„Dieses 2:2 ist zu wenig und kotzt uns an“

Cordis Ronny Buchholz spricht nach dem Remis gegen Türkiye Klartext

26. März 2017, 20:47 Uhr

Duell um den Ball: Türkiye-Torschütze Serhat Yapici (vo.) gegen Theodoros Ganitis. Foto: noveski.com

Die größte Frage blieb erneut unbeantwortet: Ob Concordia für die Regionalliga meldet, will der Verein erst zum Ablauf der Frist am 30. März erklären. Sportlich aber bleibt es dabei, dass Cordi weiterhin Altona 93, dem anderen „Regio-Anwärter“, hinterherhinkt. Im Heimspiel gegen den FC Türkiye kam die Mannschaft bei der Premiere ihres neuen Coaches Florian Gossow nicht über ein 2:2-Unentschieden hinaus und liegt nun schon acht Punkte hinter dem Spitzenreiter, bei dem man am kommenden Wochenende antreten muss. 

Florian Gossow wirkte nicht unbedingt so, wie ein Trainer wirkt, dessen Mannschaft drei Minuten vor Schluss aus drei verloren geglaubten Punkten doch noch einen Zähler gemacht hatte. Der Neu-Coach von Concordia saß auf der Pressekonferenz nach dem Spiel gegen den FC Türkiye ein wenig zusammengesunken auf seinem Stuhl und lauschte den Ausführungen seines Widerparts Max Weiß. Gossow wusste in diesem Moment das, was sein Spieler Ronny Buchholz Minuten vorher schon auf dem Feld gesagt hatte: „Dieses 2:2 ist zu wenig für uns“. Der lange Blondschopf mit der Nummer vier auf dem Rücken seines Trikots, dieses Mal wieder als Außen- statt als Innenverteidiger eingesetzt, ging sogar noch einen Schritt weiter: „Das kotzt uns an. Bei uns ist der Wurm drin, Eigentlich wollten wir einen richtigen Neustart“, erklärte Buchholz. Den hatte der Verein mit der Trennung vom bisherigen Coach „Aki“ Cholevas zwar eingeleitet, doch die Ergebniskrise des einstigen Titelanwärters Nummer eins geht weiter.

Yapici bringt Türkiye vor der Pause in Führung

Cordis Ronny Buchholz war trotz seines Ausgleichstreffers unzufrieden. Archivfoto: noveski.com

Schon der Beginn der Partie war für Cordi ohne Fortune verlaufen. Zwar hatten die Hausherren durch Benjamin Bambur, der Türkiyes Schlussmann Tobias Braun erst per Kopf und dann per Nachschuss prüfte, ihn aber nicht bezwingen konnte (25.), die erste Chance des Spiels, doch der erste Treffer fiel auf der anderen Seite. Nachdem die Gäste durch Michael Löw in der 41. Minute ebenso noch eine Gelegenheit hatten, wie Cordi in Person von Timo Stegmann (41.), schickte Devran Barlak eine Minute vor der Halbzeit auf links Serhat Yapici. Der trieb den Ball weiter nach vorne und zog dann nach innen. Gegenspieler Yannick Siemsen machte nicht die allerbeste Figur, Yapici war vorbei und zielte ins linke untere Eck – 0:1 aus Sicht der Hausherren. Die Gossow-Premiere hatte ihr erstes Highlight – nur eben nicht auf Seiten der Elf des neuen Trainers. Aber: Das Dilemma hielt sich zumindest in Grenzen. Denn es hätte kurz nach Wiederbeginn noch schlimmer kommen können, als Löw für den FCT von links zum zweiten Mal an diesem Nachmittag vergab (51.), und Sascha de la Cuesta an Torhüter Briant Alberti scheiterte (62.).

Stattdessen schlug Cordi zurück: Im Mittelfeld wurde der Ball halbrechts nach innen gespielt. Georgios Cholevas blockte seinen Gegenspieler weg und leitete zudem die Kugel mit der Hacke auch noch zu Abdel Abou Khalil weiter, der mit links abzog und zum 1:1 traf. Was folgte, war eine Schlussphase, die es in sich hatte. Fünf Minuten waren in der regulären Spielzeit noch zu gehen, als Alexander Pohlmann das Spielgerät von links zentral auf Mustafa Karaaslan weiterleitete. Pohlmanns Sturmkollege ging ins Laufduell mit seinem Gegenspieler und schien fast schon abgedrängt. Doch Karaaslan hatte genau den richtigen Riecher, wie ihn ein Torjäger eben braucht. Als er den einen, kleinen und entscheidenden Schritt Vorsprung hatte, holte er zum Schuss aus und traf mit rechts ins lange Eck. Cordi lag wieder im Hintertreffen und drohte, die Begegnung – wie so oft in den vergangenen Wochen – zu verlieren. Aber noch war ja nicht Schluss.

