1113 Zuschauer – Derby-„Clasico“ in der Schlussminute dramatisch!

„Wenn ‚Ebbe‘ so aus sich rauskommt, dann muss schon viel passieren“

03. September 2016, 04:07 Uhr

Der AFC bejubelt den Ausgleichstreffer kurz vor Schluss! Vorbereiter Nick Brisevac (l.) und Schütze Pablo Kunter (M.). Foto: noveski.com

Freistoß Mirco Bergmann von Höhe der Mittellinie, Kopfball Marius Ebbers – Tor! Der vermeintliche 3:2-Siegtreffer in der Schlussminute im ewig-jungen Derby gegen den AFC, der beim SC Victoria für überschwängliche Jubelstürmen sorgt – allerdings nur für wenige Bruchteile einer Sekunde. Denn plötzlich ertönt ein Pfiff vom Unparteiischen Björn Krüger (SV Börnsen). Dieser will ein Vergehen des ehemaligen St. Paulianers im Luftduell gesehen haben. Eine Meinung, mit der Krüger auch Stunden nach Abpfiff noch relativ allein dastand. Denn viel sauberer – ohne jeglichen Körper- oder gar Armeinsatz – kann man eigentlich gar nicht zu einem Kopfball hochsteigen!

Wie sehr ein Marius Ebbers noch immer brennt, zeigte sich im Anschluss an den seltsamen Pfiff, dem unmittelbar darauf der Abpfiff folgte. Mit einem großen Fragezeichen in den Augen stürmte er auf Krüger zu, schlug die Hände vors Gesicht und äußerte auch nach dem Spiel sein absolutes Unverständnis. „Ich finde es schon sehr mutig, so ein Tor abzupfeifen“, sprang ihm sein sonst so besonnener Trainer, Jasko Bajramovic, zur Seite. „Wenn ‚Ebbe‘ so aus sich rauskommt, dann muss schon viel passieren.“ Selbst AFC-Coach Berkan Algan stellte sarkastisch fest: „Für mich war das ein ganz klares Foulspiel“, und konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen. Es war nicht der einzige Aufreger vor der tollen Kulisse von 1113 Zuschauern an der Hoheluft. Aber der Reihe nach. Einem verhaltenen Beginn beider Teams, denen man den Respekt voreinander deutlich anmerkte, folgte der große Auftritt des Len Aike Strömer.

Der Führungstreffer der Hausherren durch Len Strömer (l.), der von einem Patzer von Sven Waldschmidt (2. v. l.) profitiert. Foto: noveski.com

Der beste Victorianer der Vorwochen profitierte auch vom unglücklichen Abwehrverhalten der Gäste und traf zunächst nach einem Schnitzer von Sven Waldschmidt aus halbrechter Position ins kurze Eck zur Führung (34.), ehe er den zweiten Torerfolg postwendend folgen ließ: dieses Mal nach Zusammenspiel mit Dennis Bergmann und einer wohl angedachten scharfen Hereingabe von halblinks, die unglücklich von Jan Novotny ins kurze Eck abgefälscht wurde – 2:0 (36.)! Mehr oder weniger aus dem Nichts lag Altona gleich mit zwei Buden im Hintertreffen. Nach Wiederanpfiff sollte Referee Krüger erstmalig in Szene treten, nachdem Vickys Jung-Keeper Victor Medaiyese nach einem langen Ball von Jakob Sachs patzte und Milaim Buzhala die Kugel vom linken Strafraumeck aufs lange Eck zog. Sein leicht abgefälschter Schuss klatschte an den rechten Innenpfosten und wurde von Marcus Rabenhorst sowie Torben Wacker aus der Gefahrenzone befördert. Hängende Köpfe, Ärger über die verpasste Chance! Oder etwa doch nicht? Auf einmal brandete Jubel bei den Gästen auf, der Ball soll wohl hinter der Linie gewesen sein. „Ehrlich gesagt bleibt die Entscheidung für mich ein Rätsel! So wie der Ball da rausspringt, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass der die Linie überschritten haben soll“, so Bajramovic, der anfügte: „Der Ball springt vom Pfosten nach vorne in die Füße von Torben Wacker raus.“

Vickys Doppeltorschütze Len Strömer (l.) gegen Altonas Braima Baldé. Foto: noveski.com

Wie dem auch sei: 93 war zurück – und kam kurz vor Ultimo sogar noch zum Ausgleich. Einen ruhenden Brisevac-Ball aus dem linken Halbfeld bugsierte Pablo Kunter in die Maschen (86.)! Dann sah der eingewechselte Vincent Boock, der ein wenig übermotiviert wirkte, zu Recht die Ampelkarte (88.). Doch auch zu zehnt hätte das Derby beinahe noch eine Wendung genommen. „Zunächst einmal sind wir froh, dass wir ein 0:2 beim SC Victoria noch drehen konnten. Das gelingt auch nicht jeder Mannschaft. Wir haben in der ersten Halbzeit zwei unglückliche Gegentore bekommen. Im Grunde genommen haben wir heute vier Tore selbst gemacht. Es waren ein paar knifflige Situationen und Entscheidungen dabei. Aber im Endeffekt bin ich stolz auf die Truppe, wie sie zurückgekommen ist“, bilanzierte Algan. Sein Gegenüber gab zu Protokoll: „Im ersten Moment bin ich sehr enttäuscht. Wenn man 2:0 führt, dann kann und muss man so ein Spiel nach Hause fahren. Wir hatten es selbst in der Hand. Ich denke, in der ersten Halbzeit war es ein ausgeglichenes Spiel. Nach dem Wechsel wollten wir das Spiel noch dominanter gestalten – doch dann haben wir leichte Fehler gemacht. Ich hatte nicht das Gefühl, dass Altona – trotz Druckphase – den Anschlusstreffer erzielen würde. Wenn wir das gespielt hätten, was wir können, hätte Altona nicht die Mittel gehabt, um uns in Bedrängnis zu bringen.“