Alle Achtung, Altenwerder: Rossas MUSterschüler rauben dem Gegner die Freude

FTSV feiert auf 5:2-Auswärtssieg im „Heimspiel“ gegen Inter 2000

18. März 2017, 19:28 Uhr

Antreten zum Gratulieren: Mümin Mus (Mitte) lässt sich von Akar Ali (li.) und Adrian Scheffler für einen seiner drei Treffer beglückwünschen. Foto: noveski.com

Eigentlich wissen die Gegner des FTSV Altenwerder um die Stärke der Mannschaft vom Jägerhof. Zumindest um eine. Die heißt Mümin Mus. Beim 5:2-Erfolg im  „Auswärtsspiel“ gegen Inter 2000 knipste der FTSV-Stürmer dennoch drei Mal. Doch Daniel Rossa lobte nach dem Erfolg nicht nur seinen Torjäger: „Mümin kann die Dinger auch nur machen, wenn die anderen Jungs ihm den Ball so gut parat legen“, erklärte der FTSV-Coach. während auf der Gegenseite eine Portion Frust über ein Eigentor und einen Torwartfehler herrschte.

Übersprungen: Jerome Embalo setzt sich im Kopfballduell gegen Inters Samet Yazici (li.) durch. Foto: noveski.com

Ali Yasar schwante bereits zur Halbzeit Böses. „Ich bin eigentlich richtig dick erkältet, aber ich muss spielen, weil wir sowieso schon zu wenig Leute haben“, sagte der Mittelfeldmann von Inter 2000, bevor es zum Pausentee in die Kabinen ging. Zu diesem Zeitpunkt lagen die Hausherren im Duell der beiden Mannschaften, die sich die Anlage am Jägerhof teilen, gegen die „Gäste“ vom FTSV Altenwerder mit 1:2 zurück. Und die Personalprobleme, die die Gastgeber hatten, sollten der Elf von Trainer Sercan Topbas nach dem Seitenwechsel in der Tat noch zusetzen. So wie es Yasar vorausgesehen hatte. Denn eines wurde mit zunehmender Spielzeit immer deutlicher: Hinten raus war Altenwerder in Sachen Kräfte überlegen. Oder wie es Inter-Manager Korcan Topbas Minuten vor dem Abpfiff neben der Trainerbank zusammenfasste: „Respekt an Altenwerder. Die spielen immer weiter. Wir sind völlig tot.“

Rossa: „Wir wollten in der zweiten Halbzeit über die Kraft kommen “

Der schönste Treffer des Spiels: Inters Ali Yasar (Nummer 10) überlupft Marc Wendt zum zwischenzeitlichen 2:2. Foto: noveski.com

Und auch Daniel Rossa hob bei seiner Spielanalyse nach dem Schlusspfiff genau diesen Umstand hervor. „Wir wollten in der zweiten Halbzeit über die Kraft kommen. Konditionell ist meine Mannschaft absolut auf der Höhe. Unser Plan, nach der Pause das Ergebnis erst in die richtige Richtung zu lenken, dann unsere Stärke auszuspielen und den Sack zuzumachen, ist vollkommen aufgegangen“, freute sich der Coach des FTSV Altenwerder, dessen Mannschaft ihn schon früh das erste Mal jubeln ließ: Nachdem sich beide Mannschaften in der ersten Viertelstunde mit gefährlichen Szenen zurückhielten, kam in der 18. Minute Christian Carlsen an den Ball und passte ihn von halblinks in die Mitte vor den Strafraum. Etwa 20 Meter vor dem Kasten zog Eugen Götz ab. Inters Schlussmann Ibrahim Senol konnte nichts mehr ausrichten – 1:0 für die Gäste im Auswärtsspiel auf der heimischen Anlage. Doch Inter blieb vom Rückstand und Götz‘ nächster Chance (20.) unbeeindruckt. Stattdessen agierten die Hausherren weiter nach vorne. Erst vergab Samet Yazici (25.) zwar noch, doch fünf Minuten später brachte er den Ball scharf vors Tor, wo Ilias Jawan Shir unter Bedrängnis die Ruhe behielt, den Fuß hinhielt und zum Ausgleich erfolgreich war.

Einer der beiden besten Torjäger der Staffel hatte damit getroffen. Der andere wollte dem in nichts nachstehen. Und so schlug in der 45 Minute die Stunde des Mümin Mus. Im Mittelfeld blieb Inters Hüseyin Tosun nach einem Zweikampf verletzt liegen, doch trotz lautstarker Inter-Proteste ließ Schiedsrichter Thomas Grede vor den rund 40 Zuschauern weiterlaufen. Altenwerder spielte den Ball lang nach vorne, wo Mus das Spielgerät aufnahm. Keeper Senol machte zwar das kurze Eck zu, doch der FTSV-Stürmer entschied sich fürs lange Eck und schoss. Senol bekam die Hand noch ran, drin war der Ball trotzdem – 2:1 für Altenwerder. Doch die Mannschaft von Daniel Rossa wurde nach der Pause kalt erwischt. Vier Minuten waren auf der Uhr abgelaufen, als Yazici einen hohen Ball festmachte, ihn noch in der gleichen Bewegung auf Yasar weiter spielte, der FTSV-Schlussmann Marc Wendt mit einem klugen und sehenswerten Lupfer keine Chance ließ. Doch der Altenwerder war keineswegs geschockt. Im Gegenteil: Es ging weiter nach vorne. Erst vergab Eugen Marker noch vom Strafraumeck (54.), nur eine Zeigerumdrehung später war er dann nach einem sehenswerten Angriff der finale Passgeber für Mus' Treffer zum 3:2.

