Paloma verliert zwei Akteure und drei Punkte in Billstedt!

Harms: „Dachten, dass wir eigentlich charakterlich etwas weiter sind!"

12. März 2017, 20:27 Uhr

Am Öjendofer Weg duellierten sich heute V/W Billstedt (rote Trikots) und der USC Paloma. Foto: Mathias Merk

Im Kampf um die Tabellenspitze konnte der SC V/W Billstedt 04 nach dem Sieg über den USC Paloma punktemäßig mit dem Spitzenreiter aus Sasel gleichziehen. Allerdings war dieser Erfolg ein ganz hartes Stück Arbeit und auch die Gäste hatten ihren Anteil daran. Eine sehr schlechte Gesamtleistung und zwei Platzverweise für die „Tauben“ brachte Trainer Steffen Harms dazu, „heute so richtig, richtig enttäuscht“ zu sein. Aber auch die Darbietung der Gastgeber war nicht so gut, was Coach Dennis Kreutzer damit begründete, dass „wir schon vorher wussten, dass das Spiel heute eine enge Kiste wird, weil wir durch einige Ausfälle in der Breite nicht so gut aufgestellt waren.“

Torschütze Kim Liebermann gelang ein äußerst sehenswerter Treffer zur 1:0-Führung. Foto: Mathias Merk

Vor Anpfiff der Partie war klar, dass Vorwärts/Wacker mit einem Sieg in der Tabelle mit dem erstplatzierten TSV Sasel gleichziehen konnte, was die Hausherren offensichtlich etwas unter Druck gerieten ließ. „Wir wussten, dass wir diese Tabellensituation mit einem Dreier erreichen können und deshalb war uns bereits vorher klar, dass das ein schweres Spiel für uns wird“, erklärte Kreutzer, dessen Elf sich sehr schwer gegen einen äußerst schwach auftretenden und später um zwei Mann dezimierten USC Paloma tat, was laut dem Billstedter Übungsleiter unter anderem auch daran lag, „dass wir personell aus dem letzten Loch gepfiffen haben und Paloma zudem immer ein Gegner ist, den man nur schwer bespielen kann.“

In der Tat war Paloma garantiert kein einfacher Gegner, aber einer, gegen den man an diesem Nachmittag viel mehr hätte machen können. Denn gewiss war es von der ersten Minute an ein sehr schnell geführtes Spiel, wirklich gefährlich kam man aber eher selten vor das jeweils gegnerische Tor. Oftmals waren es Standartsituationen, die mal für eine gewisse Torgefahr sorgten, aber nichts einbrachten. Trotzdem knallte es schon früh im Kasten der „Tauben“ und das sogar richtig schön und ansehnlich! Juro Julardzija setzte sich auf der rechten Seite gekonnt durch und spielte einen halbhohen Ball auf seinen Teamkollegen Kim Liebermann, der elf Meter vor dem Kasten von Keeper Sebastian Voß mit dem Rücken zum Tor stand, den Ball mit der Brust annahm, sich um seine eigene Achse drehte und mit einem perfekt abgeschlossenen Seitfallzieher unhaltbar zur 1:0-Führung einnetzte (18.)! Der größte Teil der Zuschauer staunte und freute sich über diesen tollen Treffer, doch vergingen nur vier Minuten, bis eben diese Anhänger kurz den Atem anhielten, als der mit aufgerückte Jannik Dreyer aus drei Metern zum vermeintlichen Ausgleich einköpfte. Allerdings entschied sich das Schiedsrichtergespann um Referee Enis Mejahdi dafür, dieses Tor nicht zu geben und auf Abseits zu entscheiden. Das war es bis zum Pausentee mit den Höhepunkten, auch, weil Onur Tüysüz (42.) und Mou-Inzou Bachir (44.) ihre Gelegenheiten aus kürzester Distanz vergaben.

„Endlich! Da ist das Tor!"

