Der immer wieder von Verletzungen geplagte Kolumbianer nutzte die Unstimmigkeiten in der Vicky-Defensive ein ums andere Mal eiskalt aus und spulte über die gesamten 90 Minuten ein ungemeines Laufpensum ab. Unter tosendem Beifall der 427 zahlenden Zuschauer an der B75 gab Coach Matthias Stuhlmacher seinem „Zögling“ in der zweiten Minute der Nachspielzeit den verdienten Abgang. „Er hat eine super Performance abgeliefert. Ich glaube, man hat gesehen, weshalb wir ihn unbedingt zurückholen wollten. Er ist ein absoluter Qualitätsspieler“, lobte „Stuhli“ seinen Schützling nach der Partie, in der die Gäste durch massive Personalsorgen gebeutelt waren. Im Tor fehlten sowohl die Nummer eins, Tobias Grubba, als auch Maximilian Richter verletzungsbedingt. In der Defensive musste Lutz Göttling ohne Marcus Rabenhorst, Rinik Carolus, Sergej Schulz, Matthias Ribeau und Stjepan Vego auskommen. Auch Kevin Zschimmer, Julian Schmid, Sebastian Bester und Luis Hacker waren nicht mit an Bord.

Meiendorf bestraft Vicky Abstimmungsschwierigkeiten

Auf der Bank des Vize-Meisters nahmen unter anderem „Torwart-Oldie“ Karsten Böhmer und Co-Trainer Jasmin Bajramovic Platz. Danial Jadadi aus der eigenen U19 rutsche ins erste Glied und die Offensivakteure Gary Voorbraak (LV) und Jan-Ove Edeling (RV) mussten hinten aushelfen. Die Abstimmungsschwierigkeiten waren zu Beginn unübersehbar – allerdings weniger auf den Außenverteidiger-Positionen als vielmehr im Zentrum. Nach einem langen Ball waren sich David Eybächer und Keeper Finnern uneins. Der Innenverteidiger übersah den herauseilenden Schlussmann und passt mit dem Knie zurück – Yiner Arboleda Sanchez spritzte dazwischen, nahm das Geschenk dankend an und schob locker-leicht ein (7.)!

Traumangriff führt zum 2:0 – Strömer zu eigensinnig

Keine vier Zeigerumdrehungen darauf klingelte es bereits zum zweiten Mal im Victorianer Gehäuse – diesmal vollführten die Hausherren jedoch einen absoluten Bilderbuchangriff. Dren Hoti mit dem perfekten Diagonalball auf die rechte Seite, wo Lennard Bahn die Grundlinie herunter marschierte und aus vollem Lauf flankte. Am zweiten Pfosten lief Arboleda Sanchez ein und drosch das Leder volley in den linken Knick! Die „Stuhlmänner“ zogen sich in der Folge etwas zu weit zurück und ließen Vicky walten. Einen Rodrigues-Freistoß nickte Ebbers an den Pfosten. Den Abpraller schoss der Ex-Profi im Fallen ein – nur noch 1:2 (24.)! Der MSV ließ nun zu viele Standards zu und war in der 41. Spielminute im Glück, als Len Aike Strömer nach Boock-Zuspiel frei durch war und Tobias Sävke umkurven wollte. Doch dieser machte sich ganz lang und fischte dem Flügelflitzer die Kugel vom Fuß. Wahrscheinlich wäre ein Querpass auf den mitgelaufenen Ebbers die bessere Option gewesen.

Ebbers versemmelt „völlig untypisch“ zwei Großchancen

Victoria kam sehr druckvoll aus der Kabine und hätte eigentlich den Ausgleich erzielen müssen, wie selbst Stuhlmacher befand. „Komplett untypisch für ihn“, so Göttling, sei es gewesen, dass ausgerechnet Marius Ebbers zwei „Hundertprozentige“ vergab. Zunächst verfehlte sein Flachschuss das lange Eck haarscharf (51.), ehe er von Thiessen in Szene gesetzt wurde, aber freistehend in Sävke seinen Meister fand (55.). Das Spiel wog nun hin und her. Wer würde den nächsten Fehler machen? Die Antwort: Vicky! Torben Wacker mit einem haarsträubenden Fehlpass ins Zentrum, Arboleda Sanchez und Ahmad Popalyar „doppelpassten“ sich durch die Verteidigung, bis Eybächer den Doppel-Torschützen von hinten von den Beinen holte – Elfmeter! Der gerade eingewechselte Hamid Zazai nagelte die Pille in die Mitte des Tores und erhöhte auf 3:1 (74.)! Kurz vor Ultimo stellte Fabian Facklam – natürlich von Arboleda Sanchez perfekt bedient – mit einem satten Linksschuss aus zehn Metern den Endstand für die ebenfalls alles andere als in Bestbesetzung agierenden Mannen von der B75 her (89.)!

„Muss meiner Mannschaft Tribut zollen“

„Natürlich bin ich mit dem Gezeigten sehr zufrieden. Nach dem 2:0 haben wir das Glück ein wenig strapaziert, aber ab Mitte der zweiten Halbzeit haben wir den Ball wieder sehr gut laufen lassen. Da muss ich meiner Mannschaft Tribut zollen, dass sie dieses Tempo bei den Temperaturen durchgezogen hat“, bilanzierte Stuhlmacher. Sein Gegenüber gab abschließend zu Protokoll: „Wir sind natürlich denkbar schlecht in die Partie gekommen. Es soll keine Ausrede sein, aber viele Spieler mussten auf Positionen spielen, wo sie schlichtweg nicht zu Hause sind. Es war nur ein Spiel und die Saison ist noch lang. Im letzten Jahr sind wir auch schlecht gestartet und am Ende noch Vize-Meister geworden“, sehnt Göttling ein Ende der Personalmisere herbei.

Der LIVE-Ticker zum Spiel mit allen Höhepunkten: