100 Prozent gegen 70: HUFC besser in Fahrt dank Weber und Mahrt

Schwache Bergedorfer unterliegen ersatzgeschwächten Hammern mit 0:2

16. Dezember 2016, 23:53 Uhr

Die Entscheidung: Christopher Mahrt (re.) lässt sich nach dem 2:0 von Ronn Asante beglückwünschen. Foto: noveski.com/Bode

Der Blick auf den Spielbericht ließ nichts Gutes vermuten: Gerade einmal drei Feldspieler hatte Hamm United in der Partie gegen den FC Bergedorf 85 auf der Bank – und zwei davon stammten auch noch aus der „Zweiten“ des HUFC, die in der Kreisliga kickt. Wenn die Gäste aus Bergedorf nicht schon allein aufgrund ihrer Tabellenposition als Favorit in die Begegnung an der Snitgerreihe gingen, dann erst recht aufgrund der angespannten Personalsituation bei den Hausherren. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt: Am Ende behielten die „Geächteten“ mit 2:0 die Oberhand. 

Uli Schulz war so entspannt, dass er am Ende sogar Fünfe gerade sein ließ. „Er hat mir vor dem Spiel versprochen, dass er heute ein Tor machen wird. Allerdings wollte er das per Kopf machen...“, grinste der Coach von Hamm United im Anschluss an den 2:0-Erfolg seiner Mannschaft im Duell mit dem FC Bergedorf 85. „Er“ – damit war Daniel Weber gemeint, der Abwehrspieler der „Geächteten“. Der fühlte sich nach seiner Ankündigung gegenüber seinem Trainer in der zwölften Minute berufen, bei einem Eckball mit nach vorne zu gehen. Christopher Mahrt spielte den ruhenden Ball in den Strafraum, Weber hielt seinen Fuß hin – und die Kugel schlug im Netz hinter „85“-Schlussmann Alen Brandic ein. 1:0 für die Hausherren. Ein Freudenmoment für Weber, der anschließend jubelnd vom gegnerischen Strafraum in die eigene Hälfte zur HUFC-Trainerbank zurück sprintete und Uli Schulz herzte. Ein großes Ärgernis hingegen für Matthias Räck.

Schulz: „Wir hätten das eine oder andere Törchen mehr machen können“

Hamms Daniel Weber(li.) netzt ein, Antonio Kobas, Alexander Ballach und Marko Matolic (v. li.) können nur zuschauen. Foto: noveski.com/Bode

„Das war ein dummes Gegentor. Wir stehen mit drei Mann am kurzen Pfosten, der Gegner nur mit einem. Aber der hält die Fußspitze hin und macht den Ball rein. Wenn wir da ordentlich hingehen, steht es weiterhin 0:0“, echauffierte sich der Übungsleiter der Bergedorfer. Vielleicht, so Räck, wäre die Partie dann anders gelaufen. Vielleicht, Vielleicht aber auch nicht. Denn: Bergedorf tat sich spielerisch verdammt schwer, fand keinerlei Mittel, um gefährlich vorm Hammer Tor aufzutauchen. Ganz anders die Gäste: Die standen gleich mehrfach in aussichtsreicher Position vorm gegnerischen Kasten und zeigten gute Angriffe. Einziges Manko: das mit dem Toreschießen klappte nach dem 1:0 lange Zeit nicht mehr so richtig. So wie nach 21 Minuten, als Artur Hoppe von rechts von Christopher Mahrt angespielt wurde, aber an Brandic scheiterte, was wiederum HUFC-Keeper Samuel Graudenz auf den Plan rief, seinen Teamkollegen mit den Worten „Den musst du machen, Digga“ zu tadeln.

Oder so wie nach 23 Minuten, als Ronn Asante aus 30 Metern einen Freistoß aufs Bergeodefer Tor brachte und das Leder den Querbalken streichelte. Weitere Beispiele gefällig? Bitte, gerne: Nach 27 Minuten legte Mahrt für Hoppe ab, der aus 20 Metern drüber zielte. Sechs Minuten später vergab Sören Seifert aus fünf Metern nach einem Freistoß von Mahrt und einem misslungenen Bergedorfer Klärungsversuch kläglich. Eine Minute vor dem Seitenwechsel zappelte der Ball dann zwar im Netz, doch Schiedsrichter Murat Yilmaz (FC Türkiye) wollte Ferydün Qayumi, der per Kopf vollendet hatte, im Abseits gesehen haben und gab den Treffer nicht. Wenigstens ein Glücksmoment für die Gäste aus Bergedorf.

