Akbel: „Mit Charakter und Willensstärke ist alles möglich!“

Ex-Profi Yusuf Akbel bringt bei Teutonia 05 II den Erfolg zurück

18. November 2016, 08:18 Uhr

Den größten Erfolg verzeichnete Yusuf Akbel in seiner aktiven Laufbahn beim FC St. Pauli, ehe einige weitere Profi-Stationen in der Türkei folgten. Foto:privat

Nicht nur als Spieler war Yusuf Akbel überaus erfolgreich, auch bei seinem neuen Betätigungsfeld als Trainer scheint der Ex-Stürmer voll durchzustarten. Mit der zweiten Mannschaft des FC Teutonia 05 stieg Akbel nach vielen Kreisliga-Jahren im Sommer in die Bezirksliga auf und steht jetzt sogar kurz vor dem Durchmarsch in die Landesliga. In seiner aktiven Zeit war der einstige Vollblut-Angreifer als Profi beim FC St. Pauli zu Regionalliga-Zeiten in Dienst und absolvierte ganze 20 Spiele für die Kiezkicker, bevor es ihn in die türkische Süper Lig zog. Inzwischen hat er im zarten Alter von nur 32 Jahren seine Schuhe an den Nagel gehängt. Den FussiFreunden verrät Akbel, wie das Leben als Profi war, was nun seine Ziele sind und was das Erfolgsgeheimnis für den Erfolg seiner Teutonen ist.

Den Sprung von der Jugend zu den Profis schaffte Akbel schon im Jahr 2003. Dort spielte er zuerst für die U23 der Kiezkicker und wurde dann sogar zur Liga-Mannschaft hochgezogen, wo er ganze 20 Pflichtspiele bestreiten durfte. „Das war ein unglaubliches Gefühl vor so vielen Leuten zu spielen“, blickt Akbel zurück. „Wenn man dann auch noch ein Tor geschossen hat, war das einfach unbeschreiblich. Da gibt’s keine Worte für!“, erklärt er voller Stolz. Drei Treffer gelangen Akbel im Trikot der Braun-Weißen, wo er gegen Spieler wie David Odonkor oder auch Roman Weidenfeller, gegen den er sein erstes Saisontor erzielte, randurfte.

Für ganze 180.000 Euro wechselte er schließlich vom FC St. Pauli zu Sivasspor in die erste türkische Liga. Dort spielte er die erste Zeit auch regelmäßig. „Ich war bei Sivasspor Stammsieler“, so Akbel. Nach dem ersten Pokalspiel für den türkischen Erstligisten zog er sich allerdings zuerst einen Muskelfaserriss und dann einen Knöchelbruch zu, was ihm auf seinem weiteren Karriereweg enorm hinderte. „Wenn man dann ein halbes Jahr ausfällt, ist es im Profibereich natürlich enorm schwer, sich wieder ranzukämpfen“, gibt der 32-Jährige zu. Auch deshalb absolvierte er in jener Saison nur wenige Einsätze für Sivasspor und war häufig zum Zuschauen verdammt. Doch nach seiner Zeit am Millerntor hatte es auch die Kulisse in der Türkei absolut in sich, wenngleich Akbel sagt: „Nach meiner Zeit bei St. Pauli war das nichts Neues für mich.“ Von Sivasspor ging es schließlich über mehrere Stationen in der zweiten und dritten türkischen Liga (Elazigspor, Sariyer, Tarsus Idman) wieder zurück in die Heimat.

"Verletzungsbedingt mit dem Fußball aufgehört"

Beim TuS Germania Schnelsen jubelte Yusuf Akbel (Mi.) zuletzt und beendete danach seine aktive Laufbahn. Foto: KBS-Picture.de

Yusuf Akbel durfte im Profi-Fußball also schon eine ganze Menge miterleben. Allerdings wurde er auch immer wieder aufs Neue zurückgeworfen. „Ich selbst hatte immer wieder mit Verletzungspech zu kämpfen“ bedauert er. Zuletzt hat Akbel nach seiner Zeit als Profi in der Türkei bei Germania Schnelsen in der Oberliga ausgeholfen. Nachdem er sich jedoch das Kreuzband riss, beendete er seine aktive Karriere und versucht seither, seine gesammelten Erfahrungen als Übungsleiter beim FC Teutonia 05 II weiterzugeben. „Ich musste verletzungsbedingt mit dem Fußball aufhören und wollte dann als Trainer weiterarbeiten.“

