Türkiye: Tüysüz nicht mehr im Team

Präsident Dogan Inam erklärt zudem: Kein großer Schaden nach Brandanschlag

01. Dezember 2016, 15:46 Uhr

Stürmer Onur Tüysüz und der FC Türkiye gehen ab sofort getrennte Wege. Foto: noveski.com/Bode

Nach dem Brandanschlag, der in der Nacht zum Dienstag auf das Vereinsheim des FC Türkiye verübt würde, steht fest: Das Gebäude hat keine übermäßigen Schäden erlitten. Dies erklärte Präsident Dogan Inam im FussiFreunde-Gespräch. Sicher ist zudem auch etwas anders – und zwar eine Personalie: Onur Tüysüsz zählt mit sofortiger Wirkung nicht mehr zum Kader der Wilhelmsburger. 

Der Fußball geriet beim FC Türkiye zu Anfang dieser Woche in den Hintergrund. Doch das soll nach dem Wunsch von Dogan Inam nur kurzfristig so gewesen sein. Denn viele Worte will man beim Oberligisten aus Wilhelmsburg nicht mehr über den Brandanschlag auf das Vereinsheim, der in der Nacht von Montag auf Dienstag verübt wurde und zu dem sich die „Apoistische Jugendinitiative“ später via Internet bekannte, verlieren. „Man sollte dumme Leute nicht noch damit belohnen, dass man in der Presse über sie redet“, sagt der Päsident des FC Türkiye, der zudem erklärt, dass das Gebäude keinen großen Schaden davongetragen hat: „Es ist nur eine Scheibe zu Bruch gegangen und an der Aussenfassade sind einige Brandspuren.“ Nach dem Anschlag, zu dem es auf der Website der „Apoistischen Jugendinitiative“ heißt, das „Rachekommando Sehid Tirej Givara Delil“ griff das Vereinsheim „des FC Türkiye mit Molotowcocktails an. Der Veren steht in enger Zusammenarbeit mit den Strukturen der MHP (nationalistische türkische Partei, Anm. d. Red.) und dient ihnen als Rekrutierungsbasis“, ermittelt nun der Staatsschutz.

Inam: „Ich glaube kaum, dass am Sonntag gespielt wird“

Erwartet einen Ausfall des Heimspiels gegen Osdorf: Türkiyes Präsident Dogan Inam. Foto: noveski.com

Angst oder Sorgen vor weiteren Anschlägen hat man beim FCT derweil in Bezug auf das für den kommenden Sonntag angesetzte Oberliga-Heimspiel gegen den TuS Osdorf (14 Uhr) nicht. „Es wird keine zusätzlichen Sicherheitsvorkehrungen geben. In der Oberliga muss man so oder so gewisse Vorkehrungen für die Sicherheit treffen“, sagt Präsident Inam, der allerdings auch davon ausgeht, dass das Spiel gar nicht stattfinden wird: „Ich glaube kaum, dass am Sonntag gespielt wird. Unser Rasenplatz ist vom Bezirksamt gesperrt. Und wer unseren Grandplatz kennt und weiß, dass unsere Jugend darauf auch noch trainiert, der kann sich vorstellen, dass es drei Tage Sonnenschein am Stück braucht, dass der am Sonntag bespielbar sein wird.“

Für den Fall, dass die Begegnung dennoch angepfiffen werden sollte, wird ein Spieler beim FC Türkiye definitiv fehlen: Onür Tüysüz. Der Stürmer zählt ab sofort nicht mehr zum Kader von Trainer Thorsten Bettin. Das bestätigten sowohl Tüysüz als auch der Zweite Vorsitzende des FCT, Ismail Uysal. Allerdings: Die Version, warum dem so ist, liest sich bei beiden Seiten etwas anders.

Tüysüz: „Ich führe in dieser Woche Gespräche mit zwei Vereinen“

„Ich habe den Verein verlasen, weil mir viele Dinge nicht gepasst haben. Schon in der Halbzeit des Spiels gegen BU hat sich das Thema für mich erledigt gehabt. Ich habe das Ismail Usyal am Montag mitgeteilt. Das hat aber nichts mit meiner Auswechselung zu tun, auch wenn das, glaube ich, jeder jetzt denkt. Aber das ist nicht so“, erklärt Tüysüz, „ich habe unserem Co-Trainer in der Halbzeit des Spiels gesagt, dass ich nicht mehr kommen werde. Es gibt mehrere Gründe, aber ich möchte nicht schlecht über den Verein reden.“

„Davon, dass er das in der Halbzeit gesagt hat, weiß ich nichts“, sagt Uysal, „ich weiß nur, dass er mir später gesagt hat, dass er mit mir reden wolle. Ich habe ihm daraufhin gesagt, dass er nicht mehr mit mir reden braucht.“ Scheinbar war sowohl Uysal als auch dem Verein übel aufgestoßen, dass Tüysüz nach seiner Ankündigung und der Auswechselung in der Halbzeit den Ort des Geschehens verlassen haben soll. „Ich bedanke mich bei Onur für das, was er für uns geleistet hat“, erklärt Uysal, der dem Stürmer verspricht, ihn für einen anderen Verein freizugeben, „sobald Onur seine Klamotten, die er vom Verein bekommen hat, beim FC Türkiye abgegeben hat.“ 

Apropos neuer Verein: Erste Interessenten für eine Verpflichtung gibt es offenbar bereits. „Ich führe in dieser Woche Gespräche mit zwei Vereinen, in der nächsten Woche dann mit einer anderen Mannschaft“, verrät Tüysüz. Unter den Clubs sollen nach Aussage des 33-Jährigen auch Oberligisten sein.

Jan Knötzsch