Als „Chancentod“ zum Meistertitel

Tangstedter SV macht es bis zum Schluss spannend

16. Juni 2016, 12:29 Uhr

Egal ob Bierduschen oder als Getränk im Pool: Nass war man den ganzen Tag. Foto: Tangstedter SV

Beim Porträtieren aller Hamburger Meister der Saison 15/16 durchleuchten wir natürlich auch die Jungs des Tangstedter SV. Denn das Team von Trainer Nico Plocharska setzte sich in der Kreisklasse 1 die Krone auf, was es vor allem seiner gut stehenden Defensivabteilung verdankte. Denn nach vorne ging sehr wenig, weshalb Plocharska seinen Sturm als „Chancentod“ bezeichnet. Nichtsdestotrotz ist er mächtig stolz auf seine Truppe, die den Triumph erst in den letzten Minuten fix machte und den Erfolgscoach anschließend mit viel Bier feierte.

Nach dem spannenden Finale war die Freude riesig bei den Akteuren. Foto: Tangstedter SV

Dank der Defensive, die über die ganze Saison hinweg stabil hinten drin stand, gelang der Truppe des Tangstedter SV im letzten Spiel der Sieg zur Meisterschaft. Dabei wurde es nochmal sehr spannend, da der TSV eine gute 2:0 Halbzeitführung vergab, weshalb es plötzlich 2:2 stand. „Ich bin ja noch nicht ganz so alt, aber ab und zu hätte ich da schon fast Herztabletten an der Seite benötigt“, sagt der 33-jährige Coach. Nichts anderes als ein Sieg musste im Finale her, da der stärkste Verfolger Union Tornesch III mit nur einem Punkt hinten dran lauerte und zudem das viel bessere Torverhältnis besaß. Demnach konnte man diesen Schlussspurt um den Titel fast nicht mehr spannender gestalten, als es die Mannen der Blau-Gelben taten. Zum Abpfiff war der Jubel dann riesengroß, da der Tangstedter SV beim FCE Rellingen noch mit 4:2 gewann und somit knapp, aber verdient, den Titel einfuhr. „Wir freuen uns riesig darüber, dass wir den Titel geholt haben und somit aufgestiegen sind. Denn meiner Meinung nach geht man als Meister hoch oder gar nicht. Sonst hat man es sich einfach auch nicht richtig verdient“, wirkt Plocharska selbst Wochen später noch euphorisiert. Das wäre aber beinahe schief gegangen, da die Torausbeute nicht gerade die beste der Liga war. Um genau zu sein, stand man mit 80 erzielten Buden sogar nur an achter Stelle, weshalb Plocharska trotz der ganzen Freude mit Teilen seiner Truppe etwas härter ins Gericht gehen muss: „Ich würde unsere Offensive als Chancentod bezeichnen. Auch die leichten Bälle gehen für uns nicht rein, die ich persönlich eigentlich irgendwie über die Linie spitzeln würde. Aber bei den Jungs muss das ja meistens dann auch noch schön aussehen. Mir ist es absolut egal, ob der Ball nun im Giebel wackelt oder ob er einfach nur so reingeht. Das habe ich auch schon ein paarmal versucht, den Jungs zu sagen und wir müssen es für die kommende Saison definitiv ändern.“

„Ich weiß nicht wie viele Bierduschen ich abbekam"

Erschöpft realisierte das Team erstmal, was sie da überhaupt geschafft haben. Foto: Tangstedter SV

