„Wir müssen die Leidenschaft wieder entfachen – die hat uns gefehlt“

Türkiyes Max Weiß im FussiFreunde-Gespräch

17. Februar 2017, 14:34 Uhr

Im ersten Spiel gab es für Benjamin Hübbe und Max Weiß als Türkiye-Trainer einen Sieg bei HR, unter der Woche trennte der Oberligist sich in einem Textspiel 3;3 von Hansa-Landesligist Hamm United. Foto: Heiden

Seit etwas mehr als einer Woche ist Max Weiß gemeinsam mit Benjamin Hübbe zumindest bis zum Saisonende beim FC Türkiye Nachfolger des zurückgetretenen Thorsten Bettin und seines Assistenten Manuel Garcia. In der ersten Partie als verantwortliches Trainer-Duo feierten Weiß und Hübbe am vergangenen Wochenende einen 2:0-Erfolg bei der SV Halstenbek-Rellingen. Unter der Woche gab es ein 3:3 im Testspiel gegen den Hansa-Landesligisten Hamm United. Wir sprachen mit Weiß über...

… die neue Aufgabe als FCT-Trainer: „Mich freut es, dass der Verein Vertrauen in uns hat. Die Verantwortlichen haben festgestellt, dass wir unsere Arbeit gut machen und auch schon als Co-Trainer in der Vergangenheit gut gemacht haben. Würde der Verein das nicht so sehen, dann hätten sie gesagt: Nein, dass passt nicht, wir suchen uns jemand anderen aus, der das Team trainiert. Auch die Mannschaft hat Vertrauen zu uns und respektiert uns. Sie haben Bock, mit uns zu arbeiten. Wir verstehen uns umgekehrt auch gut mit den Jungs.“

„Wir wissen, was wir erreichen können, wenn die Mannschaft mitzieht“

"Wir ergänzen uns gut. Ich muss es nicht haben, dass einer auf dem Papier der Chef ist", sagt Weiß über die Arbeit mit seinem Kompagnon Benjamin Hübbe (Bild). Foto: noveski.com

… das erste Spiel und die nahe Zukunft: „Wir müssen die Leidenschaft wieder entfachen – die hat uns gefehlt. Fußballerisch sind das alles gute Jungs, die wir im Kader haben. Aber dass alle für einander kämpfen, das war zuletzt nicht da. Das haben wir in der zweiten Halbzeit gegen HR gut gemacht, worüber wir uns natürlich gefreut haben. Ich denke, jetzt ist das Feuer wieder da.“

… die Aufgabenverteilung zwischen ihm und Benjamin Hübbe:
„Wir teilen uns alles. Ich bin für den taktischen Bereich zuständig, Benny übernimmt zum Beispiel das Torschusstraining. Ich wiederum kümmere mich um das Lauftraining. Wir ergänzen uns gut. Ich muss es nicht haben, dass einer auf dem Papier der Chef ist. Ich brauche keinen Titel. Ich weiß, was Benny kann. Er weiß, was ich kann. Wir wissen beide, was wir zusammen erreichen können, wenn die Mannschaft mitzieht. Daran arbeiten wir. Das Ganze ist eine große Aufgabe und eine riesige Herausforderung. Wir sind beide nicht die Ältesten, aber wir haben Blut geleckt und wollen etwas hinterlassen. Ich bin derjenige, der gerne noch mit den Jungs auf dem Platz kämpft. Benny ist dagegen mehr der Stratege an der Linie draußen. “

… die Vorstellungen und Ansprüche als Trainer: „Ich liebe es, wenn eine Mannschaft fit ist. Mit Fitness kann man viel wettmachen. Auch wenn man mal einen schlechten Tag hat, kann man viel laufen. Laufen verlernt man nicht. Und: Herz und Leidenschaft sind wichtig. Es muss nicht immer alles klappen und man darf Fehler machen, aber man muss fit sein. Wer nicht fit und faul ist, da bin ich einer Meinung mit Benny Hübbe, der wird bei uns nicht spielen.“

„Fußball ist ein Geschäft, in den du nunmal an Erfolg gemessen wirst“

"Er ist alles mit viel Struktur angegangen", erklärt Max Weiß, was er in seiner Zeit als Co-Trainer von Ex-Coach Reza Khosravinejad gelernt hat. Foto: noveski.com

… ein mögliches Cheftrainer-Engagement über das Saisonende hinaus: „Das ist meine erste Station, wo ich als Verantwortlicher an der Linie stehe. Vorher war ich Co-Trainer und nur Cheftrainer in der F-Jugend (lacht). Benny und ich versuchen, unsere Fähigkeiten weiterzugeben und einzubringen. Wenn das fruchtet, muss man abwarten und sehen, was sich der Verein vorstellt. Fußball ist ein Tagesgeschäft, in dem du nunmal am Erfolg gemessen wirst. Das ist einfach so. Deswegen machen wir uns auch keine großen Gedanken, sondern es ist viel wichtiger, von Spiel zu Spiel zu gucken.“

… die Zeit als Co-Trainer unter diversen Türkiye-Trainern der letzten Jahre: „Natürlich nimmt man da einiges mit und schaut sich Kleinigkeiten bei dem einen oder anderen ab. An Matthias Stuhlmacher, der lange im Geschäft ist, habe ich seine Lockerheit bewundert und welche Ruhe er in Stress-Situationen behalten hat. Er hat immer die richtigen Worte gefunden. Das hat mich sehr inspiriert. Sein Training ist nicht viel anders, als wir es jetzt machen. Von Reza Khosravinejad habe ich viel gelernt, was Trainingsinhalte angeht. Er ist alles mit viel Struktur angegangen und hat es ordentlich ausgearbeitet. Ich mag seine Professionalität bis zum letzten Moment: Wenn eine Übung noch zehn Sekunden dauert, dann wird nicht bei acht Sekunden abgebrochen. Er hat die Mannschaft im Training immer motiviert und aufgebaut – so bin ich auch. Benny und ich wollen die Spieler, wenn sie nicht gut drauf sind, immer motivieren. Fußball spielt sich viel auch im Kopf ab, Es geht um Dinge wie Leidenschaft, Spaß und Temperament.“

Jan Knötzsch