Am Ziel der Träume – „Bomber Behre" macht „Super-Sasel“ zum Meister!

Der Glückspulli macht’s: Zankl „einfach nur unfassbar stolz“

21. Mai 2017, 21:07 Uhr

Es ist geschafft: Sebastian Zinselmeyer (Mi.) reckt symbolisch die Meisterschale in die Höhe. Foto: Heiden

Als ein vollkommen aufgelöster Danny Zankl gerade um die richtigen Worte rang, stürmte seine Mannschaft das Clubheim des USC Paloma, marschierte in voller Belegschaft schnurstracks auf ihren „Meistermacher“ zu und übergoss diesen mit sämtlichen Kaltgetränken. Wenige Augenblicke später hauchte er ins Mikrofon: „Ich bin extrem stolz, Trainer dieser Mannschaft zu sein!“ Jene Mannschaft, die gerade die Meisterschaft in der Landesliga Hansa und den damit verbundenen Aufstieg in die Oberliga fix gemacht hatte. „Wir haben es uns alle so sehr gewünscht und erhofft. Es ist einfach nur ein geiles Gefühl – so etwas erlebt man nicht oft“, kämpfte auch Nico Behrends mit seinen Emotionen.

Nico Behrends (li.) war der überragende Mann auf dem Platz. Foto: Heiden

Für Behrends ist es die vierte Spielzeit am Saseler Parkweg – und zugleich auch seine letzte. „Ich war lange verletzt, brauche jetzt erstmal eine Pause“, blickt „Behre“ auf eine Zeit zurück, die von unzähligen verletzungsbedingten Rückschlägen geprägt war. Aber auch von vielen Momenten, die in Erinnerung bleiben werden. Vor allem dieser eine Moment! „Ich wollte allen nochmal zeigen, was ich kann – und beweisen, dass ich Oberliga-Format habe!“ Gesagt, getan! In seinem (vorerst) letzten Spiel für den TSV Sasel zog der 27-Jährige noch einmal ganz groß auf. Erst brach er nach einem feinen Solo von Tolga Celikten mit der Pike den Bann und erlöste seine Mannen mit dem Führungstreffer (32.)! Dann sorgte er unmittelbar nach der Pause – nachdem der USC Paloma mit dem Halbzeitpfiff den Ausgleich erzielte, als Dominic Ulaga einen von Yannik Reinke an Bastian Nendza verursachten Strafstoß sicher verwandelte (45. +1) – mit seiner scharfen Hereingabe von der rechten Grundlinie dafür, dass Max Krause das Spielgerät vor Benedikt Neumann-Schirmbeck in die eigenen Maschen bugsierte (51.)! Und schließlich setzte Behrends seiner Vorstellung die Krone auf, als er wiederum vom starken Celikten in Szene gesetzt wurde und aus zwölf Metern zum Meisterschuss ansetzte – 3:1 Sasel (86.)!

"Als es drauf ankam, waren wir stabil und eine geile Einheit"

Foto: Heiden

Zwei Tore, eine Vorlage: Nico Behrends hatte maßgeblichen Anteil daran, dass sein Team wenige später allen Grund zum Jubeln hatte. „Ich stand noch so unter Strom, dass ich eigentlich einen taktischen Wechsel machen wollte. Aber der Assistent meinte zu mir: ‚Wechsel nicht, wir pfeifen jetzt ab‘“, und dann war es tatsächlich soweit. All die Arbeit und all die Mühen der vergangenen Jahre für diesen Moment. „Der gehört den Jungs“, sagte ein sichtlich aufgewühlter Danny Zankl, der einige Zeit brauche, um zu realisieren, was er und seine Truppe gerade vollbracht hatten. „Zum Glück habe ich jetzt zwei, drei Wochen Zeit, um das alles zu verdauen. Alle haben gesagt, dass uns am Ende die Nerven versagen würden. Aber in den letzten Wochen, wo es wirklich drauf ankam, waren wir extrem stabil und eine richtig geile Einheit - von der Nummer eins bis zur 26. Wir haben nicht nur die meisten Punkte geholt, sondern auch immer versucht, den schönsten Fußball zu spielen. Deshalb bin ich einfach nur unfassbar stolz!“

Spannung? "Das zeichnet uns aus"

Auch beim starken Tolga Celikten (re.) waren Freude und Erleichterung groß. Foto: Heiden

Die Nerven, die Nerven: Wird der TSV Sasel mit dem immensen Druck, gewinnen zu müssen, klarkommen? Oder geht ihnen am Ende wieder die Puste aus? Hinzu kam mit dem USC Paloma nicht irgendein Gegner, sondern einer, der in der kommenden Saison in die Fußstapfen des TSV treten möchte und selbst den Aufstieg anpeilt. Aber die Nerven hielten – und wie sie das taten! Denn die „Parkwegler“ mussten während der 90 Minuten wiederum einiges wegstecken. Erst scheiterte Kapitän Timo Adomat – nachdem Jannik Dreyer einen Schuss von Nico Zankl mit der Hand blockte – mit einem Elfmeter an Frederick Lorenzen (27.). Dann kassierte man mit dem Pausenpfiff – aus dem absoluten Nichts – den bereits erwähnten Ausgleich. „Das zeichnet uns aus“, scherzte Nico Zankl über den lange Zeit unnötigen Spannungsbogen, da sein Team eigentlich alles unter Kontrolle hatte. „Wäre es nicht so gewesen, wären wir wahrscheinlich schon vor drei, vier Wochen Meister geworden. Aber auch, wenn es zur Halbzeit 1:1 stand, glaube ich, dass wir die klar bessere Mannschaft waren und eigentlich nicht viel haben anbrennen lassen.“ Auch von dem Ausgleichstreffer ließ man sich nicht beirren, sondern demonstrierte eindrucksvoll die eigene Stärke.

