Spitzen-Stimmung, Spitzen-Spiel – Teutonia 05 macht den Titel (fast) klar!

Trainer-Zoff: „Ich bin selten so beleidigt worden auf der Bank“

09. April 2017, 18:47 Uhr

Pascal Pietsch (re.) lässt Yannick Heuer keine Chance und trifft zum 3:1-Endstand. Foto: Genat

Das dürfte er gewesen sein, der entscheidende Schritt zur Meisterschaft und zum ganz großen Ziel, dem Aufstieg in die Oberliga. Da war sich auch Bert Ehm sicher und nahm die überreichten Glückwünsche bereits entgegen. „Ja, das darf man“, entgegnete der Sportchef des FC Teutonia 05, als wir ihn nach dem Triumph im Spitzenspiel gegen den ärgsten Verfolger HSV III fragten, ob wir ihm bereits gratulieren dürfen – auch wenn man rechnerisch noch nicht ganz durch ist. „Bei 13 Punkten Vorsprung wollen wir mal nicht päpstlicher sein als der Papst. Das werden wir schon schaukeln!“

HSV-Coach Felix Karch wird von Referee Jennerjahn ermahnt - sein Gegenüber gar von der Trainerbank verwiesen. Foto: Genat

Man hätte meinen können, dass sich die Wogen zwischen dem FC Teutonia 05 und dem HSV III nach dem „Skandalspiel“ vor anderthalb Jahren, welches mehrere persönliche Strafen und Auflagen zur Folge hatte, inzwischen geglättet haben. Doch dem ist offenbar nicht so. Dabei hob FCT-Präsident Diddo Ramm vor dem Spiel beim Einlass noch einmal lobend hervor, dass die „Rothosen“ für dieses Sicherheitsspiel auf des Gegners Platz extra und eigenfinanziert zwei Ordner gestellt haben – wovon insgesamt nicht gerade wenige zugegen waren. Doch während der Partie kochten die Emotionen (wieder) ein ums andere Mal über. Vor allem zwischen den Trainern: nicht einmal 15 Minuten waren gespielt, als 05-Coach Liborio Mazzagatti ein lautstarkes Reklamieren von Felix Karch – aufgrund einer zunächst nicht geahndeten „Halb-Tätlichkeit“ von Jeton Arifi, der Patrick Hinrichsen mit dem Ellbogen am Hinterkopf touchierte, und eines vergleichsweise harmlosen Foulspiels kurz darauf – wie folgt kommentierte: „Du hast in anderthalb Jahren nichts gelernt. Halt endlich mal die Klappe. Du bist dafür verantwortlich, dass es vor anderthalb Jahren eskaliert ist.“ Karch schaute erst einmal völlig verdutzt drein und reagierte auf diesen harten Vorwurf seinerseits: „Meine Spieler schlagen keine Zuschauer.“

"Die eine oder andere Aussage finde ich wirklich beschämend!"

Veli Sulejmani (li.) gegen Michael Meyer. Foto: Genat

Schiedsrichter Paul Jennerjahn (TSC Wellingsbüttel) nahm sich beide Übungsleiter zur Brust und ermahnte sie. Während Karch seine Emotionen in der Folge im Zaun hielt, schimpfte Mazzagatti nach einer knappen halben Stunde wie ein Rohrspatz wegen einer komplett harmlosen Einwurf-Entscheidung des Gespanns tief in der Teutonia-Hälfte. Daraufhin verwies der Unparteiische den 05-Dompteur „aus dem Innenraum“. Da Mazzagatti daraufhin aber am Zaun unmittelbar neben der Trainerbank stand, maßregelte ihn Jennerjahn Mitte der zweiten Halbzeit ein weiteres Mal zurecht, bis sich sogar FCT-Akteur Stefan Winkel einschaltete und seinen Trainer einmal über den ganzen Platz in die Schranken wies. „Das sind Emotionen“, wollte Ehm das Geschehene hinterher nicht allzu hoch hängen.