Weiß: „Wir wollten aus wenigen Chancen, die wir kriegen, viel machen – das haben wir getan“

Mustafa Karaaslan traf zur zwischenzeitlichen 2:1-Führung für den FC Türkiye. Archivfoto: noveski.com

Und die Hausherren sollten tatsächlich noch zum Ausgleich kommen. Drei Minuten vor Ultimo wurde ein Eckball lang und länger. Am zweiten Pfosten stieg Siemsen, der in diesem Moment von der Türkiye-Deckung sträflich allein gelassen worden war, hoch und köpfte den Ball aufs Tor. Noch vor der Linie kam Ronny Buchholz an den Ball und besorgte den Rest – 2:2. Beinahe wären die „Bekkampler“ auf dem heimischen Kunstrasen sogar noch zum Siegtreffer gekommen, doch in der ersten Minute der Nachspielzeit blockte Türkiyes Emre Özkan einen Schuss von Bambur erfolgreich ab. „Wir haben im Moment einfach nicht das Glück. In der Hinrunde wäre der reingegangen“, trauerte auch Ronny Buchholz dieser Szene kurz nach dem Abpfiff hinter, um sich dann darüber zu ärgern, dass Spitzenreiter Altona 93 beim SV Rugenbergen mit 1:0 die Oberhand behielt und nun vorm direkten Duell am kommenden Sonntag bereits acht Punkte vor Cordi liegt.

Bei Max Weiß war der Ärger nicht so dermaßen groß. „Wir wussten, dass Cordi eine spielstarke Mannschaft ist. Und wir waren auch darauf eingestellt, dass sie das Spiel machen und hoch stehen würden“, erklärte der Coach des FC Türkiye nach der Begegnung und verriet, dass genau dort der Ansatz gelegen habe, den seine Elf ergreifen sollte: „Unsere Stärke ist das Umschaltspiel. Wenn Cordi nach vorne spielt, dann haben sie hinten eine gewisse Unordnung. Das haben wir ausgenutzt.“ Auch wenn der Kontrahent „wunderbar nach vorn spielt, wenn sie zugreifen und Druck machen“, hätten seine Schützlinge am Ende nur zwei Standardtore zugelassen, nahm Weiß wohlwollend zur Kenntnis, hatte aber auch gesehen, „dass wir in manchen Situationen ein bisschen geträumt haben.“

Gossow: „Einsatz und Engagement waren sehr gut – vor allem in der ersten Halbzeit“

Michael Löw hatte auf Seiten von Türkiye kein Glück im Abchluss. Archivoto: noveski.com

Dass Cordi „70 oder 80 Prozent Ballbesitz haben würde, war uns klar. Daher war wichtig für uns, dass wir aus den wenigen Chancen, die wir kriegen würden, viel machen müssen. Das haben wir getan“, befand Weiß. Jedoch mit Einschränkungen: „Wenn Michael Löw eine seiner Möglichkeiten macht – vor allem die in der zweiten Hälfte – dann steht es 3:1 und Cordi kommt nicht mehr zurück.“ Das Spiel, so die abschließende Einschätzung des Coaches, der sich nun mit seiner Mannschaft auf das Nachholspiel gegen den TSV Buchholz 08 am Mittwochabend (19.30 Uhr, Sportplatz Landesgrenze) konzentriert, „hätte auch 5:4 ausgehen können. Es war ein gutes und interessantes Spiel. Die Zuschauer haben etwas geboten bekommen.“

Die Schlussworte im Nachgang des Matches oblagen Florian Gossow, der gar nicht so unzufrieden war, wie es der äußere Eindruck auf der Pressekonferenz vermuten ließ. „Wir hatten viele Spielanteile, waren aber im Endeffekt nicht zwingend genug, weil der finale Pass und der Wille, die letzte Verantwortung zu übernehmen, gefehlt haben“, erklärte der Coach und fügte hinzu: „Ich fand allerdings nicht, dass wir hinten in Unordnung verfallen sind. Wenn man hoch angreift und Gegenpressing betreibt, dann ist man hinten anfällig. Türkiye hat ein gutes Konterspiel gezeigt.“ Insgesamt aber sei er, so Gossow weiter, „sehr zufrieden“ mit der Leistung seiner Mannschaft: „Vom Einsatz und Engagement her war das sehr gut – vor allem in der ersten Halbzeit. Genau die hat uns zur Pause auch positiv gestimmt, dass wir das Ding noch drehen. Dass wir uns dann den Konter zum 1:2 einfangen, ist mangelnder Erfahrung geschuldet. Das müssen wir anders lösen, weil es ärgerlich und unnötig ist.“

Jan Knötzsch