Eigentor und Torwartfehler bringen Inter endgültig auf die Verliererstraße

Unglücksrabe: Inters Frank Saaba (re., hier gegen Ole-Christian Lüben) traf ins eigene Tor. Foto: noveski.com

Inter sendete in der Folgezeit noch ein letztes richtiges Lebenszeichen: Ecke Tosun, zentral vorm Tor kommt Yasar an den Ball und befördert ihn Richtung Gehäuse. Inters Kapitän aber hatte die Rechnung ohne Torhüter Wendt gemacht, der die Gelegenheit mit einem Wahnsinns-Reflex zunichte machte (67.). Danach aber spielte nur noch Altenwerder gefährlich nach vorne. Und das mit Erfolg. Aber auch unter gütiger Mithilfe der Gastgeber. Die Hereingabe von Akar Ali von der linken Seite in der 73. Minute beförderte Frank Saaba am kurzen Pfosten unglücklich ins eigene Tor. Der FTSV aber hatte auch nach dem 4:2 noch nicht genug – und wurde für seine Bemühungen belohnt. Einen Schuss des eingewechselten Sertac Aydin hatte der zur Pause für Senol zwischen die Pfosten gerückte Aykut Palteki eigentlich schon sicher, ließ ihn dann aber doch wieder los und ebnete so Mümin Mus den Weg zu dessen drittem Treffer. „Ein blödes Eigentor und so ein Fehler...“, ärgerte sich Inter-Manager Sercan Topbas neben der Bank.

Daniel Rosaa war dies nach dem Spiel egal. „Wir wussten genau, was uns für ein Spiel erwartet“, erklärte der Coach des FTSV, „Wir wollten mit Leidenschaft und Willen ins Spiel gehen. Das haben wir gut gemacht. Uns war klar, dass der Gegner starke Einzelspieler hat. Dass diese Individualisten kicken können, hat man in der ersten Halbzeit gesehen. Später haben wir das dann gut vermieden.“ Seine Elf habe es hervorragend verstanden, die Marschroute umzusetzen. „Der Gegner wollte Druck machen, wir kennen deren Mentalität. Für uns stand fest: Wenn wir Inter die Freude am Spiel nicht nehmen, dann kommen sie ins Rollen. Wenn wir ihnen aber die Freude nehmen, dann haben wir gute Chancen. Das ist aufgegangen“; lobte Rossa seine Schützlinge, unter denen einer natürlich aufgrund seines Dreierpacks hervorstach: Mümin Mus. „Er ist ein Mega-Knipser. Wir sind dankbar, dass wir ihn vorne drin haben. Unser Spiel ist auf ihn ausgelegt. Er weiß, wo die Kiste steht. Wir wissen, wo er steht und die Laufwege sind in den Köpfen der Jungs. Aber was mir wichtig ist: Er hat auch nach hinten gearbeitet“, lobte Rossa.

Trainer-Lob für Dreifach-Torschütze Mus: „Er ist ein Mega-Knipser“

Torschützen unter sich: Altenwerders Eugen Götz (re.) schirmt den Ball gegen Ilias Jawan Shir ab. Foto: noveski.com

„Der Stürmer“, so Altenwerders Übungsleiter, „ist der erste Verteidiger. Mümin zeigt auch durch diese Spielweise, dass er der beste Stürmer der Liga ist. Er ist für die Mannschaft da und kämpft. Wenn ein Mümin Mus vorne die Grätsche auspackt, dann pusht das bei uns alle bis hin zum Abwehrspieler und Torwart.“ Doch nicht nur die Mannschaft profitiert von Mus, sondern auch umgekehrt: „Wenn man die Tore macht, kommt man in einen Lauf. Das ist Gold wert. Aber Mümin kann die Dinger auch nur machen, weil die anderen Jungs ihm die Bälle so gut parat legen. Bei uns ist nicht alles nur auf einen Namen fixiert. Das 3:2 ist sinnbildlich dafür: Mümin hält am Ende den Fuß hin, aber 80 Prozent macht der Spielzug der Mannschaft vorher aus“, bilanzierte Rossa und freute sich, dass sein Plan („Beim 1:1 werden drei unserer Spieler von einem Inter-Akteur nass gemacht. Auch wenn man die alle nicht 90 Minuten ausschalten kann, wollten wir danach defensiv stabiler stehen und dann – wie schon gesagt – über die Kondition kommen“) funktioniert hat. Aber so ist das eben, wenn man nicht nur einen Mümin Mus vorne, sondern noch eine ganze Reihe weitere Musterschüler hat, die einem aufmerksam zuhören und die Worte des Trainers mit Leben füllen...

Jan Knötzsch