Am Freitag für den einen, am Sonntag für den andern Verein ...

Völlig abstruse Szenen an der Slomanstraße

08. September 2016, 13:38 Uhr

Der Torwart des FC Kurdistan Welat mit einer Flugeinlage über alle Mann hinweg. Foto: noveski.com

Man glaubt, man hat inzwischen schon alles gesehen und erlebt auf den Hamburger Amateurplätzen – doch dann kommt immer mal wieder ein „neuer“ Verein um die Ecke und liefert die nächste völlig abstruse Geschichte. In diesem Fall handelt es sich um den FC Kurdistan Welat! Im Nachholspiel gegen den TSV Neuland siegte die Elf von Cheftrainer Carlos Rodrigues zwar rein sportlich mit 3:1. So weit, so gut. Aber diese drei errungen Punkte dürften die Mannen von der Slomanstraße schneller wieder los sein, als sie gucken können.

Foto: noveski.com

Was ist passiert? Kurz und knackig auf den Punkt gebracht: Der TSV Neuland hat unmittelbar nach dem Spiel Protest beim Hamburger Fußball-Verband eingelegt! Grund: Bei Kurdistan Welat soll ein Spieler aufgelaufen sein, der eigentlich für Panteras Negras kickt. Und: Jener Akteur soll mit falschem Pass und unter falschem Namen gespielt haben, erzielte zu allem Überfluss auch noch das 1:0. Klingt abstrus, ist aber wohl so. „Wir wussten schon im ersten Spiel, welches aufgrund des Wetters abgebrochen wurde, dass das nicht mit rechten Dingen zugeht. Natürlich hätte ich lieber einen Protest eingelegt, wenn wir 5:0 gewonnen hätten. Aber als ich vor dem Spiel bereits beim Warmmachen gesehen habe, dass der Gegner daraus scheinbar nichts gelernt hat, war ich während der 90 Minuten total entspannt, weil ich wusste: Das sind unsere Punkte!“, erklärt uns Neuland-Coach Thomas Kurt auf Nachfrage.

Der Jubel nach dem Führungstreffer für Welat. Foto: noveski.com

Beim Einsatz dieses „nicht spielberechtigten Spielers“, wie Kurt meint, handelt es sich nach Meinung des Übungsleiters in keinster Weise um eine Ausnahme. „Vor kurzem hat er am Freitagabend für Kurdistan Welat und am Sonntagnachmittag für Panteras Negras gespielt.“ Dass der Süd-Ligist jedoch im Aufeinandertreffen mit den Mannen vom Elbdeich so dreist handelt, scheint gleich aus mehrerlei Gründen alles andere als clever gewesen zu sein. „Ich war selbst jahrelang Trainer bei Panteras Negras, kenne noch immer einige Spieler. Fünf von ihnen sind inzwischen bei Welat, drei Akteure spielen unter mir in Neuland. Viele kenne ich aus dem Effeff! Hinzu kommt, dass der Vater eines Spielers im Vorstand von Panteras sitzt. Da ist es doch so klar, wie das Amen in der Kirche, dass das auffliegt!“

Foto: noveski.com

Wie auch schon vor dem ersten Duell, wies Kurt den Unparteiischen darauf hin, doch mal den Pass und Ausweis dieses Spielers miteinander abzugleichen. Kam in der ersten Begegnung noch der Abbruch dazwischen, handelte der Referee nun und bat den „Beschuldigten“ in der Pause zu sich und führte eine Kontrolle durch. Ausgang: Weder Name noch Geburtsdatum stimmten überein. Stattdessen wurde der im Spielerpass hinterlegte Name vom Akteur selbst auch noch falsch geschrieben. „Seine Spielgenehmigung liegt bei Panteras“, ist sich Kurt sicher. Schon während der Partie musste sich der erfahrene Coach im Zaun halten. Denn der vermeintlich nicht Spielberechtigte, der unter türkischem Namen auflief, wurde „die ganze Zeit in Portugiesisch angesprochen“, wie Kurt verrät. „Nach dem Ende bat der Schiedsrichter unseren Präsidenten und mich zu sich, und sagte, dass er einen Sonderbericht angefertigt habe.“ Der besagte Spieler ließ sich in der 55. Minute auswechseln und verschwand prompt von der Anlage – wohl deshalb, weil der Unparteiische ihn nach Spielschluss noch einmal zu sich gebeten hatte, um den Personalausweis zu kontrollieren. „Früher wurden häufiger mal Stichproben gemacht, aber heute ist das ja überhaupt nicht mehr der Fall“, so Kurt.

Doch damit noch nicht genug: Im Tor der Heimmannschaft soll zudem ein 16-Jähriger gestanden haben, wie die Verantwortlichen des TSV ausmachten. „Ich schaue mir Gegner häufiger an und – so blöd es auch klingt – kontrolliere Namen und Pässe. Denn für mich ist es leider nichts Neues, das so etwas vorkommt. Aber das, was hier passiert ist, ist einfach eine Nummer zu groß!“ Nun muss das Sportgericht über den Ausgang der Begegnung entscheiden…