Rothosen-U21 „macht aus sehr wenig ganz viel"
Kunert: „Wir hatten heute ein bisschen Glück"
Die HSV-Reserve erspielte sich nur wenig Chancen und gewann trotzdem. Stürmer Luca Waldschmidt (Mitte) erzielte das 1:0. Foto: Merk
Der Platz im Wolfgang-Meyer-Stadion ist wahrlich keiner, womit man sich in der Regionalliga Nord brüsten könnte. „Das ist ein Acker auf dem wir spielen, was man mal klar so sagen muss. Wir trainieren auf guten Plätzen und müssen dann auf so einem Feld unsere Partien austragen, auf dem sehr schwer zu spielen ist.“ Dieses Urteil fällte Kunert kurze Zeit nach dem Abpfiff. Und das, obwohl seine Schützlinge soeben die Partie für sich entschieden hatten, drei Punkte einheimsten und somit auf den dritten Rang der Tabelle vorrückten. Doch ein schönes Spiel war das nicht, was sich den 140 Zuschauern bot. In diesem Punkt waren sich beide Trainer einig, da viele Bälle auf dem Geläuf versprangen und demnach hauptsächlich mit langen Bällen agiert wurde.
Bürger: „Meine Mannschaft hat eine gute Leistung gezeigt"
Auch die Gesamtleistung der HSV-Reserve war ebenfalls nicht vorzeigewürdig. Im Gegensatz zu der Darbietung der Gäste, die fast über die gesamte Zeit das Geschehen dominierten. Zwar gingen die Hamburger durch Luca Waldschmidt in der 32. Minute mit 1:0 in Führung, als der Stürmer eine kurze Faustabwehr, nach einem ersten Schuss von Tatsuya Ito, des Braunschweiger Keepers Daniel Reck nutzte, gedankenschnell reagierte und aus kürzester Distanz abstaubte. Aber gegen die spielerische Überlegenheit der "Löwen" fanden sie keine wirklichen Mittel, auch wenn das angereiste Team es bis zu diesem Zeitpunkt nicht schaffte, seine Offensivaktionen final zu beenden. „Wir hatten in der ersten Halbzeit nur eine einzige Chance und die hat Luca dann eiskalt reingemacht“, so Kunert, der sich zudem eingestehen musste, dass „die Leistung heute nicht gut war.“
Ganz im Gegensatz zur Elf von Coach Henning Bürger, die immer wieder kurz davor war, sich gute Gelegenheiten zu nutze zu machen, es dann allerdings final verpasste, zu nennenswerten Abschlüssen zu gelangen. Bürger: „Meine Mannschaft hat viel von dem umgesetzt, was wir machen wollten. Sie hat eine gute Leistung gezeigt. Was uns einzig und allein gefehlt hat, war, dass wir aus klaren Torchancen auch Tore erzielen. Das hat der HSV hingegen eindrucksvoll gemacht und nachgewiesen, dass er die Qualität hat, aus wenig viel zu machen.“ Tatsächlich war es eindeutig, dass die Gäste, die sich mitten im Abstiegskampf befinden, einfach mehr auf das Parkett bringen wollten. Fast hätten sie sich dafür auch schon im ersten Durchgang belohnt, doch wegen einer Abseitsposition wurde ein Treffer in der 39. Minute vom aufgerückten Verteidiger Florian Neuhold nicht anerkannt. Das gelang seinem Teamkollegen Patrick Schönfeld dann aber elf Zeigerumdrehungen nach dem Seitenwechsel besser, als dieser einen missglückten Abwehrversuch der Hausherren, nach einem Freistoß von Eros Dacaj, nutzte und aus sieben Metern rechter Positon flach ins lange Eck zum 1:1-Ausgleich vollstreckte (56.)!