„Ich laufe ja nicht umsonst bei 45 Grad mit einem dicken Pullover durch die Gegend"

„Wir hatten es schon vor dem Spiel angesprochen, dass wir die ganze Saison über gute Leistungen gezeigt haben und dass es überhaupt keinen Grund gibt, nervös zu sein oder vor irgendetwas Angst zu haben. Vielmehr wollten wir, dass Paloma Angst vor uns hat. Und mit dem Anpfiff ist die Nervosität auch bei den jungen Spielern weniger geworden und wir haben teilweise richtig guten Fußball gespielt“, befand auch Nico Zankl. Und eigentlich konnte auch nichts schiefgehen – denn: „Ich laufe ja nicht umsonst bei gefühlten 45 Grad mit einem dicken Pullover durch die Gegend. Mit diesem Pullover haben wir seit November nicht mehr verloren. Ich habe den seitdem immer am selben Tag gewaschen, jeden Mittwoch kam er auf die Leine. Ein bisschen Aberglaube ist dabei“, verriet D. Zankl. Während Behrends zu Protokoll gab: „Eine gewisse Anspannung vor dem Spiel ist immer da. Aber sobald man auf dem Platz steht, ist man so fokussiert, dass man komplett losgelöst davon spielt.“

"Wir hatten diesen Plan - den haben wir jetzt erfüllt"

Natürlich durften auch die obligatorischen Bierduschen nicht fehlen. Foto: Heiden

Spätestens nach dem roten Karton gegen USC-„Captain“ Torsten Hartung, der nach einem Ulaga-Fehlpass den durchstartenden Zankl als letzter Mann fällte (76.), schien alles für die Gäste zu sprechen. „Im letzten Jahr hat Dassendorf hier die Meisterschaft geholt. In diesem Moment wusste ich einfach: Dieses Jahr feiern wir hier!“, gestand D. Zankl. „Wenn ich ehrlich bin, dann hatte ich die letzten zehn, 15 Minuten vollstes Vertrauen in meine Jungs. Ich wusste, dass wir es packen.“ Aber einmal wurde es noch heikel, als Adomat einen Kopfball des ehemaligen Saselers Tom Bein von der Linie köpfte und seiner Equipe die Führung rettete (83.). „Als mein Bruder hier Trainer wurde, haben wir uns einen Plan zurechtgelegt, dass wir kurzfristig in die Oberliga aufsteigen wollen. Normalerweise ist es ja nicht so leicht, wenn man unter seinem Bruder spielt. Aber dieses Kapitel, diese eine Aufgabe haben wir jetzt gelöst und erfüllt. Und ich denke, dass wir es auch absolut verdient haben!“ Da dürfte es wohl keine zwei Meinungen geben. Der TSV Sasel war diesmal einfach dran! „Es ist für den ganzen Verein, für das Projekt etwas Besonderes“, erklärte derweil „Matchwinner“ Behrends.

"Wir werden jetzt eine Woche voll durchziehen"

Erfolgscoach Danny Zankl (Mi.) mit Teilen des Funktionsteams - und dem noch verletzten Torhüter Jo Krohn (li.). Foto: Heiden

Als der Schlusspfiff des Unparteiischen Björn Krüger ertönte, fiel die ganze Anspannung und der ganze Druck von allen Spielern und Offiziellen ab. Co-Trainer Carsten Reuter kämpfte arg mit den Tränen und dankte Zankl für dessen Arbeit. Es wirkte fast so, als müsse er dem noch jungen Übungsleiter erst einmal eintrichtern, was man gerade erreicht habe. Denn Zankl saugte alles auf und freute sich eher innerlich. „Bei den Toren ist schon alles bei mir raus“, sagte er hinterher – und war mit den Gedanken immer noch abwesend. Doch dann: „Morgen können sie hier die ganze Anlage renovieren!“ So langsam kam auch bei Danny Zankl dieses Gefühl auf, welches er seit seinem Amtsantritt schon einige Male durchlebte. Bislang stets mit einem tragischen Ende versehen, schlug es nun in pures Glück um. „Im Vereinsheim wird noch richtig Gas gegeben. 90 Prozent nimmt sich morgen frei, übermorgen dasselbe. Den Mittwoch überbrücken wir und dann geht‘s am Vatertag weiter. Wir werden jetzt eine Woche voll durchziehen, dann fünf Tage regenerieren und dann geht‘s ab nach Malle!“

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Autor: Dennis Kormanjos

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