Auf Halstenbeks Schlammplatz verschärft Wedel die Sorgen des Ex-Trainers

Großkopf: „Ein Unentschieden wäre nicht unverdient gewesen"

12. April 2017, 23:44 Uhr

Es wurde um jeden Ball gekämpft: Halstenbeks Marcel Schöttke (hi.) gegen Wedels Mark Hinze. Foto: KBS-Picture.de

Spielabsage oder Schlammschlacht? Das war die Frage, die sich alle Verantwortlichen vor der Partie stellten. Einigen konnte man sich diesbezüglich nicht wirklich, bis es SVHR-Coach Heiko Barthel irgendwann zu bunt wurde und er dann die Entscheidung fällte: „Wir sind im Abstiegskampf, deshalb will ich jetzt auch Fußball sehen!“ Also führten beide Teams die Rutschpartie aus, in der es glücklicherweise - jedenfalls noch nicht bekannt - zu keinen größeren Verletzungen kam. Dafür gab es einen Sieger, dessen Trainer sagte: „Wir können heute froh über die drei Punkte sein. Ein Unentschieden wäre nicht unverdient gewesen.“

Gerrit Gomoll nimmt Maß und trifft zur Führung. Foto: KBS-Picture.de

Noch bis eine Viertelstunde vor Spielbeginn war überhaupt nicht klar, ob die Begegnung tatsächlich stattfinden würde. Denn durch den anhaltenden Dauerregen war der Rasen des Jacob-Thode-Platzes dermaßen durchnässt, tief und löchrig, dass die Verletzungsgefahr extrem hoch war. Ganz nebenbei war an kein normales Fußballspiel zu denken, da der Ball praktisch im Schlamm hängenblieb. Also berieten sich alle Beteiligten, aber es dauerte. bis eine Einigung erzielt wurde. Denn Schiedsrichter Thorsten Bliesch (Niendorfer TSV) sagte, dass er es nicht entscheiden dürfe, ob der Ball nun rollt oder eben nicht. Dann schwirrte sogar die Nachricht im Raum, dass eine Platzkommission angerufen werden soll. Diese Idee wurde aber letztlich schnelll wieder verworfen, da man sich kurz darauf einig war, dass aufgrund der vorangeschrittenen Zeit sowieso kein Anpsrechpartner mehr ranzuholen sei. Die Anstoßzeit rückte immer näher und HR-Coach Heiko Barthel wurde mehr und mehr unruhig, bis er am Kabinenhaus die HR-Verantwortlichen beinahe anflehte, doch bitte jetzt mal eine Entscheidung zu fällen. Als sich daraufhin alle fragend anschauten, fällte Barthel mit angezogener Stimme den Entschluss, dass das Spiel stattfinden wird und klatschte dabei laut in die Hände: „Gut! Dann spielen wir! Ich will jetzt Fußball sehen! Wir stecken schließlich im Abstiegskampf!“ Das schien gesessen zu haben.

Besserer Auftritt reicht nicht - Wedel kontert und trifft!

Torschütze Gomoll (2. v. li.) bejubelt das 1:0 für den WTSV mit seinen Teamkollegen. Foto: KBS-Picture.de

Unter weiter anhaltendem Regen begann dann also das Derby, welches für beide Seiten eine gewisse Bedeutung hatte: Die SVHR brauchte jedes Pünktchen, um sich besser im Rennen um den Klassenerhalt positionieren zu können. Und für den Wedeler TSV stand ein großes Jubiläum bevor, da jene Partie laut der "Hafo-Statistikzentrale" nicht nur das 400. Oberligaspiel der Vereinsgeschichte für die Elbstädter war, sondern auch, weil man mit einem Sieg in der ewigen Tabelle die 500-Punkte-Marke knacken konnte. Zwar glich das Spiel von der ersten Sekunde an eher einer Rutschpartie, als einem Oberliga-Derby, und nach wenigen Augenblicken sahen die Akteure eher so aus, als hätten sie stundenlang beim Schlammcatchen mitgewirkt, aber dennoch erkannte man auch den Willen der Barthel-Elf, in diesem Nachholspiel die drei Punkte einheimsen zu wollen. Denn die Hausherren übernahm sofort das Ruder und schalteten gut in die Offensive um. „Wir waren zu Beginn nicht richtig im Spiel. Es dauerte 20 Minuten“, gestand Wedel-Coach Jörn Großkopf.

Allerdings waren es dann seine Mannen, die in Führung gingen, auch wenn das Heimteam etwas dominanter auftrat. Ein schnelles Umschaltspiel der Wedeler führte zu einem Angriff über die rechte Seite, wo Marcus Richter eine Flanke kurz vor den Sechzehner auf Gerrit Gomoll schlug, der dann nicht lange überlegte und aus 16 Metern flach unten rechts vollstreckte. Dabei hatte Keeper Mirko Oest noch das Pech, dass der Ball bei diesen schwierigen Bedingungen unter seine Finger durchflutschte (28.)!

