Heimnimbus gewahrt, Torhunger gestillt: Osdorf knockt „kapitänloses“ Kosova aus!

Galica erweist "KK" Bärendienst - Mazrekaj: "Fragen Sie mal Zinedine Zidane"

01. April 2017, 00:30 Uhr

Hatten gut lachen: Torben Krause (li.) und Jeremy Wachter trafen jeweils doppelt und waren von der Kosova-Defensive nie in den Griff zu kriegen. Archivbild: noveski.com

Kosovas Trainer Arton Mazrekaj wollte seinem Kapitän keinen Vorwurf machen. Im Gegenteil. Er nahm ihn sogar gänzlich aus der Schusslinie. „Das sind Emotionen auf dem Platz, eine Mannschaft muss ja auch leben. Fragen Sie mal Zinedine Zidane im WM-Finale – und der war Weltfußballer. Man sollte das nicht überbewerten. Jeder von uns lebt Fußball, liebt Fußball und es ist eine Leidenschaft von uns allen. Von daher wäre es völlig unakzeptabel, diese Diskussionen weiterzuführen“, entgegnete Mazrekaj auf die Frage, ob er Visar Galica irgendwelche Vorwürfe machen würde – schließlich fiel der in der kommenden Saison auf den Posten des Liga-Managers wechselnde „Captain“ des Klub Kosova auf dem Platz erneut nicht unbedingt positiv auf, sondern erwies seinem Team einen Bärendienst.

Der TuS Osdorf führte vor 340 Zuschauern am Blomkamp bereits mit 1:0, nachdem Tim Jobmann einen Eckball von Torben Krause ins Glück nickte (25.), als Galica nach Meinung von Referee Torben Kunde (SCALA) im eigenen Strafraum gegen Bennet Krause etwas zu rüde zu Werke ging. Der Unparteiische zeigte auf den Punkt – doch Galica bekam sich nicht mehr ein. Er schnappte sich den Ball und feuerte diesen – völlig unüberlegt und bereits gelbverwarnt – vor lauter Frust weit weg. Schiri Kunde blieb nichts anderes übrig, als den Mann, der angesichts seiner Funktion im Team eigentlich als Vorbild vorweg gehen sollte, des Feldes zu verweisen (27.)! „Wenn er ihn in dem Tempo getroffen hat, dann ist es berechtigt. Ich stand zu weit weg. Aber meine Jungs sagen, es war keiner. Und wenn die das sagen, dann glaube ich ihnen“, so Mazrekaj.

"Habe sie nicht so leblos gesehen - aber sie schwächen sich selbst"

Hatte seine Emotionen nicht im Griff: Visar Galica handelte sich eine völlig unnötige Gelb-Rote Karte ein. Archivbild: noveski.com

Fortan spielten die ohnehin schon arg gebeutelten Gäste nur noch zu zehn weiter, stellten sogar auf eine Dreierkette (!) um und mussten in Folge der Elferszene auch noch den zweiten Gegentreffer hinnehmen. Denn Jeremy Wachter ließ sich nicht zweimal bitten und verwandelte gegen Dowideit (28.)! Der TuS wollte „Wiedergutmachung für die Niederlage in der letzten Woche“, wie Piet Wiehle hinterher meinte – und bekam diese. Am Ende stand gar ein halbes Dutzend auf der schmucken Anzeigentafel! Doch Mazrekaj befand trotz dessen: „Wir haben zwar 0:6 verloren, aber wir haben früh im Spiel nur noch mit zehn Mann gespielt. Das hat in die Karten des Gegners gespielt“, sagte Mazrekaj und fügte sogar an: „Das war keine Mannschaft, die den Klassenerhalt schon abgehakt hat. Wenn man das über 90 Minuten gesehen hat, dann hat man gesehen, dass sie wollten.“

Sein Gegenüber gab auf die Frage, ob er mit mehr Gegenwehr gerechnet habe, zu Protokoll: „Ja“, und führte aus: „Ich habe meiner Mannschaft vor dem Spiel gesagt, dass Kosova noch lange nicht abgestiegen ist und dass es ein ganz hartes Ding werden wird. Letztlich war es genau so, wie ich mir das vorgestellt habe. Wir wollten den Heimnimbus wahren, präsent und torhungrig sein. Das ist uns gelungen!“ Allerdings fand er auch noch versöhnliche Worte für den Gegner: „In meinen Augen haben sie eigentlich eine ganz gute Qualität und eine gute Truppe zusammen. Ich habe sie auch nicht so leblos gesehen – aber sie schwächen sich natürlich selbst. Über 90 Minuten haben sie nicht so gespielt, wie ein Absteiger. Man hat gesehen, dass zumindest ein Fünkchen Hoffnung noch da ist.“

„Männer, wir sind noch nicht fertig!“

Kevin Trapp ersetzte früh den verletzten Antonio Ude und zeigte auf seiner rechten Seite eine ganz starke Leistung. Archivbild: noveski.com

Dennoch ging es nach der Pause mit dem Toreschießen besonders leicht – auch, weil Kosova weiterhin sehr hoch verteidigte und volles Risiko ging. Mazrekaj: „Wir haben ja nichts mehr zu verlieren. Bei unserem Torverhältnis kommt es am Ende ohnehin nicht mehr darauf an, ob wir gegen Osdorf drei Tore mehr oder weniger kassieren.“ Nach schönem Zusammenspiel erzielte der starke Kevin Trapp aus halbrechter Position das 3:0 (58.), ehe ein langer Spranger-Einwurf die ganze Hintermannschaft des „KK“ aushebelte. Wachter hatte auf dem linken Flügel alle Zeit der Welt und behielt die Übersicht für den mitgelaufenen Torben Krause, der locker vollstreckte (74.)! Aber auch Kosova kam nun zu zwei, drei zwingenden Abschlüssen: Erst verzog Yiner Ronal Arboleda Sanchez völlig freistehend ganz knapp am rechten Pfosten vorbei (64.). Dann parierte Patrick Hartmann gleich zweimal gegen Patrick Smereka sensationell (77., 78.). Mehr noch. Er leitete nach seiner Glanztat mit einem weiten Abschlag das 5:0 ein. Trapp erkämpfte sich den Ball und passte von rechts in den Rücken der Abwehr, wo sich Wachter das Leder noch zurechtlegen konnte und aus elf Metern staubtrocken ins rechte untere Eck beförderte (78.)!

Dass der TuS Osdorf für Spektakel steht, ist nichts Neues. Kapitän Bennet Krause untermauerte dies nach dem fünften Streich noch einmal lautstark: „Männer, wir sind noch nicht fertig!“ Recht hatte er damit. Denn die Wilhelmsburger waren hinten so offen wie ein Scheunentor und wurden nach einem eigenen Eckball ausgekontert. Wieder legte Wachter genau im richtigen Moment quer, erneut vollstreckte „TK9“ zum Endstand (88.)! Während die „Blomkampler“ den Anfang für die nächste Serie gemacht und als Aufsteiger den fünften Platz eingenommen haben, hat man sich beim Klub Kosova immer noch nicht aufgegeben. Mazrekaj dazu: „So lange punktemäßig noch alles drin ist, sollte man immer dran glauben!“ Doch dann sollte man sich solche Undiszipliniertheiten und Aussetzer wie am heutigen Abend sparen. Denn ansonsten wird die Luft immer dünner und dünner…

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