Bürger: „Wir waren spielbestimmend und haben extrem viele Zweikämpfe gewonnen"
Der Hamburger Tatsuya Seo (links) machte mit dem Treffer zum 2:1 den Sieg der Rothosen perfekt. Foto: Merk
Anschließend lief das Spiel genauso weiter, wie bisher: Der HSV versuchte eine Ordnung herzustellen, rannte aber nur dem Ball und dem Gegner hinterher. Immer wieder wurden lange Pässe geschlagen, wobei die Eintracht-Kicker meistens als Sieger hervorgingen und spätestens die zweiten Bälle für sich gewannen. Zur Entfaltung kamen die Rothosen ganz und gar nicht, da sie enorme Schwierigkeiten hatten, den Gegner in den Griff zu bekommen. „Wir waren die spielbestimmende Mannschaft und haben extrem viele Zweikämpfe gewonnen“, resümierte Gäste-Coach Bürger, und bekam reichlich Zuspruch. Kunert: „Ich kann dem nur beipflichten und ich fand, dass die Eintracht heute fast über 90 Minuten die bessere Mannschaft war.“ Nicht nur die Ansicht der beiden Trainer, sondern auch das Geschehene stimmte mit den Aussagen der Übungsleiter überein. Denn die Braunschweiger besaßen gerade in der zweiten Halbzeit genug Chancen, um das Spiel zu ihren Gunsten zu drehen. Allerdings gelang es weder Morten Rüdiger (68.) noch Maik Lukowicz (71.), den Führungstreffer zu erzielen, die dabei die größten Gelegenheiten verpassten.
Stattdessen kam es, wie es im Fußball immer mal wieder kommt: Werden die eigenen Gelegenheiten nicht genutzt, fällt das Tor auf der anderen Seite. So wie heute durch Young-Jae Seo. Eine Flanke von rechts durch Christian Stark rollte vor dem Sechzehner bis auf die linke Seite durch, weil Freund und Feind verpassten. Dort wartete Seo, der sich den Ball nahm, in den Strafraum eindrang und dabei drei Gegenspieler wie Trainingshütchen umkurvte, bis er fast an der linken Torauslinie ankam und aus spitzestem Winkel ins lange Eck zum 2:1 traf, was auch gleichzeitig der Endstand war. „Heute hatten wir wenige Chancen und haben daraus zwei Tore gemacht. Wir haben heute einfach mal ein bisschen Glück gehabt und aus wenig Gelegenheiten viel Ertrag eingefahren.“
Kunert: „Ich hoffe, dass wir in Meppen mal ein bisschen befreiter aufspielen können"
Damit war die positive Serie des BTSV II gerissen, der in den letzten fünf Begegnungen keine Niederlage einfuhr. Mit weiteren Punkten hätten die Mannen um Zepterschwinger Bürger nochmal ein gutes Polster zur untersten Tabellenregion aufbauen können, doch jetzt muss die Mannschaft weiter hart gegen den Abstieg kämpfen. „Die Niederlage war heute ein kleiner Rückschlag für uns, weil da unten alle punkten. Ich hoffe, dass uns das nicht zurückwirft“, so Bürger, der bereits am kommenden Sonntag mit seinen Kickern abermals nach Hamburg angereist kommt, um gegen die Reserve des FC St. Pauli zu spielen. „Dann müssen wir wieder angreifen!“ Die Rothosen reisen am selben Tag hingegen zum Tabellenführer nach Meppen, wo Kunert die Hoffnung hat, dass „wir mit jetzt 50 Punkten und dem dritten Platz mal ein bisschen befreiter aufspielen können.“ Allerdings müssen für dieses Match zwei wichtige Spieler ersetzt werden, da Dennis Strompen und Oliver Oschkenat nach ihren heutigen Verwarnungen in der kommenden Partie gelbgesperrt sind. Doch vielleicht gelingt es seinen Jungs trotzdem, dann eine bessere Leistung an den Tag zu legen, um nicht wie im Hinspiel mit 1:3 als Verlierer vom Platz zu gehen.