(Kein) Fritteusen-Fußball, Türkiyes neue „Weißheit“ und Aki's Andeutungen

Abpfiff – die neue FussiFreunde-Kolumne

13. Februar 2017, 16:52 Uhr

Foto: noveski.com

Ab sofort greifen wir an dieser Stelle jeden Montag zum Abschluss des Spieltages unter dem Titel „Abpfiff“ in unserer neuen Kolumne die Geschehnisse des Wochenendes und die wichtigsten Themen der vorangegangenen Woche im Hamburger Fußball auf und kommentieren diese. Den Anfang machen heute der Fluchtlicht-Ausfall in Osdorf, der Ausfall des Spiels zwischen dem SC Victoria und dem SC Condor, der Trainer-Rücktritt von Thorsten Bettin beim FC Türkiye und das Rätselraten um die Zukunft von Cordi-Coach Diamantis Cholevas. 

Und plötzlich wurde es dunkel in Osdorf... Foto: Heiden

Licht aus, Spot an: Der reguläre Ligaspielbetrieb im Hamburger Amateurfußball hat uns, zumindest in der Oberliga, wieder – und damit auch die vielen kleinen oder großen Geschichten rund ums Leder. In Osdorf haben sie das mit dem „Licht aus, Spot an“ allzu wörtlich genommen. Vier Minuten, nachdem Schiedsrichter Murat Yilmaz (FC Türkiye) die zweite Halbzeit des Spiels zwischen dem TuS und Altona 93 angepfiffen hatte, fiel am Freitag am Blomkamp das Flutlicht aus und blieb anschließend 26 Minuten dunkel, bis ein Strahler nach dem anderen wieder ins Leben zurückkehrte. Aber mit derartigen Situationen kennt man sich ja in Osdorf inzwischen leider aus, um es überspitzt zu formulieren. Schließlich machte das Licht am Blomkamp nicht zum ersten Mal schlapp. Schon im November 2016 im Spiel gegen den VfL Pinneberg quittierten die Strahler ihren Dienst.

Nach der unfreiwilligen 26-Minuten-Pause vom Freitagabend hieß es anschließend tatsächlich „Spot an“ – und zwar für einen Kick, wie man ihn in der besonderen Atmospähre am Blomkamp schon mehrfach erlebt hat, sowohl auf Kunstrasen als auch früher auf dem legendären Grand: Mitreißend und begeisternd, eine dieser typischen TuS-Osdorf-Schlachten. Mit 2:0 triumphierte die Mannschaft von Piet Wiehle letztlich gegen den AFC. Aber: Den TuS-Verantwortlichen sollte schnellstens das Licht aufgehen, dass da in Sachen Fluchlicht mal Abhilfe geschaffen werden muss. Ist ja nicht gerade erstrebenswert, mit BW 96 Schenefeld um den Titel zu konkurrieren, auf welchem Platz die Lichter öfter ausgehen. „Natürlich müssen da jetzt mal ein paar Elektriker ran und die ganzen Leitungen durchchecken. Es kann ja nicht sein, wenn hier einer auf die Toilette geht und das Licht anmacht, dass dann das Flutlicht ausgeht. Oder wenn die Fritteuse für zwei Personen Pommes angemacht wird und uns das Licht ausknipst“, sagt auch Wiehle. Problem erkannt – verbunden mit dem Wunsch, dass ausgefallene Lichter Osdorfs Gourmet-Fußball künftig nicht mehr in den Schatten stellen.

Die Hoheluft liegt nunmal nicht in Osdorf

Auf dem Kunstrasen am Lokstedter Steindamm hätte nur bis 21 Uhr gespielt werden können, erklärt Vickys Manager Jean-Pierre Richter. Foto: noveski.com

Anders als am Blomkamp wurde beim SC Victoria am Freitagabend gar nicht erst gekickt. Schon Donnerstag wurde der Rasen an der Hoheluft für unbespielbar erklärt. Auch der FC St. Pauli II schaute damit in die Röhre. Das Regionalliga-Spiel gegen Drochtersen-Assel am Samstag fiel aus. Die frühe Absage – wohl eine Konsequenz dessen, dass sich vor zwei Wochen im Vorfeld des Spiels gegen Hildesheim die Platzkomission freitags nicht zu einer Absage durchringen konnte, der Referee die Begegnung dann am Samstag dennoch wegen Unbespielbarkeit des Platzes kurzerhand knickte. Dumm nur: Hildesheim war da längst angereist und im Stadion und blieb auf seinen Reisekosten sitzen. Wäre dem SC Condor nicht passiert – die Strecke ist ja nicht ganz so lang.

Ein Ausweichen auf den Kunstrasen am Lokstedter Steindamm 52 scheiterte übrigens daran, dass das Spiel für 19.30 Uhr angesetzt war und, wie Vicky-Manager Jean-Pierre Richter verrät, „auf dem Kunstrasenplatz pünktlich um 21 Uhr die Lichter ausgehen.“ Da – so viel Spaß muss erlaubt sein – die Hoheluft nicht in Osdorf liegt, fiel diese Variante also flach. Warum wurde die Partie eigentlich vom Verband nicht direkt auf 19 Uhr angesetzt? Man kennt den anfälligen Rasen und das Ausfallrisiko doch und hätte so dann auch auf den Kunstrasen ausweichen können. Dunkle Mächte, die etwas dagegen gehabt hätten, hätte es (hoffentlich) wohl kaum gegeben...

