und „BNS“ am liebsten kurz ausgeführt hätten und Richtung Eckfahne marschiert wären, legte sich Zankl das Leder zurecht und versprach: „Ich haue den rein!“ Gesagt, getan! Mit seinem starken linken Fuß schlenzte er den Ball über die etwas löchrige Mauer hinweg ins rechte untere Toreck und überwand Ceylani ein zweites Mal (90. +3). Der Schlusspunkt! „Nach der ersten Viertelstunde sind wir keinem einzigen Zweikampf mehr aus dem Weg gegangen, alle haben sich in jeden Ball geschmissen. Ich bin richtig stolz“, sagte Neumann-Schirmbeck, der trotz Krämpfen durchhielt. „Die zweite ‚Ibu‘ in der Halbzeit hat geholfen. Mir hat alles wehgetan, aber ich wollte unbedingt drauf bleiben. Ich habe gesagt, dass ich erst dann vom Platz gehe, wenn der Schiedsrichter abgepfiffen hat und wir als Sieger vom Platz gegangen sind. Ich bin geholt worden, um ein Führungsspieler zu sein und das wollte ich auch allen zeigen!“
„Unser schlechtestes Saisonspiel“
Sein Chefcoach sah ein „richtig geiles Spiel“ von seiner Truppe. „Wenn man nach einem schlechten Spiel fünf Positionen wechselt und die schlagen so ein, dann ist das für einen Trainer natürlich überragend. Die Jungs haben hinten komplett dicht gemacht, bis auf eine Szene nichts zugelassen.“ Stellt sich die Frage, ob es – bis auf die Chancenverwertung – irgendetwas auszusetzen gibt? „Wir hatten eine Phase zwischen der 75. und 85. Minute, wo wir unsere Angriffe nicht mehr gezielt aufs Tor gebracht haben. Aber trotzdem bekommt die Mannschaft heute von mir eine Eins – und da schließe ich die Bank voll mit ein. Die Jungs sind komplett mitgegangen, haben sich gefreut und es denen, die auf dem Platz standen, auch gegönnt.“ Ein Beispiel: „Toddy (Torwart Tuffour; Anm. d. Red.) hat überragend trainiert und trotzdem hat er es Maxi gegönnt, heute zu spielen. Das muss man einfach positiv erwähnen.“ Auf der anderen Seite sprach Acar im Anschluss sogar von dem „schlechtesten Saisonspiel“ nach 25 ordentlichen Minuten. „Aber unser Anspruch war auch nie die Meisterschaft, sonder der, dass wir einen guten Ball spielen. Meiner Meinung nach wird Sasel Meister – dahinter streiten sich fünf Teams um den zweiten Platz.“ Und trotz der heutigen Leistung wird der SC V/W Billstedt sicher auch dazu gehören – schließlich kommen die 27 Punkte ja auch nicht von ungefähr…
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