„Meine Entscheidung ist endgültig“

Thorsten Beyer bezieht im Interview Stellung zum Rücktritt als Kosova-Coach

27. Dezember 2016, 12:38 Uhr

Bezieht im Interview Stellung zu seinem Rücktritt: Thorsten Beyer. Foto: KBS-Picture

Die Nachricht kam überraschend: Seit dem gestrigen Sonntag ist Thorsten Beyer nicht mehr Trainer des Klub Kosova. Der 54-Jährige trat nach den Zwischenfällen beim Hallenturnier in Buxtehude zurück. Im Gespräch mit den FussiFreunden schildert der Coach nun mit etwas Abstand, wie er die Vorfälle wahrgenommen hat und warum die Rücktritts-Entscheidung aus seiner Sicht unumgänglich war.

FussiFreunde: Herr Beyer, mit einer Nacht Abstand zum gestrigen Geschehen: Wie geht es Ihnen? Wie haben Sie die letzten Stunden erlebt?
Thorsten Beyer: Ich bin einige Momente nach dem, was passiert, raus aus der Halle und nach Hause gefahren. Dort war zum Glück meine Frau, die – so hab' ich den Eindruck – nicht ganz traurig ist, dass wir in Zukunft etwas mehr Zeit miteinander verbringen. Ich muss das alles noch immer sacken lassen. Das kam ja völlig überraschend. Ich bin ja nicht mit dem Vorsatz nach Buxtehude gefahren, dass ich jetzt aufhöre. Im Gegenteil: Es sollte der fußballerische Auftakt nach Weihnachten sein.

Der wurde es aber nicht wirklich. Schildern Sie doch bitte mal, wie sie die Vorfälle aus Ihrer Sicht wahrgenommen haben.
Beyer:
Auslöser des Ganzen war nach meiner Wahrnehmung ein Zweikampf zwischen Berat Ademi und Buxtehudes Spieler Tobias Schroeder, nach dem Schroeder nachgetreten hat. Das war etwa fünf Minuten vor dem Ende des Spiels, in dem wir zu diesem Zeitpunkt 2:0 geführt haben. Danach gab es ein Gemenge und Tumulte, es wurde laut. Plötzlich stand dabei auch ein Zuschauer auf dem Parkett. Der Schiedsrichter hat das Spiel unterbrochen gehabt. Dann gab es eine Zeitstrafe für Schroeder und unseren Spieler Vasco Zawada. Dann macht Buxtehude das 2:1 und beide Mannschaften dürfen sich wieder auffüllen. Ob das regeltechnisch richtig ist, weiß ich nicht. Am Ende haben wir mit 2:3 verloren. Ich hatte gehofft, dass die Stimmung danach etwas runter kommt...

Kam sie aber nicht...
Beyer:
Nein, es hat nicht geklappt, dass alle ruhig runtergehen. Da wurde sich am Ausgang zusammengerottet, es gab viel Geschiebe und ein Hin und Her. Was dann draußen im Vorraum passiert ist, weiß ich nicht. Ich bin bewusst noch kurz in der Halle auf der Tribüne geblieben.

Ist es richtig, dass es sich bei demjenigen, der plötzlich als Zuschauer auf dem Parkett stand, um Kosovas Spieler Visar Galica handelt?
Beyer:
Ja, das stimmt. Auf einmal stand Visar auf dem Spielfeld. So habe ich das wahrgenommen.

„Ich befinde mich gerade in einer Trauerphase“

Vorerst wird der 54-jährige Coach eine Pause einlegen. Foto: KBS-Picture

Ihre Entscheidung, der Mannschaft anschließend Ihren sofortigen Rücktritt in einer Whatsapp-Sprachnachricht mitzuteilen, war für Sie unumgänglich? Gerade, weil es in dieser Saison bereits nach dem Ligaspiel gegen den SC Victoria ähnlich turbulente Vorfälle gab!?
Beyer
: Ich hatte das Gefühl, dass es nicht mehr gestimmt hat. Ich will so etwas nicht miterleben. Ich habe mich gefragt: Was kannst du daran ändern? Ich kann nichts ändern – das Gefühl hatte ich nicht nur in diesem Moment, sondern habe es auch mit gewissem Zeitabstand. Das Ganze hat eine Dynamik bekommen, die für mich nicht tragbar ist. Es gehören immer zwei Seiten dazu, dass so etwas passiert, aber: So etwas ist eines Oberligisten nicht würdig.

Kosovas „Boss“ Arton Mazrekaj war beim Turnier in Buxtehude nicht in der Halle, da er privat verhindert war, kündigte aber an, nochmal das Gespräch mit Ihnen zu suchen, um Sie eventuell doch zum Weitermachen zu Bewegen. Kann er sich diese Mühe sparen?
Beyer:
Ich will dem Gespräch nicht vorgreifen, aber richtig ist, dass wir uns auf jeden Fall zusammensetzen müssen, um über die Vorfälle zu reden und die Sache zum Abschluss zu bringen. Meine Entscheidung, vom Amt als Trainer beim Klub Kosova zurückzutreten, ist aber endgültig.

Das heißt: Sie werden jetzt erst einmal ohne Trainerposten bleiben und bis zum Sommer pausieren?
Beyer:
Ja, ich brauche unbedingt eine Pause. Ob ich ab Sommer etwas machen will, kann ich nicht sagen. Es istt noch viel zu früh, um eine Antwort auf sowas zu geben. Ich befinde mich gerade in einer Trauerphase.