Oberliga

„Aufopferungsvolle“ Alsterbrüder ärgern Altona – doch dann kommt Tobinski!

18. Februar 2024, 18:42 Uhr

Rasmus Tobinski (Mi.) drehte das Spiel zugunsten seiner Altonaer mit einem Doppelschlag zu Beginn der zweiten Halbzeit. Archivfoto: noveski.com

Als die Spieler des FC Alsterbrüder nach der Halbzeitpause aus der Kabine kamen, bildeten die Schaulustigen am Walter-Wächter-Platz – geschützt vom Dauerregen – unter dem Trakt ein regelrechtes Spalier. Wenn auch etwas unfreiwillig, so war der Beifall der Anhängerschaft doch deutlich hör- und vernehmbar. Der kleine David hatte den schier übermächtigen Goliath am Rande einer faustdicken Überraschung (alle Highlights im LIVE-Ticker). „Ich finde, dass wir in der ersten Halbzeit, obwohl wir fast nur gegen den Ball gespielt haben, die klar bessere Mannschaft waren. Wir haben aktiv gegen den Ball gespielt, waren körperlich, haben nicht eine einzige Torchance zugelassen – und auch nicht unverdient in Führung gelegen“, befand FCA-Coach Jörn Großkopf.

Dem Altonaer Fussball-Club fiel in der Tat nichts gegen das Bollwerk der Hausherren ein. Doch was genau hat es für den klar favorisierten Gast so schwer gemacht? „Ein sehr engagierter Gegner, der selbst fast nur in der eigenen Hälfte stand, dafür aber aufopferungsvoll gekämpft hat“, erwiderte AFC-Trainer Andreas Bergmann – und fügte an: „Die Jungs haben viel versucht, machen dann aber zwei ganz blöde Stellungsfehler. Und das Tor hat den Gegner natürlich noch stärker gemacht.“ Vor allem auf mentaler Ebene. Der schnelle Gegenangriff, der zum Erfolg für die Alsterbrüder führte, war durchaus sehenswert. Letztlich spitzelte Tim Algner den Ball unter starker Bedrängnis zu Lasse Lahrtz, der von halblinks nach innen zog, Lawrence Schön aussteigen ließ – und aus 17 Metern ins lange Eck schlenzte (21.)!

Tobinski dreht das Spiel

Veli Sulejmani (li.) brachte nach seiner Einwechslung mehr Schwung ins Spiel, staubte zum 3:1 ab - vergab aber auch einen Hundertprozenter. Archivfoto: noveski.com

Lahrtz veredelte vor annähernd 650 Zuschauern sogar noch einen weiteren tollen Angriff nach starkem Zuspiel von Lorenz Hertwig, stand aber offenbar im Abseits (39.). Der AFC fand keine Mittel, keine Lösung und wirkte gänzlich uninspiriert gegen einen kompakten Gegner. Dennoch: „Wir haben zur Halbzeit gesagt, dass wir eine gute Intensität haben und einfach daran glauben müssen, das Ding zu drehen, der Gegner bei unserer Intensität irgendwann müde wird, die Konzentration ein bisschen nachlässt und wir uns das immer wieder erspielen müssen“, so Bergmann, der sich nach Wiederanpfiff auf seinen Stürmer Rasmus Tobinski verlassen konnte.

Vom eingewechselten Moritz Grosche aus dem Halbfeld in Szene gesetzt, behauptete sich der Angreifer ganz stark gegen drei, vier Widersacher und schweißte trocken aus halbrechter Position ins lange Eck ein (52.)! Keine 240 Sekunden später stand Tobinski nach einem Solo von Armel Gohoua und einem Kopfball des ebenfalls zu Beginn des zweiten Durchgangs ins Spiel gekommenen Veli Sulejmani an den Pfosten genau da, wo ein Torjäger zu stehen hat – Spiel gedreht (56.)! „Da hatten wir eine ganz kurze Phase, in der die beiden Tore zu schnell aufeinanderfolgend gefallen sind. Und dann ist es gegen eine so gute Mannschaft schwer, den Hebel nochmal umzulegen. Wir haben dann zwar mehr in deren Hälfte gespielt, wobei die mit ihren Kontern natürlich auch fahrlässig umgegangen sind“, konstatierte Großkopf, der unmittelbar nach Wiederanpfiff sogar noch die Kopfballchance von Algner zum möglichen 2:0 sah. Diesmal entschärfte Dennis Lohmann aber (49.).

"Verdient - aber die haben uns das Leben schwer gemacht"

Alsterbrüder-Coach Jörn Großkopf klatschte nach Abpfiff jeden seiner Spieler im Mannschaftskreis einzeln ab. Foto: Kormanjos

„Nach dem 2:1 hatten wir dann wieder eine 20-minütige Phase, wo wir nicht ganz so souverän, sondern etwas zu unruhig waren und keine gute Ordnung hatten“, haderte Bergmann damit, dass seine Mannen ein Stück weit in den alten Trott verfielen. Dennoch machte der AFC nach einem Gohoua-Steckpass und dem uneigennützigen Querpass des freistehenden Pascal El-Nemr durch Sulejmani den Deckel drauf (81.)! „Es ist verdient, aber die haben uns das Leben schwer gemacht. Daraus können wir noch eine Menge lernen“, bilanzierte Bergmann.

Während Großkopf betonte: „Es nützt nichts, wenn ich jede Woche sage, dass wir gegen jede Mannschaft mitspielen können, aber keine Punkte holen. Ansonsten kann ich der Mannschaft vom Einsatz, von der Bereitschaft und von der Umsetzung des Matchplans überhaupt keinen Vorwurf machen. Und wir holen auch unsere Punkte. Nichtsdestotrotz haben wir aus den vier Spielen nach der Winterpause erst einen Punkt geholt. Die Mannschaft belohnt sich nicht – und das nervt mich vor allem für meine Mannschaft, weil die das echt gut macht.“

Autor: Dennis Kormanjos