Benkovic sieht binnen fünf Minuten erst „Gelb“ und dann „Gelb-Rot“

Schiedsrichter Murat Yilmaz stellt Bergedorfs Nikola Benkovic (re.) vom Platz. Foto: noveski.com/Bode

Die kamen nach dem Pausentee um Einiges motivierter wieder zurück auf den Kunstrasen an der Snitgerreihe. „Wir hatten uns noch was vorgenommen, In der Kabine habe erst ich etwas gesagt, dann hat mit Anto Zivkovic noch ein Spieler das Wort ergriffen“, verriet „Elstern“-Coach Matthias Räck später. Immerhin: Von den Gästen war fortan mehr zu sehen als noch im ersten Durchgang (Räck: „Wenn du in der ersten Halbzeit keinen Zweikampf annimmst, keinen Kopfball gewinnst, bei den zweiten Bällen nicht da bist und nicht den Willen zeigst, hier zu gewinnen, dann gewinnst du auch nicht“), doch zunächst mussten sie eine Schrecksekunde überstehen: Nikola Benkovic produzierte einen Querschläger, so dass Mahrt an den Ball kam und den freistehenden Seifert bediente. Der jedoch ließ auch seine zweite große Möglichkeit ungenutzt: Schlussmann Brandic lenkte den Ball an die Latte (50.).

Auf drei Gelegenheiten sollten es die Gäste in der Folgezeit dann doch noch bringen: Nach Zivkovic' Vorlage zielte Gerrit Betzin am kurzen Eck vorbei (52.). Dann schoss Antonio Kobas nach einem Foul an MIguel Gimeno Hinrichs den anschließenden Freistoß jedoch so schwach aufs Tor, dass er eine sichere Beute für Graudenz wurde (60.). Und schließlich wehrte Graudenz nach 65 Minuten einen Schuss von Kobas zur Ecke ab, nachdem Sandjar Ahmadi den Ball an Duro Arlovic verloren und dieser Kobas bedient hatte. Dann war wieder Hamm an der Reihe: Gegen Hoppe verhindert Marko Matolic das 0:2 aus Bergedorfer Sicht (66.), dann hatte Mahrt mit einem scharfen Ball Pech (70.). Doch Hamms Antreiber versuchte es gegen dezimierte Gäste – Nikola Benkovic hatte nach einer Rangelei mit HUFC-Goalie Graudenz erst die Gelbe (72.) und dann nach einem Ellenbogenschlag die Gelb-Rote Karte (77.) gesehen – noch einmal: Auf links kam Mahrt in Fahrt, setzte zum Solo an und vollendete selbiges mit einem sehenswerten Schuss in den rechten Giebel.

Räck: „Ich kann diese Leistung nicht verstehen, da muss drüber gesprochen werden“

HUFC-Abwehrspieler Daniel Weber (li.) jubelt nach seinem versprochenen Treffer mit Trainer Uli Schulz. Foto: noveski.com/Bode

Dass Hoppe in der 88. Minute noch das 3:0 ausließ, konnte Uli Schulz den Abend nicht mehr verderben. „Wir hätten sicher das eine oder andere Törchen mehr machen können, aber wir haben über weite Strecken ordentlich gespielt. Das haben wir in der vergangenen Woche gegen Dersimspor auch schon getan und hätten dort von den Chancen und der Spielanlage her gewinnen müssen, haben aber noch ein blödes Tor kassiert“, gab der HUFC-Trainer zu Protokoll, „heute war ich überraschender Weise ganz beruhigt. Die Jungs, die da sind, ordentlich trainieren und mitziehen, spielen – und das klappt auch ganz gut. Selbst, wenn wir zwei Spieler aus der Reserve mit in den Kader nehmen mussten.“

Des einen Freud ist bekanntlich des anderen Leid – und so war es um die Gemütslage von Matthias Räck nach dem Abpfiff nicht annähernd so gut bestellt, wie um die seines Widerpartes. „Wir wollten unbedingt drei Punkte mitnehmen. Aber das waren allenfalls 60, 70 Prozent, die wir hier abgeliefert haben. Man hat nur einer Mannschaft angesehen, dass sie gewinnen wollte: Hamm United“, urteilte der „Elstern“-Übungsleiter, „wir hätten drei Punkte holen müssen, um an Sasel dranzubleiben. Das war das Ziel. Deshalb kann ich ich diese Leistung nicht verstehen. Da muss noch einmal drüber gesprochen werden.“ Noch nicht genug der Worte, denn Räck legte nach. Benkovic' Platzverweis bezeichnete er als „hirnlos“ und konstatierte angesäuert: „Hamm hat eine gute Truppe, die nicht da unten reingehört. Die gehören unter die ersten Fünf. Aber meine Spieler wollten das offenbar nicht wahrhaben. Die haben sich wohl die Tabelle angeguckt und gesehen, dass Hamm unten drin steht und sich gedacht: Die stehen unten, das schaffen wir schon irgendwie. Wir haben ja gesehen, was dabei rauskommt, wenn der Kopf im Fußball nicht mitspielt...“

Jan Knötzsch