Bezirksliga West

Aus 0:2 mach 3:2: Kein „Schwarz(er)“ Tag für Osdorf – aber für Falke wird’s düster!

20. Oktober 2023, 23:59 Uhr

Der Matchwinner am Blomkamp: Mit seinem Hattrick drehte Niklas Schwarz den 0:2-Rückstand gegen den HFC Falke fast im Alleingang in einen 3:2-Sieg für den TuS Osdorf. Foto: Malte Krause

Als dem TuS Osdorf die Zeit immer mehr davonlief und die 82. Spielminute bereits angebrochen war, sprühte Cemil Yavas noch immer vor grenzenlosem Optimismus. Der Liga-Manager der „Blomkampler“ gab sich beim Stand von 2:2 gegen den HFC Falke absolut siegessicher und prognostizierte den „Lucky Punch“ für den Tabellenführer der Bezirksliga West „in der 88. oder 89. Minute“. Und Yavas bewies hellseherische Fähigkeiten, als in der Tat inmitten der Vorhersage das Runde zu eben jenem Zeitpunkt den Weg ins Eckige fand und für einen hochverdienten Heimsieg des TuS sorgte (alle Highlights im LIVE-Ticker)!

Mit dem im vergangenen Spieljahr reaktivierten Claus Hencke und dem zu Beginn dieser Serie zurückgekehrten Ali Can Sommer sind lediglich zwei Mann verblieben, die mit dem TuS noch Oberliga-Luft schnuppern konnten. In der Startelf standen unter anderem mit Luca Hinze (Innenverteidiger) und Niklas Schwarz (Stürmer) zwei Akteure, die nicht nur während ihrer gesamten Jugend-Laufbahn, sondern auch in den ersten Herren-Jahren das Tor gehütet haben. Letzterer war vor dem Duell mit bereits elf erzielten Toren sogar bester Osdorfer Schütze in dieser Saison. Und Schwarz sollte auch an diesem komplett verregneten Freitagabend dafür sorgen, dass es für den „Falken“ düster wurde!

Schwarz steckt nicht auf und schädelt zum Sieg ein

„Drei Tore – unglaublich!“, geriet selbst sein Trainer Bennet Krause ins Schwärmen. „Eigentlich hat er sogar Vier gemacht“, sprach der Coach des TuS Osdorf auf die 80. Minute an, als Niklas Schwarz im Fallen zu einem Fallrückzieher ansetzte und das Spielgerät – mit Hilfe des rechten Innenpfostens – den Weg in die Maschen fand. „Diesen Fallrückzieher probiert er in jedem Training“, witzelte Krause. Der vermeintliche „Game Winner“ fand aber keine Anerkennung, da der Stürmer im Abseits gestanden haben soll. Zweifelhaft! Nur wenige Augenblicke später fand er im besten „Falken“, Torhüter Benito Rehling, seinen Meister (82.). Kein Grund für den 1,87 Meter großen Angreifer, den Kopf in den Sand zu stecken. Kurz vor Ultimo segelte eine Halbfeld-Flanke von links in die Mitte, Schwarz stieg in die zweite Etage – und schädelte zum Sieg ein (89.)!

"Haben noch einen reinen Goalgetter gesucht"

Auch Luca Hinze (re.) zeigte als ehemaliger Torwart seine fußballerischen Fähigkeiten und zeigte eine starke Leistung für den TuS. Foto: Malte Krause

„Ein typischer Blomkamp-Winner“, fühlte sich sein Cheftrainer an alte Zeiten erinnert. Auch Torben Krause sah „ein typisches Blomkamp-Spiel“, scheint vom alten Glanz nicht viel verloren gegangen zu sein. An diesem Freitagabend vor allem dank Niklas Schwarz. „Er hat mit meinem Bruder in Flottbek zusammengespielt und da schon ziemlich viele Tore gemacht. Wir haben zu Beginn der Saison noch einen reinen Goalgetter gesucht. Die ersten Wochen hatte er noch leichte Probleme mit dem ganzen Trainingsaufwand, der Physis, der läuferischen Leistung und der Arbeit gegen den Ball. Aber er hat sich auf jeden Fall schon gesteigert – und jetzt kommen auch noch die Tore dazu“, lobte Krause den Mann, der fast im Alleingang für die Wende sorgte.

