Altona lehnt Verlängerung mit Ronny Buchholz ab!

„Erst dachte ich, das sei ein Scherz!"

15. Juni 2016, 18:53 Uhr

Der Abwehrspieler Ronny Buchholz versteht die Welt nicht mehr. Foto: noveski.com

An der Griegstraße bei Altona 93 plant man zurzeit mächtig die neue Saison. Jetzt haben die Verantwortlichen allerdings eine Personalentscheidung getroffen, die für einige Beobachter überraschend kommt. Denn mit Ronny Buchholz trennt sich der Verein von einem absoluten Führungsspieler, der nicht nur durch die meiste Einsatzzeit aus der Mannschaft herausstach, sondern auch durch viele andere Dinge. Für den Spieler selbst kam die Nachricht sehr überraschend, wie er sagt: „Das war wie ein Schlag ins Gesicht für mich!“ Im Gespräch mit dem Innenverteidiger erfahren wir, wie die Nachricht zustande kam und wie Buchholz versucht mit der Situation umzugehen. Von Seiten des Vereins stellt man aber ganz deutlich klar, dass die Zusammenarbeit „aufgrund von zu hohen Gehaltsforderungen überhaupt nicht mehr zu realisieren war", wie Manager Andreas Klobedanz berichtet.

Manager Andreas Klobedanz (rechts) und Trainer Berkan Algan unterrichteten Buchholz darüber, dass mit ihm nicht mehr gerechnet wird. Foto: noveski.com

Erst letzten Sommer war der 26-jährige Ronny Buchholz vom Meister aus Dassendorf nach Altona gewechselt, wo er sofort akzeptiert und stark eingebunden wurde. Wie durch einen Urknall war der Spieler auf einmal für den AFC da, der sich „sofort mit dem Verein identifizieren konnte“, wie er sagt. Auf dem Platz war der aus Waren stammende Defensivspezialist schnell nicht mehr wegzudenken und auch im Team genoss er von Anfang an ein gutes Standing. Deshalb organisierte er für die Mannschaft Gemeinschaftsabende und führte die Teamkasse. Zudem wurde er in den Mannschaftsrat gewählt und zeigte auch durch seine Präsenz absolute Loyalität und Einsatzbereitschaft. „Ich war bei jedem Training anwesend und oftmals sogar eine Stunde zu früh. Das war für mich absolut normal, weil ich mich beim AFC sehr wohl fühlte“, betont Buchholz, der seine Buffer ab sofort nicht mehr für den Traditionsklub schnüren darf. Manager Andreas Klobedanz gab dieser Einschätzung zwar Recht, bemängelt jedoch die Forderungen des Kickers: „Seine Gehaltsforderungen waren so weit mit dem auseinander, was der Verein überhaupt realisieren kann, dass es gar nicht möglich war, mit dem Spieler zu verlängern."

Am vergangenen Montag erfuhr Buchholz vom Manager per Whats App, dass er künftig nicht mehr für Altona auflaufen darf, wie der Spieler erzählt: „Das kam für mich völlig überraschend. Denn vor ein paar Wochen saßen wir zusammen und sprachen über die gemeinsame Zukunft. In dem Gespräch war ich offen und ehrlich und sagte, was ich mir vorstellen würde. Danach meldete sich keiner mehr bei mir. Erst am Montag habe ich dann Andreas Klobedanz angeschrieben, dass ich diese Woche noch gerne den Vertrag unterzeichnen würde, da ich ein paar Tage später in den Urlaub fliege“, erinnert sich der Kicker und erzählt weiter, wie es stattdessen kam: „Als Antwort erhielt ich nur eine Nachricht, dass mit mir nicht mehr gerechnet wird. Erst dachte ich, das sei ein Scherz. Aber als Berkan (Algan, Trainer; Anm. d. Red.) das am Telefon bestätigte, war es einfach nur noch ein Schock für mich. Das war wie ein Schlag ins Gesicht!“ Buchholz selbst kann sich diese Entscheidung nicht erklären und sucht für sich nach Gründen: „Ich habe eine Erklärung erhalten, warum der Verein nicht mehr mit mir plant, aber das was mir genannt wurde, kann ich nicht nachvollziehen. Das Verhältnis zwischen mir und allen anderen beim AFC war immer sehr gut! Ich weiß nicht, ob sie sich im Team nun einfach verjüngen wollen, oder ob es noch andere Gründe hat. Aber ich denke nicht, dass es an meiner Leistung liegt. Denn mir wurde von allen Seiten immer wieder bestätigt, dass jeder sehr zufrieden mit mir war. Bis zum Schluss sagte Berkan auch immer zu mir, dass ich sein Abwehrboss sei.“ Doch ganz so scheint es nicht gewesen zu sein, wie Klobedanz berichtet: „Nachdem die Relegationsspiele beendet waren, setzten wir uns intern zusammen, um zu schauen, was für uns realisierbar ist. Die finanzielle Forderung des Herrn Buchholz war aber so weit von unseren Möglichkeiten entfernt, dass wir uns entschieden, nicht mit ihm zu verlängern. Hinzu kommen auch noch andere Dinge, die für Berkan Algan ausschlaggebend gewesen sind, nicht mit ihm weiterzumachen. Diese Gründe hat Herr Buchholz in einem Telefonat erläutert bekommen und musste sie dann auch so hinnehmen. Denn das entscheidende Wort hat bei uns natürlich der Trainer."

