„Wir müssen das Bäumchen weiter bewässern, aber auch Äste abbrechen“

Schneppel auch in der neuen Saison Lohbrügge-Coach – Fünf Spieler im Winter weg, vier Neue

09. Januar 2017, 17:51 Uhr

Trainer Sven Schneppel hat dem VfL Lohbrügge die Zusage für eine weitere Saison als Coach gegeben. Foto: noveski.com/Herzog

Im September 2016 übernahm Sven Schneppel beim VfL Lohbrügge als Nachfolger des entlassenen Andreas Führer interimsweise das Amt als Trainer. Inzwischen ist klar: Der 44-Jährige, seit Januar des vergangenen Jahres als Sportdirektor am Binnenfeldredder tätig, wird auch in der kommenden Saison als Coach das Sagen haben. Bis dahin jedoch will Schneppel mit einem personell veränderten Team und Ergänzungen im „Team um das Team“ den Klassenerhalt unter Dach und Fach bringen.

Allzu begeisternd verlief die Weihnachtsfeier des VfL Lohbrügge nicht. „Die Stimmung war schon betrübt“, erinnert sich Sven Schneppel. Betrübt aufgrund der tabellarischen Situation, in der sich der Club vom Binnenfeldredder derzeit befindet. Das vor der Saison ausgerufene Ziel, als Aspirant um den Aufstieg mitzuspielen, ist weit verfehlt. Noch viel schlimmer: die Equipe des 42-Jährigen ist noch nicht einmal aus dem Gröbsten im Abstiegskamp raus. Das Damokles-Schwert eines Bezirksliga-Absturzes schwebt über Lohbrügge.

Ismail Polat soll im Sommer Co-Trainer werden

Wird Ismail Polat in der neuen Saison vom Kapitän zum Co-Trainer? Foto: noveski.com/Herzog

„Die Pause tut gut, um die betrübte Stimmung aus den Köpfen zu bekommen. Ich hab bewusst auch mal ein bisschen vom Fußball abgeschaltet“, sagt Schneppel. Lange aber gelang ihm dies nicht. Kein Wunder, ist „Schnepp“ doch nach wie vor Trainer und Sportdirektor in Personalunion – und: Er muss derzeit auf Unterstützung von Manager Alexander Dartsinis verzichten, weil dieser beruflich stark eingespannt ist. „Ich habe in den letzten Wochen sehr oft mit unserem Präsidenten Jens Wechsel gesprochen, der sich viel ins aktuelle Tagesgeschäft eingebracht hat“, verrät Schneppel. Der Gesprächbedarf war dabei hoch. „Für uns war klar: Wir machen personell etwas. Sowohl in der Mannschaft als auch im Umfeld. Oder besser gesagt: Wir müssen etwas machen. Wir wollen uns in der Breite besser aufstellen und den Arbeitsaufwand auf mehrere Schultern verteilen.“

Da wäre zum Beispiel die Planstelle der Sportlichen Leitung und Organisation rund um das Team. „Wir werden über kurz oder lang einen neuen Ligaobmann bekommen. Da sind noch abschließende Gespräche nötig. Es wird ein Mann aus den eigenen Reihen sein“, verrät Schneppel. Es gebe auch Gedankenspiele, noch jemanden dazu zu nehmen, der sich um die Gewinnung und Betreuung neuer Sponsoren kümmere. Auf zusätzliche Entlastung im direkten Umfeld der Mannschaft muss der Übungleiter derweil bis zum Sommer warten. „Mein Wunsch ist es, dass Ismail Polat ab der kommenden Saison den Co-Trainerposten bekleidet“, sagt Schneppel, der seinem derzeitigen Kapitän und Mittelfeldmann diese Idee bereits schmackhaft gemacht hat. Polat würde, sofern er dieser Option zustimmt, dann Schneppel assistieren. Denn der wird auch in der neuen Spielzeit Coach am Binnenfeldredder sein.