Dafür fand Karch nach der Partie überaus deutliche Worte: „Ich bin selten so beleidigt worden auf der Bank. Die eine oder andere Aussage finde ich wirklich beschämend! Man kann emotional sein, man kann auch laut sein – aber dass man nach einer Viertelstunde andere Leute beleidigt und ganz harte Dinge unterstellt, dass ist für mich unterstes Niveau. Da sollte man sich mal fragen, was das auf dem Sportplatz zu suchen hat. Ich bin auch nicht immer fair und leise, aber ich würde niemals irgendwen beleidigen. Das trifft mich, weil ich's einfach auch nicht kenne vom Sportplatz. Ich habe keinerlei Probleme mit Teutonia und irgendwelchen handelnden Personen dort im Verein. Deshalb verstehe ich auch nicht, wieso man solche alten Kamellen dann wieder auf diese Weise auspackt!“

Pietsch belohnt Teutonia

Pascal Pietsch (li.) gab Lukas Schaube vor allem in Halbzeit eins oftmals das Nachsehen. Foto: Genat

Ach ja, Fußball wurde auch noch gespielt – und das, was beide Teams den rund 250 Zuschauern an der Kreuzkirche boten, war einen Spitzenspiels absolut würdig! Nach guter Anfangsphase des Tabellenzweiten bekamen die Hausherren mit fortlaufender Spielzeit immer mehr Zugriff und dominierten das Geschehen nach einer etwas verhaltenen Anfangs-Viertelstunde. Die Folge: Winkel tankte sich auf links bärenstark gegen zwei Mann durch und spielte einen Doppelpass mit Aytac Erman. Halblinks im Strafraum bewies der Initiator des Ganzen eine glänzende Übersicht und ermöglichte Pascal Pietsch, der auch in der Folge Lukas Schaube immer wieder nur die Hacken zeigte, am zweiten Pfosten den Führungstreffer (24.)! „In der ersten Halbzeit haben wir gut gespielt, aber zu viel liegen gelassen“, befand Ehm. Das rächte sich kurz vor dem Pausenpfiff um ein Haar. Yasar spielte einen Traumpass, Sulejmani scheiterte mit der Fußspitze an Svraka – und Ostermann, der dem Hinspiel mit drei Buden seinen Stempel aufdrückte, verzog freistehend gänzlich (43.).

"Ich schätze, dass es was mit der Kondition zu tun hat"

Der HSV-Anhang sorgte während des Spiels für mächtig Stimmung. Foto: Genat

Während der erste Durchgang an den unangefochtenen Spitzenreiter der Landesliga Hammonia ging, spielte nach dem Wechsel eigentlich nur noch eine Mannschaft – und das waren die Mannen mit der Raute auf der Brust. „Da war wieder so eine gewisse Kraftlosigkeit drin. Ich verstehe das nicht. Aber es sind viele Jungs dabei, die aus einer Verletzung kommen. Nichtsdestotrotz: Wenn ich das HEBC-Spiel als Maßstab nehme, dann war es da genauso. Da waren wir in der ersten Halbzeit klar dominant – und in der zweiten Halbzeit ging nichts mehr. Ich schätze schon, dass es irgendwas mit der Kondition zu tun hat“, urteilte Ehm. Doch der HSV III konnte seine zahlreichen Gelegenheiten nicht in ein Tor ummünzen. Sulejmani verzog aus 27 Metern knapp (53.). Tunjic wurde nach Querpass des kurz zuvor eingewechselten Bauer im allerletzten Moment geblockt (58.). Zeba schädelte einen Eckball um Haaresbreite über die Latte (61.). Und schließlich hätte Emre Yasar für das 1:1 sorgen müssen, als er nach einem selbst eingeleiteten Sololauf von Tunjic die Kugel zurückgelegt bekam. Doch der „Flügelflitzer“ schob aus zehn Metern um Millimeter am langen Eck vorbei (67.).

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