„Ich habe mich von der ersten Sekunde an mit dem Verein identifiziert"

Als Innenverteidiger hat Ronny Buchholz immer alles für seinen Verein gegeben. Foto: noveski.com

Stolze 42 Spiele absolvierte Buchholz für Altona 93 in der vergangenen Spielzeit und erzielte dabei fünf Tore. Bis auf eine Partie spielte der Verteidiger immer über 90 Minuten und weist somit die meiste Einsatzzeit für die Jungs von der Adolf-Jäger-Kampfbahn auf. „Ich habe mich von der ersten Sekunde an mit dem Verein identifiziert und sehr gerne für ihn gespielt. Ich denke auch, dass man mir das angemerkt hat. Deshalb kann ich nicht verstehen, warum diese spontane Entscheidung gefällt wurde. Auch die Art und Weise kann ich mir nicht erklären. Denn dass ich dies erst auf Nachfrage über Whats App erfahre, ist eine Vorgehensweise, die ich wohl nicht verdient habe. Ich war immer offen und ehrlich, wie sie es ebenfalls jederzeit zu mir waren. Deshalb bin ich auch so über diesen Ablauf überrascht.“ Für Klobedanz war dieser Vorgang allerdings ein ganz normales Prozedere: „Wenn mich ein Spieler anschreibt, schreibe ich ihm natürlich auch zurück. Wenn ich einen Anruf erhalte, dann spreche ich persönlich mit ihm. Zudem haben wir dem Spieler nur wenige Tage nach unserer Entscheidung den Entschluss mitgeteilt, was ebenfalls ein ganz normaler Vorgang ist", erklärt der Manager.

Wie es für den Kicker nun weitergehen soll, weiß er nicht: „Die Kaderplanungen der anderen Vereine sind jetzt natürlich schon so weit vorangeschritten oder abgeschlossen, dass es einfach schwierig ist, noch einen neuen Verein für die kommende Saison zu finden, bei dem einfach alles passt. Sicherlich habe ich ein paar Interessenten, aber ich möchte natürlich gerne – wie in der Vergangenheit – in einer Mannschaft spielen, bei der es um Erfolge geht. Und da haben sich die Teams schon soweit verstärkt, dass ihre Kader mittlerweile voll sind. Ich gehe davon aus, dass ich noch einen Klub finden werde, doch wo das noch sein wird, kann ich echt nicht sagen“, fasst Buchholz seine Besorgnis für die sportliche Zukunft zusammen.

„Ich lasse nichts auf den AFC kommen!"

Auch wenn der Spieler beim AFC „vor die Tür gesetzt“ wurde, lässt er trotzdem weiterhin nichts Schlechtes auf den Verein kommen: „Egal wer bei Altona mit dabei ist, ob Andreas Klobedanz, Berkan Algan oder weitere Angehörige und Spieler: Sie sind alles sehr gute Leute. Ich lasse nichts auf sie kommen und kann auch weiterhin nur gut über alle sprechen. Natürlich bin ich enttäuscht und traurig. Aber sie werden sich bei dieser Entscheidung was gedacht haben und ich muss es akzeptieren. Ich bin keiner von den Leuten, die jetzt übel nachreden. Dafür habe ich auch gar keinen Grund. Denn es ist ein Top Verein mit top Leuten! Ich wünsche ihnen natürlich für die Zukunft das Beste und selbstverständlich auch den Aufstieg im nächsten Jahr“, stellt Buchholz klar, der abschließend noch ein paar Worte an die Fans richtet: „Eure Unterstützung war einzigartig. Selbst bei Niederlagen habt ihr immer hinter uns gestanden. Dafür sage ich danke und ich bin froh, dass ich das miterleben durfte. Was an der Adolf-Jäger-Kampfbahn abgeht, gibt es so kein zweites Mal im Hamburger Amateurfußball. Ihr seid echt spitze und auch Euch wünsche ich, dass der AFC weiter eine erfolgreiche Zukunft hat, da auch ihr es einfach verdient habt.“

Autor: Mathias Merk