Alle Achtung: Altona zeigt gegen Marzipanstädter die Schokoladenseite

2:1-Erfolg gegen Lübeck bedeutet zweiten Heimsieg nacheinander

03. Mai 2018, 23:27 Uhr

Torschütze Abdullah Yilmaz (li.) bejubelt mit Niklas Siebert seinen Treffer zum 1:1-Ausgleich. Foto: Heiden

Sie hatten gewartet. Lange gewartet. 13 Mal verließ die Mannschaft von Altona 93 in dieser Saison nach Heimspielen den Rasen der Adolf-Jäger-Kampfbahn als Verlierer. Am vergangenen Dienstag dann gelang der Equipe von Coach Berkan Algan dann gegen den 1. FC Germania Egestorf/Langreder mit 3:1 der erste Heimsieg. Und die Unglückszahl 13 scheint dem AFC Glück zu bringen. Denn: Die Statistik der Altonaer bleibt weiterhin bei 13 Heimspielniederlagen stehen. Heißt im Umkehrschluss: Gegen den VfB Lübeck gelang den „Berki-Boys“ am heutigen Donnerstag der zweite Heimsieg. Mit 2:1 hatte der Gastgeber beim Abpfiff von Referee Henrik Bramlage vor 996 Zuschauern an der „AJK“ gegen den Tabellenvierten die Nase vorne. 

Nachdem am Wochenende Jan-Ove Edeling und Nick Brisevac nach dem zwischenzeitlichen 1:1 durch Marco Schultz mit ihren Treffern diejenigen waren, die den berühmten Bock umstießen, schlüpfte dieses Mal besagter Marco Schultz in die Heldenrolle: Er war es, der in der 66. Minute nach einem Eckball, den Niklas Siebert hereingebracht hatte, zum Kopfball hochstieg und das Leder zum 2:1 in die Maschen schädelte. Zwar hatte der AFC danach noch ein paar brenzlige Szenen zu überstehen, am Ende aber stand der zweite „Dreier“ fest. „In den ersten 20 Minuten hat man gemerkt, dass wir am Dienstag 90 Minuten ackern mussten und den Sieg nicht geschenkt bekommen haben. Nach dem Tor sind wir dann besser geworden, hatten mehr Räume und haben das Ganze besser ausgespielt. Dafür, dass wir dias Spiel gedreht haben, kann ich nur sagen: Chapeau an die Mannschaft“, erklärte Schultz

Schultz: „Dafür, dass wir das Spiel gedreht haben, kann ich nur sagen: Chapeau an die Mannschaft“

Marco Schultz (li.) erzielte den Siegtreffer für den AFC. Foto: Heiden

In diesen 20 Minuten, die der Siegtorschütze ansprach, ging es munter zu: Erst scheiterte Lübecks Gökay Isitan aus kurzer Distanz an AFC-Keeper Tobias Grubba (5.), dann zielte für den AFC Niklas Siebert daneben (7.), ehe Samuel Hosseini im AFC-Strafraum eine Flanke zur Ecke klärte (10.). Nach 13 Minuten segelte eine Ecke von Brisevac an Freund und Feind, aber auch am Tor vorbei, sechs Minuten später strich ein Schuss von Pablo Kunter links am Giebel vorbei. Die größte Gelegenheit aber hatte der VfB, als Yannick Deichmanns Schuss in der 21. Minute abgefälscht wurde und an die Latte ging. Und der VfB sollte auch in Führung gehen, als Isitan den Ball in der 27. Minute vorbei an Grubba im Netz versenkte. Der AFC hätte schnell zurückschlagen können, doch erst flog Kunter an einer Rechtsflanke von Vitalijs Barinovs vorbei (31.), dann hatte er Keeper Alexander Langer schon überwunden, doch Daniel Halke rettete auf der Linie (32.).

Doch der Ausgleich war nur aufgeschoben, nicht aufgehoben. Zwei Minuten nach Kunters zweiter Gelegenheit setzte sich selbiger diesmal als Vorlagengeber in Szene und bediente mit einer Flanke von rechts Abdullah Yilmaz, der zum 1:1 traf. Kurz vor dem Pausenpfiff hatte Brisevac dann das 2:1 auf dem Fuß, scheiterte aber aus spitzem Winkel an Torwart Langer, der auch im zweiten Durchgang gegen William Wachowski auf dem Posten war (55.). Nur eine Minute danach hätte sich der AFC über einen Elfmeterpfiff nicht beschweren können, doch die Pfeife von Schiri Bramlage blieb nach einem Duell zwischen Yilmaz und Isitan still. In der Folgezeit vergab zunächst Dennis Wehrendt für den VfB (58.), dann traf Schultz zur Führung (66.). Lübeck hätte beinahe in der 87. Minute noch ausgeglichen, doch mit vereinten Kräften schlug die AFC-Abwehr das Spielgerät vorm Überqueren der Linie aus der Gefahrenzone. Auf der gegenüberliegenden Seite verpasste zwei Minuten vorm Ende der regulären Spielzeit Brisevac das 3:1. Nach vier langen Nachspiel-Minuten war dann Schluss.

Algan: „Wir haben jetzt alles regionalligatauglich, jetzt müssen wir auch für die Zukunft nachlegen“

Altonas Pablo Kunter (li.) bot gegen den VfB Lübeck ein gutes Spiel. Foto: Heiden

„Aus unseren Möglichkeiten haben wir eine gute Mannschaft zusammengestellt. Uns haben ein paar Prozent an Qualität in der Breite gefehlt, um die Spieler, die uns aus gesundheitlichen Gründen weggebrochen sind, zu kompensieren“, betrachtete Berkan Algan nach dem Match nicht nur das Geschehen der heutigen Begegnung, sondern das große Ganze. „Wenn wir ein Spiel verlieren, dann hasse ich mich als erstes am meisten. Ich analysiere mich: Was ist falsch gelaufen? Was machst du verkehrt? Aber es gibt als Trainer Dinge, die kannst du nicht regeln. Die sind, wie sie sind. Du kannst sie nicht verändern, du musst sie annehmen“, gab der AFC-Coach zu Protokoll und meinte damit wohl in erster Linie die Auftritte seiner Elf nach dem 1:1-Remis in Hildesheim am 25. März. „Da war die gewisse Mentalität nicht da. Aber ich habe die Jungs trotzdem alle noch lieb“, sagte Algan nach dem Schlusspfiff und holte zu einem interessanten Vergleich aus.

„Ich mag zwar keine Zartbitter-Schokolade, aber das, was da war, kann man als zartbitter bezeichnen: Gegen Jeddeloh haben uns fünf Prozent zum Sieg gefehlt. Da hätten wir gewinnen müssen. Gegen Oldenburg hätten wir gewinnen oder vielleicht unentschieden spielen müssen. In Braunschweig war mindestens ein Remis drin. Gegen Hannover müssen wir drei Punkte holen, gegen Drochtersen war ein Punkt drin – wenn nicht sogar mehr. Auch gegen Wolfsburg müssen wir vom Verlauf her gewinnen“, erläuterte Algan und befand: „Die Mannschaft ist exzellent zusammengestellt. Bei unseren Möglichkeiten ging nicht mehr. Uns hat aufgrund von Verletzungen die Qualität gefehlt. Das war für uns eine lehrreiche Saison. Wenn wir neun oder zehn Punkte mehr hätten, wäre das gut. So tut es mir für die Fans und das Projekt in der Regonalliga, das hätte funktionieren können, leid. Wir haben jetzt alles regionalligatauglich, jetzt müssen wir auch für die Zukunft nachlegen.“

Jan Knötzsch

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