Ein Quintett zählt nicht mehr zum Kader

Wird künftig nicht mehr im VfL-Kader stehen: Arthur Weigel. Foto: noveski.com/Herzog

„Der Präsident hat mir gesagt, dass der Verein verlängern will. Ich habe meine Zusage für die nächste Saison gegeben. Ich kann mich nicht einfach vom Acker machen...“, erklärt Schneppel, der allerdings ebenso wie im Umfeld auch innerhalb der Mannschaft klare Perspektiven haben will und Wünsche geäußert hat. „Der VfL ist ein Bäumchen, dass wir bewässern müssen, aber an dem wir manchmal auch überflüssige Äste abbrechen müssen“, verdeutlicht er. „Äste abbrechen“ bedeutet in dem Fall: „Es gibt Spieler, denen wir nahegelegt haben, dass sie den Verein verlassen sollen, weil wir nicht mehr mit ihnen planen“, so Schneppel, der dann auch Namen nennt: Brayan Reinecke, Arthur Weigel und Gazi Karakurt. Ebenfalls verabschiedet haben sich Jonas Kuschel (berufliche Gründe) und Tim Bandahl. Letzterer habe dem Verein mitgeteilt, so Schneppel, „dass ihm die Motivation für den Fußball fehlt.“

„Diese Veränderungen machen bei uns ein wenig mehr Etat frei und erleichtern es uns, dass wir uns nach neuen Spielern umsehen. Wir wollen mit 20 Feldspielern und zwei Torhütern in die Restsaison gehen. Wir stricken derzeit am Kader, können aber noch nicht in allen Personalien Vollzug melden“, erklärt Schneppel. Sicher ist: Matteo Adam, Mirco Dell und Timo Schwenke rücken aus der eigenen Reserve in den Liga-Kader auf. Sicher ist auch: Adam Hamdan wird nicht zum VfL wechseln. Zuletzt war über ein Lohbrügger Interesse am Abwehrspieler des Oberligisten SV Curslack-Neuengamme gemunkelt worden. „Das ist eine Ente. Ich weiß nicht, wo das her kommt“, sagt Schneppel, der aber trotzdem einen neuen Innenverteidiger bekommt.

Vier Neue und Warten auf Nüchterleins Entscheidung

Kommt er oder kommt er nicht? Curslacks Arne Nüchterlein (re.) steht in Lohbrügge hoch im Kurs. Foto: noveski.com/Bode

Malte Adden, früher in der „zweiten“ am Ball und zuletzt auf Weltreise, kommt zum VfL zurück. „Er soll uns bei unserer Anfälligkeit bei hohen Bällen helfen. Malte ist über 1,90 Meter groß, ein drahtiger Typ. Jahrgang 1989 – und ein Spieler mit Stallgeruch, der zu uns zurückkommt“, freut sich Schneppel, der derzeit immer noch um einen weiteren Rückkehrer buhlt: Arne Nüchterlein. Der Stürmer verlässt den SV Curslack-Neuengamme und steht bei einigen Vereinen im Fokus.

„Ich habe mich mit ihm getroffen, wir haben diverse Male telefoniert. Fakt ist: Wir haben ein riesiges Interesse daran, dass er zu uns kommt. Er ist einer unserer Wunschspieler, aber er hat sich Bedenkzeit erbeten“, verrät Schneppel, der sich sicher ist: „Arne wird sich zwischen Ohe und Lohbrügge entscheiden. Wir hoffen, dass wir am Ende die besseren Karten haben.“ Auf genau diese besseren Karten setzt Lobrügges Trainer auch in der Restsaison: „Wir spielen einzig und allein gegen den Abstieg. Es gibt kein anderes Ziel als den Klassenerhalt“; sagt Schneppel, „es kommt darauf an, wie gut wir in den ersten Spielen aus der Pause kommen.“

Jan Knötzsch