„Andere meinten, mit den Spielern kann man nichts erreichen!“

Sven Delling formte „disziplinlose Spieler“ und holte Meisterschaft zum Abschied

14. Juni 2016, 11:18 Uhr

Mit einem 4:0-Sieg konnte die Delling-Elf nicht nur das Derby gewinnen, sondern sicherte sich auch frühzeitig die Meisterschaft. Foto: facebook.com/SPCII

Manchmal ist es nicht gerecht und oft kommt es anders, als man denkt. So war es auch beim SC Pinneberg II in den vergangenen Jahren der Fall. Nachdem man im letzten Jahr den Aufstieg in die Kreisliga um Haaresbreite verpasst hatte, setzte man sich für die darauffolgende Saison einfach ein erneutes Ziel – und dieses wurde dann übertroffen!

„Wir sind in der letzten Saison unglücklich Vierter geworden“, resümiert SC-Coach Sven Delling und fügt an: „Vom Torverhältnis waren wir das beste Team der Liga und hatten das Ziel des Aufstiegs klar ausgegeben.“ In der Tat war die Saison 14/15 mehr als unglücklich. Zwar hatte man die beste Offensive und die drittbeste Defensive, doch ging zum Ende der Saison dem Team ein wenig die Puste aus und so verpasste man um fünf Punkte den Gang in die Kreisliga. In der kürzlich beendeten Saison lief es bei der Delling-Elf dagegen wie am Schnürchen: Die ersten 24 Spiele absolvierte man in der Kreisklasse 4 ohne Punktverlust („Wir sind grandios in die Saison gestartet, da war die Euphorie natürlich groß“) und konnte am Ende, drei Spieltage vor Saisonschluss, die Meisterschale in die Lüfte strecken! „Dass wir Meister werden, hatten wir nicht gedacht“, gibt Delling wenig später zu. Denn das Team von der Raa „hatte die Kontrahenten, vor allem Kickers Halstenbek, viel viel stärker in Betracht gezogen“. Doch waren es genau die, welche in der Hinrunde mit vier Punkten Rückstand auf Rang zwei lauerten, doch den Rückrundenstart komplett verschliefen. Aus dem Fehlstart der Kickers schlug man folglich Kapital, doch sah man auch schon am zweiten Spieltag, beim 2:2-Remis der Kickers gegen den TuS Appen einen frühzeitigen Vorteil auf Seiten des SC.

„Die Anderen versuchten an uns dran zu bleiben, das gelang ihnen nur nicht"

Nun „standen die nachfolgenden Mannschaften natürlich unter Druck, weil diese am SCP dran bleiben wollten – was allerdings niemanden so wirklich gelang“, so Delling, auf die letzten Saisonspiele blickend. Vor allem „durch hartes Training“ habe man es im Verlauf der Rückrunde geschafft, den Abstand peu à peu zu vergrößern oder zu halten und so stand man bereits am 27. Spieltag als Meister fest. „Die Mannschaft bestand aus Spielern, wo andere oft gesagt haben, dass man mit denen nichts erreichen kann“, so Delling, der mit seinem Team kurzerhand das Gegenteil bewies, so dass der Trainer anfügt: „Es sind alles begnadete Fußballer, die in anderen Mannschaften – oft wegen Disziplinlosigkeit – gescheitert sind. Das war bei mir gar nicht der Fall. Mann musste sich zwar mit denen hin- und auch auseinandersetzen, aber die haben eine grandiose Leistung gezeigt!“

„Wir sind nicht mit zwei oder drei, sondern mit fünf oder sechs Mann angelaufen"

Mit diesem T-Shirt bedankte sich das Meisterteam bei ihrem scheidenden Trainer. Foto: facebook.com/SCPII

Als Delling die Leistung seiner Schützlinge ansprach, musste der 35-Jährige aber wenig später auch einen Spieler besonders herausheben, dem er mit dem Titel „Lunge des Unternehmens“ kürte. „Das ganze Team ist gerannt ohne Ende. Doch wenn man bedenkt, was ein Jonathan Grubb gelaufen ist und nach zwölf Kilometer immer noch Puste hatte, ist das schon gigantisch!“ Das Hauptaugenmerk wiederum solle man laut Delling jedoch nicht auf einzelne Spieler werfen, sondern auf den gesamten Mannschaftsverbund, der – vom Stürmer bis zur Abwehrkette – hervorragend arbeitete: „Viele Gegner haben gesagt, dass sie eigentlich gar nicht richtig bis zur Abwehr kamen, weil der Sturm und das Mittelfeld so schnell mit ihrem Pressing drauf war, dass man sich gar nicht entfalten konnte.“ Des Weiteren gab es auch noch einen Faktor, der womöglich den Unterschied im Titelrennen machte. Während andere Teams einen Top-Torjäger haben, der weit über 20 Treffer erzielte, waren es beim SCP II viele verschiedene Akteure, die sich in die Torschützenliste eintrugen: „Wir hatten zwar mit Göttsche (18) und Stieb (13) zwei gute Torjäger, auch von der Technik und Geschwindigkeit her, doch wenn wir angegriffen haben, hat sich die komplette Mannschaft blitzartig mit eingeschaltet, so dass selbst die Abwehr bis zum Mittelkreis vorrückte und auch die Innenverteidiger oft vorne mit reingegangen sind. Wir sind nicht mit zwei oder drei, sondern mit fünf oder sechs Mann angelaufen.“

Delling zieht es nach Schnelsen – Bernd Haladyn übernimmt

Delling verlässt den Neu-Kreisligisten nach einer erfolgreichen zweijährigen Amtszeit allerdings nun in Richtung FC Schnelsen (Kreisklasse 6). Bernd Haladyn übernimmt den Posten. Einen Blick in die Zukunft des SCP wirft der scheidende Übungsleiter dennoch: „Sie wollen auf jeden Fall unter die Top Vier kommen.“ Zwar habe der Verein mit „einigen schwer zu verkraftenden Abgängen“ zu kämpfen – allen voran Erkan Özdemir, der versuchen möchte, bei Altona 93 in der Oberliga Fuß zu fassen und ebenso Mike Köhnholt, den es zu Eintracht Lokstedt zieht („Das waren für mich zwei Säulen im Team“) – doch habe man schon „um die sieben neue Spieler gefunden, die zwar schon zugesagt, aber noch nicht unterschrieben haben“. Denn auch Sven Delling weiß: „Es ist ja nun mal im Fußball so, vor allem in der Kreisklasse: Wenn jetzt noch ein anderer Verein ankommt, springen die ganz schnell wieder ab.“ Doch abschließend lässt der SC-Trainer sich doch noch etwas entlocken: „Im Kreis Pinneberg oder auch im Eimsbütteler Raum kennt man den einen oder anderen."

Autor: Daniel Meyer