Und das mit demselben Erfolgsgedanken wie als Spieler. „Selbstverständlich habe ich als Trainer auch Ziele!“ Diese unterstreicht er zurzeit beim FC Teutonia 05 II. In der vergangenen Saison gelang der Bezirksliga-Aufstieg und nun mischt man schon wieder ganz oben mit. „Ich habe gesehen, dass dort der Trainerposten frei war und dass die Mannschaft schon viele Jahre immer vergeblich versucht hat, aufzusteigen. Das war dann mein Ziel.“ Dieses Unterfangen gelang mit Bravour - doch mit diesem ersten Etappenziel soll noch lange nicht Schluss sein, was die aktuelle Tabellensituation in der Süd-Staffel eindrucksvoll unterstreicht.

Eine beachtliche Leistung, die vor allem auch ohne die Unterstützung der Liga-Mannschaft geschafft wurde. Eine ganz bewusste Entscheidung, wie Akbel klar zu verstehen gibt: „Ich bin nicht das Auffangbecken der Ersten, das habe ich schon vor der Saison gesagt!“ Während die Liga-Truppe alle Blicke auf sich zieht, vor der Saison enorm aufgerüstet hat und in die Oberliga aufsteigen will, macht Akbel mit der Reserve heimlich, still und leise im Hintergrund einen sehr überzeugenden Job. „Bei Teutonia dreht sich alles um die erste Mannschaft!“, weiß auch der Ex-Profi zu berichten und wünscht sich manchmal etwas mehr Aufmerksamkeit innerhalb des Vereins.

"Ich hätte nicht gerne zehn Ronaldos in der Mannschaft"

Aus wenig Mitteln haben Akbel und Co-Trainer Alan Besic sehr viel gemacht, obwohl sich der Kader nach dem Aufstoeg nicht einmal großartig verändert hat. „Bei einer guten Mannschaft gehört nicht nur Geld dazu. Ich hätte nicht gerne zehn Ronaldos in der Truppe. Das ist dann nämlich kein Team!“ Dafür legt das Trainerduo neben der spielerischen Klasse vor allem großen Wert auf den Charakter der Spieler. „Das ist sehr wichtig, denn nur mit Charakter und Disziplin kann man ein gutes Team aufbauen.“ Ein enorm wichtiger Faktor für die Erfolgsstory der Kreuzkirchen-Kicker. „Mit Charakter und Willensstärke ist alles möglich!“ beschreibt Akbel das Erfolgsgeheimnis.

Akbel (re.) mit dem damaligen Germanen-Coach und jetzigen Teutonia-Sportchef Bert Ehm. Foto: KBS-Picture.de

„Wir haben die A-Jugendlichen zu 100 Prozent bei uns integriert und alle ziehen im Training richtig gut mit.“ Gleichzeitig fungieren die Routiniers als Führungsspieler. „Die Jungen werden von den Älteren sehr gut geführt.“ Zurzeit stimmt einfach alles: „Alan und ich sprechen einfach auch die Sprache der Spieler. Wir haben eine richtig gute Stimmung in der Mannschaft und auch der Ehrgeiz ist da.“ Nichtsdestotrotz warnt er, ganz Profi-like, vor zu großer Euphorie: „Meine Spieler müssen trotzdem noch viel lernen!“

Mit dem aktuellen Kader möchte man die Spielzeit auch zu Ende bringen. „Ich bin zurzeit vollkommen zufrieden und es gibt keine Gedanken, neue Spieler zu verpflichten“ beteuert der Trainer, der bis zur Winterpause die letzten drei Spiele erfolgreich bestreiten möchte. Mit all seiner Erfahrung glaubt Akbel zudem, dass die Liga-Mannschaft, die nächstes Jahr vorraussichtlich in der Oberliga um Punkte kämpfen wird, ebenfalls wenig am Kader verändern muss: „Wir haben viele junge und talentierte Spieler in unserer Mannschaft, die bis jetzt aber noch nicht beachtet wurden. Unser Ziel ist es ja eigentlich, Spieler auszubilden und nach oben abzugeben.“ Von dieser Einstellung kann Teutonia 05 eigentlich nur profitieren, denn von so einem Backup für das Aushängeschild, die Liga-Equipe, können manche Amateurevereine nur träumen...