Gencels Doppelpack entscheidet „Spitzen-Schlagabtausch“!

V/W ringt Bramfeld nieder – Schiri in der Kritik

04. Dezember 2016, 19:04 Uhr

Großer Jubel bei V/W und Doppel-Torschütze Ozan Gencel (li.), der hier von Juro Julardzija und dem starken Fatih Okur geherzt wird. Foto: noveski.com/Jaedtke

Es war ein Fußballspiel, das den Stempel eines Spitzenspiels absolut zu Recht trug – nur die drei Herren in Gelb hatten so ihre liebe Mühe damit. „Der Schiedsrichter ist seiner Linie treu geblieben, nämlich der, dass er überhaupt keine hatte“, ärgerte sich Bramfelds Übungsleiter Florian Neumann im Anschluss an die turbulenten 94 Minuten am Öjendorfer Weg, die sein Team mit einer knappen 1:2-Niederlage beim SC V/W Billstedt beendete. „Der Rote Faden war scheinbar schon auf dem Weg hierher durchtrennt. Das war auf beiden Seiten sehr, sehr fahrig und unerklärlich. Das Spiel hätte ein anderes Gespann verdient gehabt!“

Mou-Inzou Bachir (li.) ließ einige Konterchancen leichtfertig liegen. Hier im Duell mit Robert Pietruschka. Foto: noveski.com/Jaedtke

Allerdings stellte Neumann auch unmissverständlich klar, dass die Pleite auf andere Gründe zurückzuführen sei: „Es gibt drei Dinge, die ich meiner Mannschaft vorwerfe“, und präzisierte: „Wir haben beim Standard zum 0:1 gepennt – auf einmal sind da drei Mann frei. Beim 1:2 arbeiten wir nicht klar genug gegen den Ball, obwohl wir gleich zwei- oder sogar dreimal in der Situation waren, zu klären. Hinzu kommt, dass wir in der ersten Halbzeit die langen Diagonalbälle nicht gut verteidigt haben. Aber vom Einsatz her und den spielerischen Elementen in der zweiten Halbzeit kann ich meiner Mannschaft nichts vorwerfen!“

Der erste Durchgang gehörte den Hausherren, die vor dem Führungstreffer zwei blitzsaubere Angriffe noch nicht zum Erfolg bringen konnten: erst verfehlte Liebermann – nach feiner Ballstafette über Iwosa (langer Diagonalball) und Bachir – das linke Toreck aus 15 Metern nur knapp (4.), ehe BSV-Keeper Patrick Möller das 0:1 verhinderte, als er in Folge eines herrlichen Spielzuges über Topuzovic (wieder ein präziser Diagonalpass) und Gencel gegen Julardzija auf dem Posten war und dessen Schuss aus kurzer Distanz noch um den Pfosten lenken konnte (21.). Doch dann: wie von Neumann bereits erwähnt und bemängelt, fand Okurs Freistoß aus dem Halbfeld den Kopf von Gencel, der eiskalt einnickte (40.)! Zwei weitere Billstedter standen blank und hätten ebenfalls als dankbare Abnehmer fungieren können.

Bramfeld egalisiert, Wacker schlägt zurück

Julian Bieber (re.) überragt Marcel Perz in der Luft. Foto: noveski.com/Jaedtke

Nach dem Wechsel entwickelte sich ein offener Schlagabtausch, in dem es kaum Verschnaufpausen gab und stets hin und her ging. Vorwärts-Wacker kam etwas zu behäbig aus der Kabine, was Bramfeld bestrafte: Henning schädelte einen Skalnik-Eckball von rechts schulbuchmäßig ins linke Toreck – 1:1 (48.)! Und beinahe hätten die Gäste das Geschehen innerhalb kürzester Zeit gänzlich auf den Kopf gedreht, wenn Skalnik einen blitzschnellen Angriff über rechts – nach Doppelpass mit Perz – zu einem krönenden Abschluss gebracht hätte. Allerdings fehlten bei dessen Versuch aufs lange Eck einige Zentimeter und auch der mit aufgerückte Henning verpasste am zweiten Pfosten nur knapp (53.). Mitten in die kleine Bramfelder Drangphase hinein konnte sich Iwosa nach einem Okur-Einwurf durch die Hintermannschaft tanken. Weder Kuhle noch Remark und auch Pietruschka konnten entscheidend eingreifen. Schließlich versuchte Skalnik noch zu retten, was nicht mehr zu retten war – Nutznießer dieses „Gewurschtels“ war wieder Gencel, der von halbrechts staubtrocken ins lange Eck einschoss. 2:1 (56.)!