"Das erste Tor kam aus dem absoluten Nichts, das zweite ebenfalls"

Eine Wende, die von Nöten war, weil der Gast aus dem absoluten Nichts nicht nur in Führung ging, sondern den Vorsprung nur kurz darauf ebenso aus dem Nichts sogar verdoppelte. Erst krönte Edmond-Abankwah Weiß ein Solo von Höhe der Mittellinie über die linke Seite mit einer angedachten Flanke, die sich über Hencke hinweg ins lange Toreck senkte (30.). Dann köpfte Niclas Schlafke eine Rechtsflanke von Kimon Drossinakis schulbuchmäßig zum 2:0 für den HFC ins rechte Eck und stellte das Geschehen gänzlich auf den Kopf (32.).

„Ich fand, dass wir eigentlich ganz gut reingekommen sind. Das ist ja immer die Gefahr, wenn man zwei so klare Siege mit jeweils sieben geschossenen Toren gefeiert hat, dass man dann so ein bisschen den Fokus verliert. Aber das Gefühl hatte ich nicht. Wir hatten eine gute Spielanlage, haben uns Chancen herausgespielt – und waren eigentlich voll da. Das erste Tor kam aus dem absoluten Nichts, das zweite ebenfalls“, blickte nicht nur Krause ungläubig drein. „Kompliment an die Mannschaft und Respekt, wie sie das abgeschüttelt hat und noch vor der Halbzeit egalisiert hat.“

Schwarz: Erst mit dem Schädel, dann mit einem satten Strahl

Hatte gut lachen: "Linksfuß" Niklas Schwarz zeigte am Freitagabend sein ganzes Repertoire und steht nun schon bei 14 Saisontoren. Foto: Malte Krause

Weil Schwarz postwendend eine perfekt getimte Hereingabe des starken Marlon Golinski am ersten Pfosten zum Anschluss einnickte (33.) und noch vor der Pause seine ganze Klasse unter Beweis stellte. In der Nähe des linken Strafraumecks kam der 25-Jährige an die Kugel und ließ aus 22 Metern einen ansatzlosen Strahl folgen, der im linken Winkel einschlug (41.)! Obwohl es das kurze Eck war, konnte Rehling dem Ball und dem Einschlag nur hinterherschauen!

„Wir wussten, dass Osdorf ein unangenehmer Gegner, der viel Dynamik mitbringt, ist. Darauf haben wir uns eingestellt und wollten gleich wach sein. Aus zwei Nicht-Chancen haben wir zwei Tore gemacht. Das muss man so offen sagen – und auch so fair sein, dass Osdorf völlig verdient gewonnen hat, weil wir es hinten nicht verteidigt bekommen haben und vorne keine Durchschlagskraft hatten“, bilanzierte Falke-Übungsleiter Sebastian Loether.

Der Mythos lebt - und wurde neu entfacht

Während Krause konstatierte: „In der zweiten Halbzeit haben wir uns ziemlich lange keine klaren Torchancen mehr rausgespielt – auch wenn wir klar spielbestimmend waren. Falke hat nur noch verwaltet und wollte den Punkt halten.“ So sei es „alles in allem ein verdienter Sieg“ gewesen. „Auch wenn es hintenraus ein paar Körner gekostet hat. Aber so wird die Saison weiterlaufen. Das müssen die Jungs lernen, dass es immer mal solche Nackenschläge und Dämpfer geben kann.“ Aber seine Osdorfer zeigten eine beeindruckende Moral und Mentalität, die sich in der kurzen Zeit nach der Neuformierung scheinbar schnell gefestigt hat. „Du gewinnst jetzt ein bisschen häufiger. Da ist dann auch ein anderes Selbstverständnis da und bringt natürlich auch mehr Spaß.“ Der Blomkamp bleibt der Blomkamp. Der Mythos lebt – und wurde gerade wieder neu entfacht!

Autor: Dennis Kormanjos