Trotzdem wurde der Titel eingefahren und die Freude im Team war so überschwänglich, dass sich die rangeholte Kiste der Hopfenkaltschalen schneller leerte, als man gucken konnte. Dabei waren jedoch nicht die ausgetrockneten Kehlen der Grund, erinnerte sich Plocharska: „Von der ersten Kiste Bier hatten wir nicht lange was. Denn jeder hat vielleicht nur ein paar Schlucke zu sich genommen und den Rest umher gespritzt“, blickt der Übungsleiter auf die Jubelarien zurück und erzählt, dass einige Spieler ihre Grenzen nicht kannten: „Wir sind dann noch ins Clubheim gefahren und haben dort weiter gefeiert. Ich weiß nicht, wie viele Bierduschen ich an dem Abend abbekam. Ich musste mich einige Male umziehen, habe das dann aber irgendwann aufgegeben.“ Die paar wenigen Kicker, die sich selbst nach drei Stunden noch nicht im Griff hatten und auch nicht auf die mahnenden Worte des Trainers hörten, mussten dann ein wenig darunter leiden, dass sie ihren Schelm im Nacken nicht zur Ruhe brachten. „Ich habe mir später auch mal den Scherz erlaubt, einen eiskalten Wassereimer zu füllen, den ich dann über diese Jungs schüttete, die gar nicht mehr aufhörten mit dem Bier zu spritzen. Das war so ein bisschen ‚ice-bucket-like’ und ihnen ist dann mal kurz die Luft weg geblieben“, erzählt der Coach grinsend. Diese erzieherische Maßnahme zeigte in jedem Fall Wirkung, so dass am Abend niemand mehr Angst haben brauchte, weiterhin nass gespritzt zu werden. Insgesamt war die Stimmung sehr gut und ausgelassen. Der Pool wurde in Beschlag genommen, vom Grill wurde profitiert und außerdem sorgte man durchgehend dafür, dass die Bier-Pipeline lief, damit es ein rundum schöner Tag wurde. „Die Anzahl der geleerten Kisten war in einem sehr hohen, zweistelligen Bereich. Zudem wurden später noch einige Flaschen Havanna geleert. Wir haben es uns richtig gut gehen lassen“, resümiert Plocharska den Meistertag.

„Ich finde die kommende Kreisliga 8 - nett!"

Auch die selbstbeflockten Meistershirts durften nicht fehlen. Foto: Tangstedter SV

Die Offensivleistung seiner Truppe kritisiert der Trainer zwar, aber insgesamt bekommt er eine geschwellte Brust, wenn er an das Gesamtauftreten seiner Kicker denkt: „ Ich bin definitiv stolz auf meine Jungs. Denn wir waren die stabilste Truppe in der Klasse und das, obwohl wir am Anfang immer nur 13,14 Mann zur Verfügung hatten. Dass wir dann noch oben mitspielen und Meister werden, ist schon der Hammer! Hätte man mir das vor der Saison gesagt, hätte ich wahrscheinlich mit dem Kopf geschüttelt.“ Was im nächsten Jahr machbar ist, wird man dann sehen, wenn es in der Kreisliga an den Start geht. Dort ist das Spiel auf dem Feld nochmal eine andere Kragenweite, was Plocharska durchaus bewusst ist: „Wir nehmen uns vor, die Klasse zu halten. Ich denke auch, dass das absolut machbar ist. Ich habe die Staffeleinteilung gesehen und finde unsere Kreisliga 8 – nett! Dort wird es einige Derbys geben und aus der Bezirksliga sind ein paar Mannschaften dabei, wo ich gar nicht weiß, warum die überhaupt abgestiegen sind. Diese Teams werden auf jeden Fall wieder oben mitspielen.“ Da die Truppe des Tangstedter SV aber schon sehr lange zusammen spielt und sich somit sehr gut kennt, kann man davon ausgehen, dass sie den ein oder anderen Punkt einfahren und somit eventuell sogar das Saisonziel „Nichtabstieg“ zu erreichen. Veränderungen im Kader wird es auch ein paar geben, wobei man jetzt schon weiß, dass man mit Stürmer Bebek Zeljko aus Kroatien eine Verstärkung im Sturm bekommt. Der Angreifer spielte in seinem Heimatland bereits höherklassig und versprach dem einen oder anderen, dass er 100 Tore in der kommenden Saison erzielen würde, wobei das eher nicht so ernst gemeint war. „Wir machen da mal 20 Buden draus und dann wird geschaut, wie es weitergeht“, schmunzelt Coach Plocharska, der sich nicht nur über seinen neuen Stürmer freut, sondern auch darauf, mit seinen ganzen Jungs so einige Derbys zu bestreiten.

Autor: Mathias Merk

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