Nach anderthalbjähriger Durststrecke: Bauer „bombt“ wieder!
Torjäger des HSV III feiert "großen Brustlöser"
Jendrik Bauer (li.) schrie sich nach seinem Torerfolg den ganzen Frust von der Seele. Foto: noveski.com
„Ich habe mir Jendrik vor dem Spiel zur Seite genommen und ihm gesagt, dass er in den ersten fünf Minuten ein Tor erzielen wird“, verriet sein Trainer Felix Karch hinterher. „Aber scheinbar hört er nicht so richtig auf mich“, witzelte der Coach. Denn: Bauer brauchte für seinen Premieren-Treffer im HSV-Dress ganze sechs Zeigerumdrehungen, ehe er sich den ganzen Frust der letzten Monate von der Seele jubelte. Es war ein traumhafter Spielzug über Hannes Steckel und Emre Yasar, der ansonsten eher durch einen sehr lethargischen Auftritt in Erscheinung trat, den Bauer mit einem „Tunnler“ gegen Inters Schlussmann zum krönenden Abschluss brachte. „Geplant war es nicht, ihm den durch die Hosenträger zu schieben“, gab der Schütze später ehrlich zu und führte aus: „Das war natürlich ein schönes Gefühl nach so langer Leidenszeit, was ich in der Form ja auch noch nicht kannte. Vor allem, dass ich der Mannschaft auch aktiv mal wieder helfen zu können“, sagte Bauer anschließend und sprach zudem von einem „großen Brustlöser für einen selbst“.
"Dass er da noch das Auge hat, ist viel überragender als sein Tor"
Dass die Partie mehr oder weniger schon nach zehn Minuten entschieden war, hatte sich so nicht unbedingt angedeutet. Denn die Gäste spielten anfangs eigentlich gut und mutig mit. Nur die individuellen Fehler brachten dem Team von Dennis Mitteregger das Genick: Leandro Indulto leistete sich einen haarsträubenden Aussetzer im Aufbau. Wieder reagierte Steckel mit einem Sensationspass blitzschnell. „Comebacker“ Bauer war auf und davon, hätte bereits zum 2:0 einschieben können, legte aber völlig uneigennützig für den mitgelaufenen Veli Sulejmani quer, der schließlich vollstreckte (10.)! „Dass er als Vollblutstürmer, der so lange außen vor war, in dieser Situation noch das Auge für den besser postierten Mitspieler hat, ist für mich noch viel beeindruckender und überragender, als das Tor, was er macht“, lobte Karch seinen Rückkehrer, der sich binnen zehn Minuten gleich mal zwei Scorerpunkte zu Gute schreiben durfte.
„Natürlich kann man sagen: zwei Tore sind zwei Tore. Stimmt auch, dennoch war es für mich der Knackpunkt. Speziell das zweite Tor haben wir durch einen individuellen Fehler viel zu einfach hergeschenkt. Das ist dann auch eine Qualitätsfrage“, ärgerte sich Mitteregger unterdessen. Denn seine Schützlinge hatten die große Chance zum Anschluss, als Jeffrey Polaske den durchstartenden Serdar Aydin in Szene setzte. Im ersten Anlauf entschärfte Heuer bärenstark, dann segelte der Inter-Offensivkateur beim zweiten Versuch über den Keeper hinweg (15.). Elfmeter? Schiedsrichter Robin Walser zeigte sofort an: Weiterspielen und Eckball für die Gäste. „Aus meiner Sicht kann man den geben“, befand Mitteregger. Während sein Pendant auf der anderen Seite ehrlich gestand: „Schwer für mich, das neutral zu beurteilen. Auf der anderen Seite hätte ich den bestimmt gefordert. So neutral ich es kann, würde ich sagen: Man kann ihn geben – aber wo soll Heuer hin?!“
Sarpong sieht Rot - "Er hat eine relativ kurze Zündschnur"
Die noveski.com-Lupe zeigt jene Szene, in der Inter ein Foulspiel von Heuer (li.) an Aydin und einen Elfmeter reklamierte.