Türkiyes Co-Trainer-Team: Vom Schatten ins Licht

Hat jetzt beim FC Türkiye gemeinsam mit Benjamin Hübbe das sportliche Sagen: Max Weiß. Foto: noveski.com

Bei dunklen Mächten ist der Bogen zu den Geistern, die man selbst gerufen hat, nicht weit. Geht es nach Goethes „Zauberlehrling“, in dem genau diese Geister auftauchen, wird man selbige nicht wieder los. Im Fall des FC Türkiye ist das etwas anderes. Der Club aus Wilhelmsburg wollte weder seinen Trainer Thorsten Bettin noch dessen Assistenten Manuel Garcia loswerden, steht jetzt aber doch ohne das Duo da, weil Bettin laut Aussage von Manager Klaus Klock. „keine gemeinsame Zukunft zwischen Mannschaft und Trainerteam gesehen hat.“ Nicht einmal mehr am nächsten Tag nochmal in Ruhe über die Entscheidung reden, nachdem sie eine Nacht darüber geschlafen hatten, wollten Bettin und sein „Co“. Garcia verabschiedete sich vielmehr schon um 8.30 Uhr am Tag des (ausgefallenen) Nachholspiels gegen Buchholz per Whatsapp-Nachricht von Teilen der Mannschaft.

„Wir sind sehr enttäuscht über die Entscheidung und aus allen Wolken gefallen. Für uns als Verein ist die Situation extrem unzufriedenstellend. Wir fühlen uns vor den Kopf gestoßen“, erklärte Klaus Klock noch am vergangenen Dienstag. Am Wochenende gegen die SV Halstenbek-Rellingen waren zumindest die Köpfe der Mannschaft schon wieder so frei, dass sie nach vier Niederlagen in Serie, die nur durch die Winterpause unterbrochen wurden, einen 2:1-Sieg einfuhr. Der erste Erfolg für die bisherigen Co-Trainer Benjamin Hübbe und Max Weiß, die bis zum Saisonende befördert wurden und offensichtlich besser als Bettin wissen, wie's geht. Kurios übrigens, dass Hübbe noch vor Kurzem ankündigte, aus privaten und beruflichen Gründen beim FCT kürzer treten zu wollen. Aber der Fußball ist ja bekanntlich ein Geschäft, in dem man ganz schnell vom Schatten wieder ins Licht treten kann...

Das große Rätselraten: Bekkamp oder Berlin?

Wohin führt der Weg von Cordi-Coach Diamantis Cholevas? Foto: KBS-Picture

In selbigem Geschäft hält sich „Aki“ Cholevas als Trainer von Concordia dagegen bereits vergleichsweise lange. Im Winter 2014 trat der 47-Jährige die Nachfolge von Andreas Führer an und schaffte in seiner nun schon rund dreijährigen Amtszeit das, woran sich Führer ohne Erfolg versuchte und wonach der Club jahrelang lechzte: den Aufstieg in die Oberliga. Mehr noch: Cholevas formte aus Cordi sportlich einen Kandidaten für die Regionalliga. Auch rein coaching-technisch hat der lautstarke „Griechen-Vulkan“ an der Seitenlinie einen gewissen Unterhaltungswert. Selbst, wenn er am Wochenende nicht mit seinem Team nur das Spiel gegen Niendorf, sondern auch das Verbal-Duell mit dem enorm energischen NTSV-Co-Trainer Jörg Steinbach – sorry, Aki, der war einfach lauter – verlor.

Nun aber machen seit längerem Gerüchte über einen Abgang von Cholevas Richtung Berliner AK die Runde. Klare Bekenntnisse zu einer Zukunft am Bekkamp vermeidet der Übungsleiter übrigens. Es gibt allenfalls Andeutungen, wie seine sportliche Zukunft aussieht. In den nächsten Tagen wolle er, so Cholevas im Schluss-Satz des Gesprächs mit der Presse am Sonntag nach dem Spiel in Niendorf, „verraten, wo ich hingehe“. Ein freudscher Versprecher? Eine Finte? Abwarten. Klar ist jedoch: Cordi sollte, so wie Ligamamager Florian Peters andeutete, „mit allem rechnen.“ Denn: Geht Cholevas wirklich, dürfte es anschließend auch nicht die einfachste Aufgabe sein, den maßgeblich von Cholevas gecasteten Kader so zusammenzuhalten. Ein Horror-Szenario für eines der Schwergewichte der Oberliga. Wäre doch schön blöd, wenn am Bekkamp das (Regionalliga-)Licht wieder ausgeht, ehe es überhaupt richtig zu leuchten begonnen hat...

Jan Knötzsch