„Abgeknöllt“: HSV II besiegt schwache Kiez-Reserve im Derby

Feka, Knöll und Stark treffen – St. Pauli kommt nur zum zwischenzeitlichen 1:1

04. April 2017, 21:40 Uhr

Törles Knöll (li, hier gegen Björn Koglin) traf zum zwischenzeitlichen 2:1 für den HSV II. Foto: noveski.com

Für die Zweitvetretung des FC St. Pauli gab es am heutigen Abend im Regionalliga-Heimspiel gegen die Reserve des Hamburger SV nichts zu holen. Im Derby vor der spärlichen Kulisse von 311 Zuschauern setzte sich die Mannschaft von Trainer Dirk Kunert am Ende mit 3:1 durch. Während der HSV II-Coach und sein Stürmer Törles Knöll nach der Begegnung natürlich zufrieden waren, fand St.Pauli II-Übungsleiter Joachim Philipkowski klare Worte zur Niederlage seiner Schützlinge. 

Törles Knöll hatte auch nach Ablauf der 90 Minuten im Stadion an der Hoheluft noch gut zu tun. Der Stürmer der Reserve des Hamburger SV hatte nach dem 3:1-Erfolg der „Rothosen“ gerade den Rasen verlassen, als er sich der versammelten Schar der Pressevertreter stellen musste. Doch nicht nur das: Knöll musste sich auch noch seiner Mitspieler erwehren. Denn kaum hatte der 19-Jöhrige damit begonnen, Rede und Antwort zu stehen, da huschte Youngjae Seo an ihm vorbei. Nicht, ohne kurz an der Hose Knölls zu ziehen. Ein paar Augenblicke tauchte Tom Mickel hinter Knöll auf, packte diesen am Hals und schüttelte ihn einmal leicht.

Neudeckers Treffer direkt nach der Pause schockt die „Rothosen“ nur kurz

Christian Stark (Zweiter v. li) bejubelt mit Jonas Behounek seinen Treffer zum 3:1. Foto: noveski.com

Doch der HSV-Angreifer ließ sich nicht aus dem Konzept bringen. So wie nach 67 Minuten, als sein Teamkollege Bakery Jatta den Ball rechts im Strafraum von der Grundlinie quer nach innen passte, Knöll stand goldrichtig und schob die Heriengabe spielend leicht rechts unten ins Netz. Es war der Treffer zum 2:1 für den Nachwuchs des Bundesligisten und so etwas wie der Türöffner zum Sieg. Denn: Spätestens ab diesem Zeitpunkt spielte an der Hoheluft nur noch der HSV II brandgefährlich nach vorne, nachdem er zuvor schon das Spiel nach dem 1:1-Ausgleichstreffer der St. Pailianer von Richard Neudecker in der 46. Minute zunehmend mehr in die Hand genommen hatte. Der Treffer zum 1:0 für den HSV II war bereits nach zwölf Minuten gefallen. Dren Feka eroberte in jenem Moment tief im Mittelfeld den Ball, wusste mit der Kugel nichts besseres anzufangen als aus 25 Metern einfach mal draufzuhalten und tat damit genau das Richtige. Der Ball flatterte und schlug hinter Svend Brodersen im Tor ein.

Anschließend hätte St. Pauli beinahe den Ausgleich erzielt, doch Sirlord Conteh legte sich nach 15 Minuten den Ball zu weit vor. Die „Rothosen“-Reserve hatte derweil nach 20 Minuten eine Einschussgelegenheit, als Jatta nach Seos Vorlage verfehlte. Seo war es auch der kurz darauf Christian Stark bediente. Auch dessen Schuss landete jedoch nicht im Ziel. Nach dem Ausgleich zu Beginn der zweiten Hälfte war es wieder Feka, der aus der Distanz den St. Pauli II-Kasten anvisierte. Brodersen hatte Probleme, konnte jedoch zur Ecke abwehren (52.). Und noch zwei Mal war der „Goalie“ der Kiezkicker auf dem Posten: Sowohl in der 56. als auch in der 61. Minute entschärfte er jeweils einen Freistoß von Finn Porath. Jatta (77.), Stark (77.) und Tatsuya Ito (79.) hätten nach Knölls 2:1 bereits Treffer Nummer drei nachlegen können, doch das gelang Stark erst in der 82. Minute, als er im Anschluss an Jonas Behouneks Schuss beim Abpraller am schnellsten schaltete und den Ball aus kurzer Distanz über die Linie drückte. St. Pauli II vermochte nur noch mit Contehs Heber, der drüber ging, dagegenzuhalten (88).

Knöll: „Den Derbysieg mit den Fans zu feiern ist die Kirsche auf der Sahnehaube“

Per Grätsche geklärt: HSV II-Keeper Tom Mickel (am Boden) stört Kiezkicker Sirlord Conteh. Foto: noveski.com

„Dieser Derbysieg bedeutet sehr viel. Die Atmosphäre in der Mannschaft wird noch besser und man kann gelassener in die Woche“, erklärte Törles Knöll nach dem Abpfiff, „dass wir diesen Sieg nach den Spiel mit unseren Fans feiern konnten, ist wie die Kirsche auf der Sahnehaube.“ Die Schützlinge von Coach Dirk Kunert hätten, so fasste es Knöll zusammen, „von der ersten Minute an direkt Gas gegeben, gekämpft und Druck gemacht. Wir wollten ein Zeichen über die Zweikämpfe setzen.“ Für ihn selbst sei es „aufgrund der langen Bälle schwierig gewesen, richtig Fuß zu fassen als Stürmer. Aber die Platzbedingungen haben kein anderes Spiel zugelassen. Die Mannschaft hat mich dennoch immer wieder hochgepusht.“ Mit dem Ergebnis, dass Knöll in der 67. Minute richtig stand und mal wieder traf. „Ich habe im Strafraum gelauert und musste ihn nur reinschieben“, konstatierte der 19-Jährige, der zu Saisonbeginn ein Mal bei den Profis mittrainieren durfte („Ich habe auch in der nächsten Saison einen Vertrag in Hamburg, also ist noch Zeit, das zu wiederholen“) dass dies ein „typisches Knöll-Tor“ gewesen sei.

Als Stürmer, so der Youngster weiter, „wird man an seinen Toren gemessen. Wenn es danach geht, habe ich gerade einen Lauf. Aber der Verdienst gilt der Mannschaft. Sie bedienen mich gut, ich stehe im Strafraum richtig. Daran muss ich anknüpfen und nicht aufhören.“ Dennoch mache er sich „keinen Druck. Der Trainer sagt immer, dass das Ganze nicht von ungefähr kommt. Harte Arbeit wird belohnt. Das Geheimnis ist es, geduldig zu sein und Step-by-Step zu denken.“ Auftrieb bekam Knöll, der trotz der knappen Kulisse von nur 311 Zuschauern von einer „trotzdem guten Stimmung in Relation zu den anderen Spielen“ sprach, zuletzt übrigens auch durch seine Reise zur U20-Nationalmannschaft, wo Ex-Stürmer-Star Miroslav Klose mit den Angreifern arbeitete. „Er hat individuell mit uns Stürmern trainiert. Das ist eine sehr schöne Erfahrung und man geht gestärkt da raus. Er hat uns viele Tipps gegeben“, so Knöll. Vornehmlich in ein sportlicher Natur, denn in Sachen Interviews unter erschwerten Bedingungen macht Knöll schließlich schon jetzt keiner so schnell was vor...

Jan Knötzsch

Die Statements der beiden Trainer auf der Pressekonferenz gibt es hier.


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