"Ein richtig gutes Spiel!"

Matchwinner Ozan Gencel behauptet den Ball gegen Martin Fedai. Foto: noveski.com/Jaedtke

Während Wacker vor allem in Person von Bachir – erst nach Dogan-Flanke per Kopf (60.), dann nach Beckmann-Pass völlig freistehend (89.) – den Deckel hätte draufmachen können, kam auch Bramfeld noch zu guten Chancen auf den Ausgleich. Doch Liebermann kratzte Remarks wuchtigen Kopfball nach einer erneuten Skalnik-Ecke bärenstark von der Linie (65.), ehe Schlussmann Ceylani in einer hektischen Schlussphase gegen Ljubisavljevic in herausragender Manier auf dem Posten war und dessen Rechtsschuss aus neun Metern reflexartig mit dem ausgestreckten Bein vor dem Einschlag bewahrte (85.). Weniger schön war das, was sich Pressel in buchstäblich letzter Sekunde leistete: nach einem zunächst nicht geahndeten Foulspiel an ihn selbst, revanchierte er sich mit einem völlig unnötigen Griff mit beiden Händen ins Gesicht von Schwarck. Schiedsrichter Gerrit Breetholt (Arminia Ochtrup/GW Eimsbüttel) zeigte ihm die Ampelkarte, womit der Mittelfeldakteur der Billstedter noch sehr gut wegkam (90. +3.)!

Schlussendlich schaukelte der immer noch Tabellenzweite, da Sasel durch ein Strafstoßtor in der 97. (!) Minute mit 1:0 in Bergedorf gewann und die Spitzenposition verteidigte, die Führung über die Zeit und bleibt daheim unbesiegt. „Ich denke, es war ein richtig gutes Spiel mit sehr viel Tempo und vielen Zweikämpfen“, befand auch V/W-Coach Dennis Kreutzer und fügte an: „In der ersten Halbzeit ist der Plan voll aufgegangen, da konnten wir unser Spiel durchdrücken. Nach der Pause fällt gleich mit dem ersten Standard das 1:1, wodurch Bramfeld mehr Brust kriegt und wir uns erstmal schütteln müssen. Aber wir haben eine super Reaktion gezeigt, versäumen es nur, den dritten Treffer zu machen. Deshalb ist es hintenraus ein offener Fight. Aber Bramfeld gehört eben auch mit da oben hin.“ Sein Gegenüber fasste den zweiten Durchgang folgendermaßen zusammen: „Wir haben das Herz in die Hand genommen und wollten das Buch mit unserem Spiel selbst schreiben.“ Abschließend konstatierte Neumann: „Es ist ärgerlich, dass wir in solchen Spielen, wo es um die Bigpoints geht, noch nicht punkten können. Anderseits sage ich auch, dass du gegen die unteren Teams gewinnen musst und Wacker ist nun mal keine Laufkundschaft. Dennoch ist die Niederlage sehr unnötig!“

In sechs Tagen folgt das "Hinspiel"

Beim Kreutzer-Ensemble ragten aus einer alles in allem sehr geschlossenen Teamleistung Außenverteidiger Fatih Okur und Doppel-Torschütze Ozan Gencel heraus, deren Darbietung auch der Cheftrainer noch mit einigen Worten bedachte: „Fatih musste in den letzten Wochen in der Innenverteidigung spielen, weil wir da einige personelle Probleme hatten. Heute haben wir ihn wieder auf links gezogen und er hat das sehr, sehr gut gemacht. Und Ozan hat insgesamt eine gute Entwicklung genommen, er versteht immer mehr, wie bei ihm der Knoten platzt – nämlich in dem er sehr fleißig ist und sich auch taktisch einordnet. Dass er überragende Qualitäten hat, wissen wir.“ Bereits in sechs Tagen kommt es zum erneuten Aufeinandertreffen beider Teams – dann steht nämlich das eigentliche Hinspiel an, um das es ein wochenlanges Hickhack gab. Zumindest in einem Punkt sind sich beide Seiten aber einig: „Das wird für uns nochmal ein ‚Bonbon-Spiel‘ werden.“