Algans „Hasenbande“ – Mit „Herz“ gegen Widerstände!

AFC feiert lockeren Triumph in Niendorf

08. Dezember 2015, 23:40 Uhr

Torschütze Jakob Sachs (M.) und Vorbereiter Nick Brisevac (r.) bejubeln den Führungstreffer. Foto: Sebastian Jaedtke

„Bei aller Liebe – und ich meine es auch nicht böse –, aber in der heutigen Form hätte uns auch Lurup geschlagen!“ Ungewohnt deutliche Worte fand Niendorfs Coach Ali Farhadi nach der 0:2-Pleite gegen Altona 93, wenngleich er auch anmerkte. „So etwas haut uns schon mal gar nicht um. Klar ist es ärgerlich, denn Altona möchtest du gerne schlagen, aber sie sind nun mal keine Laufkundschaft. Es ist eine absolut verdiente Niederlage. Wir müssen jetzt gegen Türkiye zusehen, wieder unsere Normalform zu erreichen.“

Felix Brügmann (l.) und Simon Windhoff im Kampf um die Kugel. Foto: Sebastian Jaedtke

Es war die pure Dominanz, die der AFC auf dem „Betonplatz, der ein wenig knapper als mein Hausteppich ist“, wie Berkan Algan hinterher scherzhaft meinte, ausstrahlte. Zwar hatte der Niendorfer TSV die erste dicke Chance des Spiels durch Eike Thiemann, der nach wunderbarer Kombination über links bereits einen geschlagenen Joshua du Preez zurück ließ – doch Jakob Sachs kratzte die Kugel von der Linie. Eben jener Sachs, der eigentlich eher für seine Vorstöße in der Offensive bekannt ist. Algans Schachzug, den „Flügelflitzer“ als Linksverteidiger aufzubieten, ging voll auf. „,Jay‘ ist halt ein richtig Guter – und gute Fussis können eben überall spielen. Als ich damals beim AFC gekickt habe, kam er mit 19 Jahren gerade hoch – wohlgemerkt als Rechtsverteidiger. Ich hab mit ihm geredet und er hatte Lust drauf – wobei man dazu sagen muss, dass meine Spieler zurzeit auf alles Lust haben“ erklärte Algan anschließend. Tatsächlich scheint die Spielfreude und die nötige Lockerheit beim AFC zurück zu sein. Auf dem Platz stimmt die Harmonie, untereinander wird viel gescherzt.

Algan will was fürs Torverhältnis tun

Altonas Nick Brisevac (l.) war an beiden Toren direkt beteiligt. Hier im Duell mit Leon Conde. Foto: Sebastian Jaedtke

So auch kurz vor Ultimo, als Altona bereits uneinholbar mit 2:0 in Front lag und weiter im Vorwärtsgang war. NTSV-Keeper Marcel Kindler eilte nach einem Pass in die Spitze aus seinem Tor und klärte zu einem Einwurf. Daraufhin forderte Algan seine Mannen, die er liebevoll nur „Hasenbande“ nennt, auf, den Ball schnell wieder ins Spiel zu bringen – schließlich sei das Tor leer. Mittelfeldakteur Chris Pfeifer schmunzelte nur ob der „Tor-Geilheit“ seines Cheftrainers, der wiederum konterte: „Wir haben erstmals in dieser Saison ein positives Torverhältnis.“ Auch nach Schlusspfiff lagen sich die beiden noch in den Armen und diskutierten diese Aktion mit einem großen Lachen im Gesicht. Auch wenn Niendorf in der ersten Viertelstunde noch gut dagegenhielt, so wurde die Überlegenheit der Gäste fortan immer größer. Die Führung in der 26. Spielminute war dementsprechend folgerichtig. Und wer hat’s gemacht? Natürlich, es war Außenverteidiger Jakob „Jay“ Sachs! Nach einem Brisevac-Eckball von rechts wurde der Ball vor die Füße des „Blondschopfes“ geklärt. Dieser nahm aus 18 Metern halblinker Position Maß – allerdings wirkte es fast so, als hätte er das Leder gar nicht voll getroffen. Jedenfalls hoppelte das Spielgerät sowohl an Tim Krüger als auch an Leon Conde und Martin-Felix Schröder vorbei und ließ einen verdutzten Kindler zurück, der gar nicht erst reagierte – 1:0 AFC!

Die Spieler des AFC bejubeln einen hochverdienten Auswärtstriumph am Sachsenweg. Foto: Sebastian Jaedtke

„Ich habe es bereits nach dem Curslack-Spiel und auch heute in der Pause den Jungs gegenüber gesagt: Wenn einer nur zuguckt, muss er sieben Euro zahlen. Heute hat’s in einer Aktion gleich drei Mann getroffen“, witzelte Farhadi, der anfügte: „Das geht so nicht und ging viel zu einfach.“ Konnten die „Sachsenwegler“ im ersten Abschnitt noch einigermaßen dagegenhalten – ein Schuss von Ebenezer Utz landete beispielsweise am Außennetz (39.) –, so ging nach dem Wechsel gar nichts mehr zusammen. Es spielte nur noch eine Mannschaft – und diese machte auch frühzeitig den Deckel drauf. Wieder war es Brisevac, der von rechts punktgenau flankte. Völlig unbedrängt und vermutlich selbst überrascht von der Freiheit, pflückte Felix Brügmann den Ball mit der Brust aus der Luft und schoss trocken links unten ein (50.)! In der Folge hätte der AFC das Ergebnis weiter in die Höhe schrauben können, wenn nicht gar müssen. Aber in dieser Phase wurde die neu gewonnene Spielfreude dem Algan-Ensemble ein ums andere Mal zum Verhängnis.

„So ein Pensum spult nicht mal Bayern mit 30 Nationalspielern ab“

„Das war ein starkes Spiel meiner Mannschaft gegen einen guten, mit vielen jungen und hochtalentierten Spielern gespickten Gegner“, befand Algan. Bei aller Zufriedenheit und positiven Grundstimmung, durfte eine Anmerkung nicht fehlen. „Wir waren im Vorfeld aufgrund der Rahmenbedingungen leicht anfressen, hatten eine Krawatte. Ich kann diese Ansetzung einfach nicht verstehen. Wir haben am Sonntag gespielt und müssen am Dienstag schon wieder ran. So ein Pensum spult nicht mal der FC Bayern mit 30 Nationalspielern ab. Bei aller Liebe! Es geht hier nicht um uns, sondern ums Generelle. Die Jungs sind mausetot. Heute haben sie nochmal viel Herz und Begeisterung an den Tag gelegt!“ Auch Niendorf hatte mit der Ansetzung und der Anstoßzeit zu kämpfen. Kapitän Özden Kocadal traf erst drei Minuten vor Anpfiff ein und hielt die gesamten 90 Minuten durch...

Ein großes Dankeschön gilt Sebastian Jaedtke für die Bereitstellung des Bildmaterials!

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