Von Fahrrädern, Fehlleistungen und Fristen

Abpfiff – die neue FussiFreunde-Kolumne

27. Februar 2017, 15:43 Uhr

Foto: KBS-Picture

Ab sofort greifen wir an dieser Stelle jeden Montag zum Abschluss des Spieltages unter dem Titel „Abpfiff“ in unserer Kolumne die Geschehnisse des Wochenendes und die wichtigsten Themen der vorangegangenen Woche im Hamburger Fußball auf und kommentieren diese. Diesmal geht es um den FC Süderelbe, dessen neuen Trainer Markus Walek und Elfmeter-Held Dennis Lohmann sowie den Auftritt des Klub Kosova gegen Alrona 93 und das Hin und Her um die Spielberechtigung von Mustafa Kucukovic. 

Hamburg hat einen neuen Elfmeter-Helden. Nein, nicht beim HSV. Bei dem fällt es nach der peinlichen 0:8-Klatsche in München schwer, davon zu sprechen, dass das Ganze überhaupt noch etwas mit Fußball zu tun hat. Doch zurück zum Elfmeter-Helden: Der legitime Nachfolger für Ex-HSV-Keeper Hans-Jörg Butt spielt beim FC Süderelbe. Drei Mal hat Dennis Lohmann in dieser Saison schon für seinen Verein ins Schwarze getroffen. Und das immer gegen Pinneberg. Ein Mal im Auswärtsspiel in der Hinrunde, zwei Mal am vergangenen Freitag im Heimspiel am Kiesbarg. Eine Erfolgsquote, die dem 26-Jährigen die Ehre eines Berichts auf der deutschlandweiten Internetplattform „fussball.de“ einbrachte, in dem er erklärt: „Ich trainiere schon seit früher Jugend meinen Schuss und Standardsituationen. Manchmal hänge ich dafür vor oder nach dem Training noch einige Minuten dran. Warum sollte ich nicht schießen, wenn ich sicher bin, dass ich die Elfmeter verwandele? Ganz ohne Risiko ist das zwar nicht, aber ich finde es überschaubar.“

„Elfer-Held“ Lohmann hat keine Zweifel am Klassenerhalt

Der Elfmeter-Held schreitet zur Tat: Süderelbe-Keeper Dennis Lohmann. Foto: noveski.com

Seinem Verein brachten die beiden Lohmann-Treffer oder besser gesagt der 6:1-Erfolg gegen den VfL ein wenig mehr Luft im Abstiegskampf ein. Und den idealen Start für den neuen Trainer Marius Walek, der in der vergangenen Woche nach der Entlassung von Olaf Lakämper zum Chef befördert wurde. Für Walek selbst überraschend, weil noch ein Gespräch ausstand, in dem geklärt werden sollte, ob er überhaupt als Co-Trainer am Kiesbarg bleiben würde. Denn: Der neue „Chef“ hat große Ziele: „Ich musste ja mal den Gepäckträger verlassen und mich selbst auf das Fahrrad schwingen“, bekannte Walek gegenüber den FussiFreunden, dass er nicht auf ewig der „zweite Mann“ bleiben wollte. Eine Absicht, die auch die handelnden Herren am Kiesbarg erkannt hatten. „Auf lange Sicht“, so verriet Walek, „wollten mich die Verantwortlichen eh zum Cheftrainer machen.“

Nun handelten sie, negativ beeindruckt von der aktuellen Tabellensituation und den Gräben, die zwischen Lakämper auf der einen und dem Verein und Spielern auf der anderen Seite geherrscht haben sollen, nach dem Motto „Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen“ bereits vorzeitig. Ein mutiger Schritt, inmitten des Abstiegskampfes einen Trainer-Novizen als „Chef“ zu installieren. Offenbar aber der richtige Wachmacher für die Kiesbarg-Kicker. Das rettende Ufer ist einen Schritt näher gerückt. Klappt der Klassenerhalt, dürfen sich die „Macher“ in Neugraben für ihre Entscheidung auf die Schulter klopfen. Geht's daneben, schlagen wahrscheinlich andere verbal auf den FCS ein. Für Dennis Lohmann aber steht fest, dass es soweit gar nicht kommen wird: „ Durch den Trainerwechsel ist ein Ruck durch die Mannschaft gegangen. Ich habe keine Zweifel daran, dass wir die Liga halten. Wir verfügen über genügend Qualität.“

Frust bei Kosova, Warten in Hamm

Nach dem 1:7 gegen Altona am Boden: Berat Ademi und der Klub Kosova. Foto: noveski.com

Dass es von dieser Qualität im Kader des Klub Kosova genug gibt, daran dürften nicht Wenige seit dem 1:7 gegen Altona 93 am gestrigen Sonntag so ihre Zweifel haben. Kopflos, ideenlos, orientierungslos – drei Worte, die so manchem zumindest in der ersten Hälfte angesichts der Darbietungen der Wilhelmsburger durch den Kopf gegangen sein dürften. Ein Fehler jagte den nächsten. Keeper Muhedin Eminovic, der das eine oder andere Mal ziellos durch den Strafraum flog, tat einem fast noch am meisten Leid. Der Schlussmann stand immerhin vier Monate lang nicht zwischen den Pfosten und stellte sich in Ermangelung von Alternativen zur Verfügung. Ob der Klub nun, noch tiefer im Clinch mit dem Abstiegsgespenst, einen ähnlichen Impuls wie der Nachbar FC Süderelbe setzt? Denkbar.

Nicht mehr denkbar scheint derzeit übrigens, dass Mustafa Kucukovic, der inzwischen endlich zumindest in Freundschaftsspielen für Hamm United auflaufen darf, demnächst auch in der Meisterschaft kicken kann. Zwar stellte HUFC-Präsident Jörn Heinemann am Rande des Pokalspiels der „Geächteten“ gegen die SV Halstenbek-Rellingen am Freitag noch in Aussicht, dass der Ex-Profi bald uneingeschränkt für den HUFC spielberechtigt ist, doch beim HFV sieht man dies anders: Auf Nachfrage erklärte Pressesprecher Carsten Byerntzki, dass der derzeit mit Nierenproblemen pausierende Stürmer erst ab Anfang Juni 2017 für United spielberechtigt ist. Nach Ablauf der Sechs-Monats-Frist, die sich von dem Moment an berechnet, seit Kucukovic sein letztes Spiel für den Lüneburger SK bestritt. Und das war Anfang Dezember. Man darf auf die Antwort aus Hamm gespannt sein...

Jan Knötzsch