Die Spieler schenkten sich nichts. Foto: Mathias Merk

Die größeren Ereignisse geschahen tatsächlich in der zweiten Hälfte des Spiels und das, obwohl es vom sportlichen Aspekt her eigentlich schlechter wurde. Lediglich Liebermann hatte erstmal, als einziger, die Gelegenheit, den zweiten Treffer zu markieren, köpfte jedoch in der 57. Minute drei Meter vor dem Kasten links daran vorbei. Dann kam die Situation, die zum ersten Platzverweis führte: Nach einem Freistoßpiff für Billstedt regte sich Palomas Schlussmann Voß so sehr über die Entscheidungs des Schiedsrichters auf, dass er den Unparteiischen als „blind“ bezeichnete, was folgerichtig eine Rote Karte wegen Beleidigung nach sich zog und Coach Harms dazu zwang, seinen Top-Goalgetter Tom Bein gegen seinen Ersatzkeeper Tim Schippmann auszuwechseln. Bis zu diesem Zeitpunkt lief es schon nicht gut für die Gäste und fortan noch weniger, was allerdings unerklärlich schien, da Billstedt oftmals nervös und hektisch wirkte, weshalb an diesem Tage eigentlich etwas für das Auswärtsteam drin gewesen wäre.

Denn auch in Überzahl gelang den Kreutzer-Jungs erstmal nur eine weitere nennenswerte Situation, als Bachir aus einem Meter vor dem Kasten nur hätte einschieben müssen, aber so überrascht war, dass Keeper Schippmann unter die hohe Flanke durchflog und der Ball vor seinen Füßen landete, dass er die Chance versemmelte und tatsächlich neben das Tor schoss (70.)! Anschließend kam es sogar noch dicker für die Uhlenhorster, als auch noch Kapitän Torsten Hartung mit der Ampelkarte des Feldes verwiesen wurde und sein Team noch knapp 20 Minuten mit neun Mann agieren musste. Jedoch gab sich der USC nicht auf und versuchte weiter, nach vorne zu spielen, um trotz der Dezimierung doch noch irgenwie einen Ausgleich zu erzielen. Der Wille war klar zu erkennen, nur die Umsetzung war so schlecht und so fahrig, dass es nicht wirklich dazu hätte kommen können. Aber auch bei den Hausherren ließen auf einmal die Kräfte nach, weshalb diese sich ebenfalls schwer taten, ihre Chancen zu nutzen und die Überzahl ordentlich auszuspielen. Kreutzer: „Man hat in unseren Offenivaktion sehen können, dass wir oft die falschen Entscheidungen getroffen haben, weil wir einfach nicht die Kraft hatten, um den Gegner ordentlich auseinander zu spielen. Denn bei uns waren Spieler auf dem Platz, die eigentlich heute gar nicht spielen sollten, da sie teilweise die Woche noch mit Fieber im Bett lagen. Deshalb bin ich sehr stolz auf meine Mannschaft, dass wir uns trotzdem diesen Sieg erspielt haben.“ Drei Minuten vor Ultimo klingelte es dann nämlich noch ein zweites Mal in Palomas Kasten, als sich Atef Zakerwal ein Herz nahm und nach einem guten Sturmlauf flach zum 2:0 volltreckte. Dieses Tor sorgte für große Erleichterung auf der Trainerbank und bei Kreutzer, der in dieser Situation laut durchatmete, die Faust ballte und rief: „Endlich! Da ist das Tor! Endlich!“

„Fußballerisch und charakterlich haben wir uns überhaupt nicht gut präsentiert!"

Das Team aus Billstedt (rote Trikots) war letztlich dann doch das Bessere. Foto: Mathias Merk

Das war dann der Schlusspunkt eines Spiels, das durch viele Fouls, verbale Undiszipliniertheiten sowie durch schwache Leistungen im Spielaufbau beider Teams geprägt war, weshalb Paloma-Trainer Harms zumindest sein Team stark kritisierte: „Wir haben heute nicht ansatzweise das abgerufen, wozu wir in der Lage sind und haben es deshalb auch absolut verdient, heute hier nichts mitzunehmen. Und was die charakterliche Seite angeht, waren wir eigentlich der Meinung, dass wir da schon einen Schritt weiter sind, aber ich finde, dass wir uns heute überhaupt nicht gut präsentiert haben. Denn fußballerisch und charakterlich war es heute überhaupt nicht das, was wir uns vorstellen, weshalb sich jeder selbst mal fragen sollte, ob er unser Projekt weiter mitgehen möchte.“ Klare Worte auf der einen und doch zufriedene Gesichter auf der anderen Seite. „Ich sehe das Ergebnis heute als sehr positiv, da wir endlich mal wieder zuhause zu null gespielt und vor allem unsere Pflichtaufgabe erfüllt haben, am Tabellenführer dran zu bleiben“, schloss Kreutzer diesen Spieltag für sich und sein Team ab. Drei Punkte sind eben drei Punkte.

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Autor: Mathias Merk