Spätestens nach 38 gespielten Minuten schien der Drops endgültig gelutscht: Frederic Sarpong „kloppte“ an der Außenlinie in Sulejmani rein, als dieser den Ball schon ganz woanders hatte. Eine dumme Aktion, die so unnötig wie ein Kropf war! Zudem erwies Sarpong, der in der Vergangenheit immer mal wieder durch Platzverweise auf sich aufmerksam machte, seiner Mannschaft einen riesigen Bärendienst – denn der Unparteiische schickte ihn mit glatt Rot vom Platz! Die Proteste waren in der Folge groß. Die Spieler von Inter Hamburg fühlten sich benachteiligt. „Ich hab‘s nicht gesehen. Aber wenn ich es beurteilen könnte und es gesehen hätte, dann würde ich meinem Spieler da natürlich Vorwürfe machen. Er ist als Typ super, aber eben auch jemand, der eine relativ kurze Zündschnur hat“, so Mitteregger. Auch mit zehn Mann igelte man sich jedoch keineswegs hinten ein. Aber apropos kurze Zündschnur: Nach vorne fehlten die zündenden Ideen. „Wir haben anfangs zwar das Spiel gemacht, haben es aber zu wenig geschafft, uns in der gegnerischen Hälfte festzusetzen. Dementsprechend hatten wir nur eine richtige Chance“, befand Mitteregger.
Trefzger zweimal als Tor-Initiator - "Haben mit den Hufen gescharrt"
Regisseur Serdar Bahtiyar haderte nicht nur mit dem Unparteiischen, sondern forderte auch immer wieder die Bälle. Es fehlten aber die geeigneten Abnehmer. Während die „Rothosen“ ihren Stiefel in der zweiten Halbzeit ganz locker runterspielten. Dem Trainer manchmal etwas zu locker. Doch zwei herausragende Aktionen von Timo Trefzger sorgten für zwei weitere Torerfolge. Erst drehte der „Sechser“ im Mittelfeld-Zentrum eine Pirouette um seinen Gegenspieler, bekam den Ball dann von Yasar auf links wieder serviert und flankte genau auf den Fuß von Sulejmani, der auf 3:0 stellte (65.)! Dann sorgte der nächste Indulto-Querschläger dafür, dass Trefzger in die Gasse auf Steckel spielen konnte. Dieser vollendete per Linksschuss unter die Latte zum Endstand (83.)! Weitere gute Chancen, um ein noch höheres Ergebnis zu erzielen, wurden liegengelassen – auch vom eingewechselten Mladen Tunjic, der nach längerer Krankheit erstmals wieder mitwirken konnte. Insbesondere über den Flügel entfachten die Karch-Kicker immer wieder unheimlich viel Dampf, was auch Mitteregger nicht entging: „Der HSV hatte uns gegenüber eine klare Überlegenheit in puncto Tempo auf den Außen. Das war uns auch vorher schon klar – trotzdem ist es schwer, das zu verteidigen. Am Ende haben sich zudem die konditionellen Vorteile des HSV bemerkbar gemacht.“
Neben Jendrik Bauer verdiente sich bei den Hausherren auch Volkan Karadeniz ein Sonderlob vom Trainer. „Der Junge hat in der Hinrunde die Füße still gehalten, sich wieder rangearbeitet und heute ein richtig gutes Spiel gemacht.“ Gleiches gilt für „Bomber“ Bauer, der schon im Vorfeld den Anpfiff gar nicht mehr abwarten konnte. „Speziell in der letzten Woche war es so, dass wir alle mit den Hufen gescharrt haben. Noch hat zwar nicht alles geklappt, aber wir sind zufrieden, dass wir vier Tore geschossen und zu Null gespielt haben.“