Sechs weitere Spieler weg, Flatau geht im Sommer

Schwarzenbek nur noch mit Rumpf-Team

16. Januar 2017, 12:04 Uhr

Nach Trainer Erdinc Özer (li.) verlässt auch der Sportliche Leiter Frank Flatau den SC Schwarzenbek im Sommer. Foto: noveski.com

Frank Flatau kann auf inzwischen rund 16 (Dienst-)Jahre beim SC Schwarzenbek zurückblicken. Seit dem Wochenende ist sicher, dass ab dem Sommer kein weiteres mehr dazu kommen wird. Der Sportliche Leiter der Europastädter wird der Schützenallee den Rücken kehren. Sechs Spieler haben dies bereits jetzt getan. Nachdem zuvor schon vier Akteure gekündigt hatten, haben damit nun insgesamt zehn Kicker den Verein verlassen. 

Es gibt eine ganz nette Weisheit, die besagt, dass das Leben genau das ist, was einem widerfährt, wenn man gerade dabei ist, eigentlich ganz andere Pläne zu machen. Worte, die irgendwie auch zur Situation des SC Schwarzenbek passen. Der Verein aus der Europastadt feierte im vergangen Jahr sein 100-jähriges Bestehen. Ursprünglich, so hatte es einmal geheißen, wollte man im Jahr des Jubiläums vielleicht gerne in der Oberliga kicken. Oder diese zumindest in Angriff nehmen. Die Realität sieht anders aus und ist hinlänglich bekannt: Trainer Bernd Helbing-Saß „floppte“, das Vereinsheim brannte ab und Helbing-Saß' Nachfolger Mario Friedrich hatte auch nicht viel mehr Erfolg als sein Vorgänger.

„Dass so viele Spieler gehen, ist eine Kettenreaktion“

Christoph Bolz (re.) wird ab sofort nicht mehr für den SCS spielen. Foto: noveski.com

Aktuell steht die Mannschaft von Erdinc „Schoko“ Özer, der das Team in der laufenden Spielzeit nach der Entlassung von Friedrich übernommen hat, auf dem letzten Platz der Landesliga Hansa und zeigte sich nur selten von seiner Schokoladenseite. Und auch die Zukunftsaussichten sehen alles andere als rosig aus. Nachdem bereits bekannt war, dass mit Jan-Hendrik Bannasch (zum SV Curslack-Neuengamme), Hasan Kurt, Torben Krauel und Hüseyin Kurt vier Spieler beim SCS gekündigt haben, verlassen auch Peer Stenner, Esad Redzepagic, Danyal Aktas, Besnik Karaqi, Josch Behrens und Christph Bolz den Verein.

„Damit sind aus dem Stamm der ursprünglichen Ligamannschaft eigentlich nur noch Lucas Scheunemann, Fabian Heidmann, Max Nowak und André Basenau übrig“, erklärte Schwarzenbeks Sportliche Leiter Frank Flatau am Wochenende im Gespräch mit den FussiFreunden. Grund für die Abgänge ist, dass der SCS angeblich keinerlei Aufwandsentschädigungen mehr zahlt. „Einige Sponsoren haben aufgrund der unklaren Situation im Verein gesagt, dass sie weniger Geld geben würden. Uns steht damit nur ein kleinerer Teil zur Verfügung. Wir müssen sehen, dass die Kasse stimmt. Dass so viele Spieler gehen, ist wie eine Kettenreaktion im Kindergarten nach dem Motto: Wenn der geht, dann geh' ich auch“, erklärt Flatau, der natürlich weiß: „Damit wird es für uns im Kampf gegen den Abstieg nochmal erheblich schwieriger.“

„Ich wäre fast rückwärts von meiner Liege gefallen“

„Es gab mehrere Faktoren, die mich letztlich zu dieser Entscheidung haben kommen lassen“, erklärt Frank Flatau. Foto: SCS

Doch nicht nur das: Auch darüber hinaus wird es für den SCS schwieriger, wenn nicht gar unangenehm: Nachdem bereits seit längerem feststand, dass mit Wolfgang Kubbutat und Thomas Nowottnick der Erste und der Zweite Vorsitzende für keine weitere Amtszeit mehr zur Verfügung stehen, wird auch Frank Flatau im Sommer 2017 dem Verein nach 16 Jahren in unterschiedlichen Funktionen den Rücken kehren. Dies teilte der Sportliche Leiter am Wochenende mit. „Es gibt im Laufe des Lebens Intervalle, wo man sich Gedanken macht, ob man künftig etwas Neues oder erst einmal gar nichts machen will“, so Flatau, der erklärend hinzufügt: „Es gab mehrere Faktoren, die mich letztlich zu dieser Entscheidung haben kommen lassen.“

Da wäre zum einen die Tatsache, „dass ich mit Wolfgang Kubbutat und Thomas Nowottnick ein Gespann gebildet habe, das erfolgreich gearbeitet hat. Der Verein hat es bisher nicht geschafft, Nachfolger für die beiden zu finden. Wir haben schon im vergangenen Juni gesagt, dass wir das maximal noch ein Jahr machen. Ich wollte gucken, was danach möglich ist, Wenn man gute Leute als Nachfolger gefunden hätte, dann hätte ich vielleicht umgedacht.“ Hinzu kommt der Brand des Vereinsheims, „nach dem dann die Krönung kam, dass auf der Mitgliederversammlung im Sommer ein Neubau abgelehnt wurde. Es war alles war gut vorbereitet. Für den Verein scheinbar nicht gut genug. Ich war zum Zeitpunkt der Versammlung im Urlaub und bin fast rückwärts von der Liege gefallen, als mir mein Sohn Maximilian das Ergebnis der Abstimmung mitgeteilt hat. Das war eine Enttäuschung für mich“, verrät Flatau.

„Es gibt ein zwei interessante Geschichten“

Wechselt im Sommer zum SV Hamwarde: Coach Erdinc Özer. Foto: noveski.com

Bliebe noch Grund Nummer drei: „Es ist so, das viele im Verein das Minimum machen, aber dabei denken, sie hätten das Maximum getan. Hier haben sich fünf, sechs Leute um das Wohl eines ganzen Vereins gekümmert, der 500 oder 600 Mitglieder hat. Es hätte mehr Mit- und nicht Nebeneinander gebraucht“, verdeutlicht Flatau und gibt zu Protokoll, dass er noch nicht feststehe, was er ab dem Sommer machen werde: „Es ist noch nicht der Zeitpunkt, wo ich dazu etwas sagen kann.“Sicher ist: Der SV Hamwarde (Kreisliga 3), wo SCS-Coach „Schoko“ Özer zur neuen Saison als Trainer beginnt, hat Interesse. Doch das ist nicht die einzige Option.

„Ich habe noch ein, zwei andere Angebote. Das sind interessante Geschichten. Ich werde mich zeitnah entscheiden. Es kann aber auch sein, dass ich ein halbes Jahr gar nichts im Amateurfußball machen werde“, so Flatau, der neben seiner Aufgabe beim SCS noch als Geschäftsführer der Spielberater-Agentur „Ballista Sports“ fungiert: „Das ist eine sehr spannende Tätigkeit, Man lernt die Spitzen des deutschen Fußballs kennen: Leute die viel mit den Nachwuchsleistungszentren der oberen Ligen zu tun haben.“

Jan Knötzsch