Großkopf: „Nach dem Doppelschlag waren wir dann besser in der Partie"

Da war's! Schiedsrichter Thorsten Bliesch zeigt genau auf die Stelle, wo das Foulspiel von D. Ghadimi an E. Agyemang vonstattenging. Foto: KBS-Picture.de

Das war sie dann, die Führung des Favoriten. Und dem ersten Streich folgte sofort der zweite. Denn: kurz nach dem Anstoß eroberte Wedel im Mittelfeld die Kugel. Eric Agyemang wurde daraufhin von Dennis Ghadimi im Strafraum unsanft gebremst. Verwarnung für D. Ghadimi und Elfmeter für Wedel. Standardexperte der Rolandstädter ist und bleibt Jan Eggers, der sich natürlich die Kugel schnappte und nach Freigabe des Unparteiischen unhaltbar unten links zum 2:0 einschoss (31.)! Auch in dieser Situation war HR-Torwart Oest in die richtige Ecke unterwegs, aber der Strafstoß war so platziert und knapp neben den linken Pfosten gesetzt, dass der Keeper nicht mehr rankam. „Nach dem Doppelschlag waren wir dann besser in der Partie“, so Großkopf, dessen Einschätzung zwar stimmte. Allerdings hätte es fast die direkte Antwort der Barthel-Schützlinge gegeben, jedoch köpfte Jeske nur eine Minute nach dem zweiten Gegentreffer haarscharf am Gehäuse vorbei.

Mit dem Zwei-Tore-Unterschied ging es dann schließlich auch überpünktlich in die Pause, in der nur HR einen Austausch in der Personalriege vornahm, indem Indrit Behrami draußen blieb und Niklas Siebert seinen Kameraden für die zweite Hälfte ersetzte. Dieser Wechsel stellte sich als cleverer Schachzug heraus, da Siebert immer wieder gefährliche Akzente nach vorne setzte und somit das Offensivspiel der Halstenbeker belebte. Diese neu gewonne Kraft wirkte sich auf das ganze Team aus, sodass der Abstiegskandidat erneut das Spiel in die Hand nahm und abermals eine leichte Dominanz besaß, die schon bald nach Wiederanpfiff zum Anschlusstreffer führte: In der 50. Minute schloss Sottorf mit einem satten Schuss auf das Tor ab, doch Stefan Steen klatschte die Kugel nach vorne ab, wo Sergio Batista Monteiro angelaufen kam und freistehend aus sieben Metern zum 1:2 traf! Es schien so, dass in diesem Derby wieder alles drin war. Die meiste Zeit drängten die Barthel-Schützlinge auf das gegnerische Tor, schafften es aber nicht, das Runde nochmals ins Eckige zu befördern. Weder Tim Jeske oder Christian Okafor, der mehrfach an Steen scheiterte, noch Siebert gelang es, den Ausgleich herbeizuführen.

Großkopf: „Wir hatten heute das Quäntchen Glück und HR nicht"

HR-Keeper Mirko Oest ahnt das Eck, ist gegen Eggers' Versuch letztlich aber machtlos. Foto: KBS-Picture.de

Erst in den Schlussminuten kam Wedel nochmal etwas besser auf. Es entwickelte sich ein offener Schlagabtausch. Barthel: „Nach unserem letzten Spiel beim Klub Kosova wusste ich nicht, ob wir den Abstiegskampf überhaupt annehmen können, aber heute hat man wieder gesehen, dass die Mannschaft offensiv gut spielen kann.“ Schlussendlich fuhr Wedel jedoch freudig gen Heimat in die Nachbarschaft. Und da die Leistung nicht wirklich die eines klaren Gewinners war, stellte Großkopf auch klar: „Wir können glücklich sein, dass wir drei Punkte mitnehmen, denn heute haben wir das Quäntchen Glück gehabt und HR nicht. Ein 2:2 wäre nicht unverdient gewesen.“

Beim Gegner verschärft sich die Situation hingegen. Ausgerechnet der Ex-Klub, den Heiko Barthel im vergangenen Jahr noch in die Oberliga geführt hat, spuckte seinem neuen Team nun gehörig in die Suppe. In der Liga geht es für HR jetzt zum direkten Konkurrenten und wiedererstarkten FC Süderelbe. Der Trainer will davon allerdings noch nichts wissen: „Jetzt müssen wir erstmal schauen, wie wir den kaputten Rasen wieder hinbekommen und dann haben wir ein schweres Pokalspiel vor uns. Das ist es erstmal, was mich interessiert - und welche Spieler ich dann überhaupt noch zur Verfügung habe. Erstmal kommt das Pokalspiel und dann Süderelbe, womit ich mich jetzt noch nicht befasse. Aber ich würde am liebsten beide Spiele gewinnen.“

Alle Highlights gibt es hier im LIVE-Ticker!

Autor: Mathias Merk

Fotogalerie