„Alles ist im Flow, aber wir müssen immer am Ball bleiben“

Marc Gruber führt mit dem TSV Wandsetal die Tabelle der Kreisliga 4 an

15. Dezember 2016, 14:50 Uhr

Da soll's hingehen: Trainer Marc Gruber will mit dem TSV Wandsetal in die Bezirksliga aufsteigen. Foto: noveski.com

Als Marc Gruber sein Amt als Coach beim TSV Wandsetal antrat, da hatte der Ex-Landesligist in der Kreisliga 4 fünf Punkte Rückstand auf den ersten Platz. Inzwischen ist das Team aus dem Sportpark Hinschenfelde selbst der Primus im Klassement und schielt in Richtung Bezirksliga. Im Gespräch mit den FussiFreunden blickt der 43-Jährige auf seine ersten drei Monate als Übungsleiter beim TSV zurück und verrät, wie es klappen soll, den Aufstieg zu realisieren. 

Der Sportpark Hinschenfelde darf, auch wenn er sicher das eine oder andere Jahr weniger auf dem Buckel hat als so manches andere Stadion im Hamburger Amateurfußball, inzwischen getrost in die Kategorie der Spielstätten eingruppiert werden, die man so gerne als „alt-ehrwürdig“ betitelt. Die Anlage im Wandsbeker Eichtalpark hat in ihrer Vergangenheit schließlich zweifellos schon das eine oder andere Highlight auf dem dortigen Rasen erlebt. Oberliga-Spiele des SC Concordia beispielsweise. Oder Landesliga-Spiele des TSV Wandsetal.

Am Wochenende wartet der SV Wilhelmsburg II auf die Wandsetaler

Marcel Loitz ist einer der Leistungsträger beim Team aus dem Sportpark Hinschenfelde. Foto: noveski.com

Doch mit dieser Herrlichkeit ist es seit langem vorbei. Cordi ist bekanntlich an den Bekkamp abgewandert – und der TSV Wandsetal spielt nach dem Absturz von der Landes- in die Bezirksliga gefolgt von einem weiteren Abstieg inzwischen in der Kreisliga 4. Am vergangenen Dienstag erlebte der Sportpark immerhin mal wieder das, was man gemeinhin als Schützenfest bezeichnet: Der TSV besiegte im Nachholspiel der Kreisliga-Staffel 4 die Panteras Negras mit 7:1. 


Als eine Sternstunde allerdings, das ist sicher, wird die Partie nicht in die Historie des Stadions und des Vereins eingehen. „Dieses Spiel mussten wir einfach gewinnen“, sagt Wandsetals Trainer Marc Gruber, für dessen Elf Tim Kleinichen, Andre Jozic (je zwei Treffer), Manuel Guasch Pla, Jan Feddern und Marcel Loitz trafen. Das einzige Gegentor gab es in der 89. Minute. Angesichts der Tabellenkonstellation wird klar, warum Gruber so von einem „Dreier“ überzeugt war: Die Gäste sind Vorletzter in der Tabelle, haben in 17 Spielen gerade einmal fünf Punkte eingefahren.

Ganz anders der TSV: Mit jetzt 43 Punkten aus 18 Spielen, 68 erzielten und 25 kassierten Toren grüßt die Gruber-Equipe vom Platz an der Sonne, den sie dank des besseren Torverhältnisses gegenüber den beiden punktgleichen Verfolgern FC Bingöl 12 und Fatihspor inne hat. Am bevorstehenden Wochenende ist das komplette Spitzentrio, wenn es das Wetter zulässt, noch einmal im Einsatz: Fatihspor muss am Samstag um 14 Uhr gegen den HT 16 ran. Bingöl empfängt Sonntag um 14 Uhr die TSG Bergedorf II und Wandsetal tritt zur gleichen Zeit beim SV Wilhelmbsurg II an. 

Vom Papier her die schwerste Aufgabe, rangiert die SVW-Reserve doch im Tableau als Achter noch vor dem HT 16, der auf dem 14. Platz den ersten Abstiegsrang belegt, und der „Zweiten“ der TSG, die als Zwölfter vier Punkte über dem Strich steht. Kuriosum am Rande: Im Duell der TSG II mit Fatihspor, trifft Coach Mirko Päsler auf den Club, bei dem er ab dem 1. Januar 2017 das Traineramt übernimmt.

„Die Spieler sind lernfähig und haben schnell verstanden, was ich will“

Pascale Weber sammelte im Verlauf seiner Karriere schon Landesliga-Erfahrung beim Rahlstedter SC. Foto: noveski.com

Auch beim TSV ist Päsler kein Unbekannter: Er ist als Coach einer der Vorgänger von Grubers Vorgänger Uli Melzer. Letzterer trat im September diesen Jahres von seinem Amt als Trainer im Sportpark Hinschenfelde zurück. Damals hatte der TSV fünf Punkte Rückstand auf den ersten Platz. Am Wochenende kann er eine erfolgreiches erstes Saison-Halbjahr krönen. „Wenn wir gewinnen, dann gehen wir als Tabellenführer in die Winterpause. Von daher: Wenn gespielt wird, dann müssen wir diese Partie für uns entscheiden“, lässt Marc Gruber keinen Zweifel daran, was er von seinen Schützlingen erwartet. Denn: Grubers Ziel ist klar. Er will „auf jeden Fall raus aus dieser Liga.“ Der TSV sei „ein Verein mit großer Historie“, den man davon erlösen müsse, dass er „in der Kreisliga herumdümple“, sagte der Coach schon bei seinem Amtsantritt im September.

Und Gruber weiß, wie es geht, aus einem Kreis- einen Bezirksligisten zu machen. Nachdem der ehemalige Torwart als Co-Trainer unter Frank Gläser beim Hansa-Landesligisten Dersimspor arbeitete, führte er die SpVgg Billstedt-Horn zum Aufstieg aus der Kreis- in die Bezirksliga. Ein Schritt, den es beim TSV Wandsetal nun zu wiederholen gilt. „Wir wollten punkten ohne Ende“, erinnert sich Gruber an das, was er seiner Elf in den ersten Tagen seiner Tätigkeit mit auf den Weg gab. „Es musste damals ja von jetzt auf gleich losgehen“, blickt der 43-Jährige drei Monate zurück, „inzwischen sind wir auf einem guten Weg. Die Spieler sind alle lernfähig und haben relativ schnell verstanden, was ich will.“ Der Lohn dafür: Eine Serie von zuletzt sieben Siegen am Stück. „Wir sind auf der Erfolgsspur, während der eine oder andere von oben Punkte gelassen hat. Alles ist im Flow, aber wir müssen immer am Ball bleiben“, freut sich Gruber, mahnt aber auch, sich nicht auf den Lorbeeren auszuruhen. Noch ist schließlich Nichts erreicht. 

„Wichtig wird, wie man mit Spielen gegen Gegner umgeht, die dreckig zu spielen sind“

Wird er zum Wiederholungstäter: Marc Gruber führte bereits die SpVgg BIllstedt-Horn aus der Kreis- in die Landesliga. Foto: noveski.com

Doch das Potenzial, hochzugehen, ist da – davon ist der Coach überzeugt. Dank Andre Jozic zum Beispiel. 13 Mal traf der in dieser Saison bereits ins Schwarze und ist damit der beste TSV-Torschütze bisher. „Er hat sich gut entwickelt und einen Sprung gemacht. Am Anfang war er ein Spiel da, dann zwei Wochen im Urlaub, dann fehlte er wegen der Arbeit“, sagt Gruber über den 25-Jährigen, der zusammen mit Marcel Loitz, Kevin Taudte und Marco Horstmann zu den Stützen des Teams zählt, das im Winter durch einen Keeper verstärkt werden soll. „Wir haben nur einen Torwart, das ist zu wenig. Ansonsten sind wir in allen Mannschaftsteilen gut aufgestellt und suchen nicht unbedingt. Je größer der Kader ist, desto größer ist die Unruhe, wenn einige nicht spielen“, verdeutlicht Gruber, „wir haben ja nur noch elf Partien im neuen Jahr, da brauche ich keinen 25-Mann-Kader für und rotieren müssen wir auch nicht groß.“

Die Jungs, die Gruber zusammen hat, schwört der Coach ein, dass „in der Kreisliga Einstellung und Gemeinschaft wichtig sind. Billstedt-Horn oder Schwarzenbek II waren als Aufsteiger fußballerisch nicht die stärksten Mannschaften, hatten aber beide einen großen Zusammenhalt. Es geht nur um das Team. Befindlichkeiten einzelner sind unwichtig.“ Was den Übungsleiter davon überzeugt, dass am Ende seine Mannschaft diejenige ist, die im Dreikampf das bessere Ende gegenüber Bingöl und Fatihspor auf ihrer Seite hat? 


„Wir verfügen über eine gute Offensive. Die garantiert mir in jedem Spiel mindestens ein Tor“, so Gruber, der allerdings auch weiß: „Meisterschaften werden hinten entschieden!“ Im Eins-zu-Eins-Vergleich mit Bingöl und Fatihspor „sehe ich uns gleichwertig, was die Spieler angeht. Wichtig wird, wie man mit Spielen gegen Gegner umgeht, die so wie der TSV Sasel III und Hamm United II dreckig zu spielen sind. Wir müssen die Ruhe bewahren.“ Dafür zu sorgen, ist in erster Linie eine Aufgabe, die Gruber und seinem Assistenten Pierre-Calvis Reibe (Gruber: „Er würde gerne noch spielen, kann das aber wegen eines Knorpelschadens im Knie nicht. Als Co-Trainer saugt er alles Neue auf wie ein Schwamm und leitet inzwischen einzelne Elemente des Trainings“) obliegt. Gelingt ihnen dies, dann erlebt der Sportpark Hinschenfelde in der nächsten Saison immerhin schonmal wieder Fußball auf Bezirksliga-Ebene...

Jan Knötzsch